Alter Ortskern Sankt Augustin Stadt arbeitet an einer Revitalisierungs-Kur

SANKT AUGUSTIN · Menden - rund 11.000 Menschen wohnen in dem Sankt Augustiner Stadtteil. Es ist nach Niederpleis der zweitgrößte Ort der Stadt. Ein Ortsteil mit Wohnqualität, ein Ort mit Zukunft, aber auch einer mit Problemen, nicht zuletzt nach der Schließung des Supermarktes an der Burgstraße, der bezogen auf den Einzelhandel als das Herzstück Mendens gilt.

Menden gibt den Stadtplanern schon seit einigen Jahren zu denken. Nun soll der Ortsteil eine Vitalspritze erhalten und fit gemacht werden für die Zukunft. Wie das aussehen kann, darüber macht sich gerade ein Planungsbüro seine Gedanken. "Wir sind da mitten in der Arbeit", sagte Sankt Augustins Erster Beigeordneter Rainer Gleß bei der Vorstellung des nunmehr zweiten Zwischenberichts.

Die Planungen sind schon weit gediehen und viele Ideen eingearbeitet. Dieter Beele von der "H+B Stadtplanung" aus Köln stellte sie im Umwelt-Planungs- und Verkehrsausschuss vor. "Wir wollen, dass der Ortskern durch viele Aktivitäten belebt wird", sagte Beele. Dreh- und Nagelpunkt sei der Nahversorger auf der Burgstraße, ergänzte Gleß.

Der Eigentümer sei mit zwei ernsthaften Interessenten in Verhandlungen. "Das sieht sehr gut aus", so Gleß. Dem Vernehmen nach sollen Rewe und Edeka interessiert sein. Bei den Planungen für ein Stadtteilentwicklungskonzept für Menden spielt der Supermarkt eine entscheidende. Ohne ihn werde das Revitalisierungskonzept nicht greifen, so die Befürchtung der Politik. Im Kern geht es um fünf Schwerpunkte:

l Markt und Marktstraße: Die Bushaltestelle wird verlegt und barrierefrei neu angelegt. Das schafft Platz für Wochenmarkt und Veranstaltungsplatz mit Außengastronomie. Vorstellbar für die Stadt ist, dort ein Grundstück zu bebauen, um einen Drogeriemarkt anzusiedeln. Die vorhandenen Parkplätze würden dann weiter nach hinten verlagert.

Zudem soll eine bessere Verbindung zwischen Burgstraße und Markt mit einem kleinen Platz geschaffen werden, um auch den Supermarkt besser anzubinden. Die Planer schlagen überdies vor, Bürgergärten anzulegen, wofür dann Vereine oder Schulen die Patenschaft übernehmen könnten. Auch ein offener Bücherschrank könnte aufgestellt werden. Der Platz könnte temporär auch als "Open Air Gallery" genutzt werden.

Siegstraße

Die Siegstraße soll einen Fahrradschutzstreifen erhalten und auf Markthöhe eine Querungshilfe bekommen, um auch den Hofladen anzubinden. Überdies müsse die Signalsteuerung der Ampel an der Ecke Burg-/ Siegstraße erneuert werden. "Hier muss der Verkehr flüssiger laufen", so Beele.

Alter Friedhof

Der alte Friedhof ist ein Denkmal und dient derzeit als Park. Er soll aber wieder als Bestattungsort - etwa mit gärtnergepflegten Themengärten oder Memoriamgärten - genutzt werden. Dazu müssten indes mindestens sechs Parkplätze im Eingangsbereich angelegt werden. Ein anderer Vorschlag ist, den alten Friedhof als Skulpturenpark zu nutzen.

Augustinusstraße

Vorgeschlagen wird, auf der begrünten Fläche an der Ecke Wilhelm-Mittelmeier-Straße zusätzliche Parkplätze anzulegen, um die Parkplatznot an der Burgstraße abzumildern. Alternativ könnte dort aber auch ein Bürgergarten realisiert werden. Das stößt indes auf Kritik in der Politik.

Werbegemeinschaft

Beele hält es für unverzichtbar, dass sich wie in Hangelar auch in Menden eine Werbegemeinschaft gründet. Erste Versuche, die Geschäftsleute dafür zu interessieren, hat es schon gegeben. Vor kurzem trafen sich Einzelhändler, initiiert von der Stadt und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Peter Schell, Vorsitzender des Werbekreises Hangelar, berichtete von seiner Arbeit. "Das Interesse ist da", resümierte Gleß.

Viele der ausgearbeiteten Vorschläge sind aus der Diskussion mit den Bürgern entstanden und in die bisherige Planung eingearbeitet worden. In einem nächsten Schritt sind nun wieder die Bürger gefragt, deren Anregungen dann nach politischer Beratung in das endgültige Handlungskonzept fließen sollen. Ein Antrag der Grünen, unter anderem alternative Standorte im alten Ortskern für den Supermarkt zu prüfen, wurde einstimmig angenommen.

Das sagen die Politiker

Grundsätzlich stößt der Revitalisierungsprozess für Menden auf große Zustimmung, wobei das nicht auf alle Vorschläge zutrifft.

Lutz Pageler (CDU): "Auf dem Markt einen Wochenmarkt zu etablieren, ist eine sehr gute Idee, ebenso, verschiedene Tempo-30-Zonen einzurichten. Ein zusätzliches Gebäude dort finden wir nicht so gut. Dadurch wird die Fläche zu sehr geteilt. Parkraum an der Augustinusstraße zu schaffen, macht aus unserer Sicht wenig Sinn."

Jörg Kourkoulos (SPD): "Den Marktplatz neu zu gestalten, ist richtig. Die Burgstraße braucht als Ergänzung einen Gegenpol. Einen Drogeriemarkt sollte man besser an der Burgstraße ansiedeln und nicht am Markt. Die Grünfläche an der Augustinusstraße sollte erhalten bleiben. Parkplätze sind da falsch. Dort könnte man aber einen Bücherschrank aufstellen."

Stefanie Jung (FDP): "Luxusvarianten wie einen Skulpturenpark auf dem alten Friedhof unterstützen wir nicht. Eine Drogeriemarkt am Markt finde ich gut. Bürgergärten sind grundsätzlich auch eine schöne Idee, aber wir brauchen sie dort nicht. Das hätte man mit dem "Grünen C" schon realisieren können. Die Parkplätze dort müssen erhalten bleiben. Der Bücherschrank ist da falsch platziert."

Wolfgang Köhler (Aufbruch): "Es ist toll, wie viele Ideen die Bürger eingebracht haben. Man müsste eigentlich ein ganzes Karree Burg-/Sieg-/Marktstraße planen. Als Option sollte man den Nahversorger auf dem Marktplatz unterbringen oder den Hauptzugang zum Markt legen. Die Idee am Marktplatz zu bauen, finde ich charmant."

Martin Metz (Grüne): "Man sollte sich auf jeden Fall viele Optionen offenhalten. Der Erfolg hängt im Wesentlichen davon ab, ob wieder ein Nahversorger im Kaiser's Markt etabliert werden kann. Wichtig ist es, alternative Standorte dafür zu prüfen. Leider sind nirgendwo Fahrradabstellmöglichkeiten eingeplant."

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