Kinderklinik Sankt Augustin Serratia-Keim aufgetreten - Experten suchen nach Infektions-Quelle

SANKT AUGUSTIN · In der Kinderklinik Sankt Augustin ist der Serratia-Keim aufgetreten. Eine entsprechende Information des General-Anzeigers bestätigte am Mittwoch Kreissprecherin Rita Lorenz. Das Kreisgesundheitsamt war bereits am 28. Dezember von der Asklepios-Klinik darüber informiert worden und hat die notwendigen Untersuchungen durchgeführt.

"Es ist richtig, es handelt sich um den Serratia-Keim", so Lorenz. Bedrohlich sei die Situation in der Klinik derzeit aber nicht. Laut Lorenz war der Keim auf der Neugeborenen-Station aufgetreten und hatte bei fünf Frühgeborenen eine Bindehautentzündung an den Augen ausgelöst. "Die Babys sind erfolgreich mit einem Antibiotikum behandelt worden, zwei sind bereits entlassen", so Lorenz. Drei Kinder seien noch im Krankenhaus. "Aber deshalb, weil sie noch zu klein sind." Woher der Keim komme, wisse man derzeit noch nicht. "Danach wird jetzt fieberhaft gesucht."

Wie gefährlich und lebensbedrohlich ein Serratia-Keim sein kann, zeigen die Hygiene-Skandale am Bremer Klinikum Mitte und der Berliner Charité. 2011 und 2012 sind insgesamt sechs frühgeborene Babys gestorben, einige an einer durch den Keim ausgelösten Blutvergiftung. "Das war aber laut Hygiene-Institut der Universität Bonn ein anderer Serratia-Keim.

Die Entzündungen der Kinder in der Kinderklinik sind nicht lebensbedrohlich gewesen", sagte Rudi Schmidt, Sprecher des Krankenhaus-Trägers Asklepios mit Sitz in Hamburg. Alle Kinder seien wohlauf. Der Keim habe zu einer oberflächlichen Infektion am Auge geführt, die sich mit einem Antibiotikum einfach kurieren lässt.

"Zwei Verdachtsfälle gibt es noch, aber auch hier geht es den Kindern gut", so Schmidt. Die genaue Ursache sei erst nach Abschluss der Untersuchungen der Abstriche zu benennen. Sämtliches Untersuchungsmaterial sei asserviert und in die Mikrobiologie eingeschickt worden.

"Das Hygiene-Institut schließt mit überwiegender Wahrscheinlichkeit eine Übertragung durch das Personal aus, da der Keim sonst bei mehreren Patienten und auch an anderen Körperstellen aufgetreten wäre", sagte Schmidt. Überdies seien Augeninfektionen bei Neugeborenen häufig. "Infektionen dieser Art lassen sich heutzutage in vielen Kliniken leider nie zu 100 Prozent ausschließen. In der Kinderklinik Sankt Augustin ist dies das erste Mal", so Schmidt weiter.

Eine Stunde, nachdem die Klinik pflichtgemäß das Kreisgesundheitsamt am vergangenen Freitag informiert hatte, waren die Amtsärzte bereits vor Ort, um mit dem zuständigen Chefarzt und einer Krankenhaushygiene-Expertin vom Hygiene-Institut der Uni Bonn die notwendigen Maßnahmen einzuleiten.

Die Kinder wurden von der Neugeborenen-Station isoliert und auf die Mutter-Kind-Station verlegt. Die Neugeborenen-Station wurde intensiv desinfiziert. "Derzeit werden Umgebungsuntersuchungen durchgeführt, um die Quelle zu finden", sagte Lorenz. Das Ergebnis stehe aber noch aus. Überdies seien Personal, Angehörige und Eltern in Sachen Krankenhaus-Hygiene unterwiesen und aufgefordert worden, sich immer wieder gründlich die Hände zu waschen und zu desinfizieren.

Beim Serratia-Keim handelt es sich um ein Darmbakterium, das vor allen Dingen bei Kindern und immungeschwächten Menschen zu lebensdrohlichen Erkrankungen führen kann. Es kommt in der Darmflora von Menschen und Tieren vor, aber auch in der Umwelt wie im Boden, Wasser, in Pflanzen und Nahrungsmitteln. Meist ist es harmlos, können aber eben auch wegen mangelnder Hygiene zu Krankenhausinfektionen führen.

Die Keime kommen relativ häufig vor, wie alle Darmbakterien. Praktisch nach jedem Toilettengang, wenn die Hände nicht richtig gewaschen wurden, können sie übertragen werden. Bei Frühgeborenen ist das Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt und ihre Haut ist viel dünner, deshalb können Keime leichter eindringen und sind viel gefährlicher als für ältere Kinder oder Erwachsene.

Eltern gesunder Kinder, die sichergehen wollen, sollten ihre Kinder zum regelmäßigen, gründlichen Händewaschen mit Seife - vor allem nach dem Toilettengang und vor dem Essen - anhalten und das auch selbst beherzigen.

Serratia marcescens
Serratia marcescens ist ein Darmkeim, der häufig im Boden und im Wasser, bei Menschen, Tieren und auch Pflanzen vorkommen kann. Er ist meist harmlos. Bei gesunden Menschen führt der Kontakt normalerweise nicht zu einer Erkrankung. Bei geschwächtem und noch nicht vollständig entwickeltem Immunsystem kann er allerdings Entzündungen hervorrufen und mitunter lebensbedrohliche Erkrankungen auslösen.

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