Sankt Augustin Schulen wollen keine Gesamtschule in Niederpleis

SANKT AUGUSTIN · Die Gesellschaft wird älter, und immer weniger Kinder werden geboren. Die demografische Entwicklung stellt die Kommunen vor große Herausforderungen, insbesondere mit Blick auf die Schullandschaft.

 Zu einer Sekundar- oder Gesamtschule könnten Real- (links) und Hauptschule in Niederpleis zusammengeführt werden, wenn deren Existenz gefährdet ist.

Zu einer Sekundar- oder Gesamtschule könnten Real- (links) und Hauptschule in Niederpleis zusammengeführt werden, wenn deren Existenz gefährdet ist.

Foto: Michael Lehnberg

Der Sankt Augustiner Schulausschuss hat am Mittwochabend den Schulentwicklungsplan 2013 bis 2019 beschlossen. Folgt man den Empfehlungen des Schulentwicklungsplaners Wolf Krämer-Mandeau, dann wird sich wohl so einiges ändern. Einschneidend kann das für das Schulzentrum in Niederpleis werden, wo das Albert-Einstein-Gymnasium (AEG), die Hauptschule und die Realschule Niederpleis ansässig sind.

Die Schülerzahlen für die Haupt- und Realschule, so prognostiziert der Gutachter, werden sich besorgniserregend zurückentwickeln und mittelfristig Handlungsbedarf erzeugen. "Die beiden Schulen haben von der Alleinstellung nach der Gesamtschulgründung nicht profitieren können", so Krämer-Mandeau.

Sein Vorschlag: Haupt- und Realschule zu einer zweiten Gesamtschule zusammenlegen. "Das bedarf allerdings einer einmütigen Entscheidung und einer guten Vorbereitung", so Krämer-Mandeau. Eine Sekundarschule greife bei den markanten Veränderungen in der Region zu kurz, weil fast flächendeckend - mit Gymnasium und Gesamtschule - so weit wie möglich nur noch Abiturschulen vorgehalten würden. Gleichwohl plädiert Krämer-Mandeau für eine "völlig ergebnisoffene Diskussion".

Trotz der großen Umstellung in der Region entwickelten sich die Sankt Augustiner Gesamtschule sowie die beiden Gymnasien, Albert-Einstein- und Rhein-Gymnasium, weiterhin vierzügig. Die drei neuen Gesamtschulen in Hennef, Königswinter und Siegburg werden laut Gutachter ihre Wirkung erst im zweiten oder dritten Jahr entfalten.

Mit seiner Meinung, eine Gesamtschule am Schulzentrum Niederpleis ins Auge zu fassen, steht Wolf Krämer-Mandeau indes ziemlich alleine da. Sowohl die Politik als auch AEG und Realschule sind dagegen. "Das wird in Sankt Augustin auf großen Widerstand stoßen", glaubt Martin Metz, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Jürgen Kammel von der FDP sprach sich vehement gegen derartige Überlegungen aus.

"Wir werden dem Schulentwicklungsplan deshalb nicht zustimmen." Auch für die CDU ist das keine Option. Gleichwohl könne man den Plan auf den Weg bringen. "Wir beschließen hier und heute ja keine einzelnen Projekte, sondern nur die Basisdaten", sagte Axel Grzeszkowiak. Die Verwaltung solle jetzt erst einmal die vom Gutachter aufgeführten Handlungsoptionen prüfen. "Und dann sehen wir weiter."

Auch das AEG wie die Realschule Niederpleis haben sich in ihren Stellungnahmen klar gegen eine Gesamtschule positioniert. Sollte sich in den kommenden Jahren eine Existenzgefährdung der Hauptschule Niederpleis abzeichnen, könne man durchaus über eine Sekundarschule nachdenken, meint AEG-Schulleiter Christoph Lorenz.

Zumal das Schulgesetz eine Kooperation mit einem Gymnasium vorschreibe. Eine Gesamtschule hingegen am selben Standort bringe klare Nachteile mit sich. "Eine funktionstüchtige gymnasiale Oberstufe, aufgetrennt in zwei Schulen, kann nur mit großem Aufwand an Kooperation erreicht werden", so Lorenz. Das gehe zulasten von Unterricht, Beratung und Förderung.

"Ich halte eine Gesamtschule in Niederpleis für sehr aussichtslos", sagte Metz, der sich eine Sekundarschule vorstellen könnte. Das ist für Realschulleiterin Brunhild Hersel-Everding auch keine Option. "Unsere Schule ist bestens für die Zukunft aufgestellt", sagte sie mit Blick auf die Auszeichnungen als "MINT-Realschule" und als "Schule der Zukunft". Auch das Berufswahlsiegel habe die Schule verliehen bekommen. "Die Schülerzahlen werden konstant bleiben", so Hersel-Everding.

Eine Reduzierung der Zügigkeit an den beiden Grundschulen in Hangelar - insgesamt nur drei statt bisher vier Züge - sehen die Politiker wie die Schulen nicht. Der Gutachter hingegen erwartet stark zurückgehende Schülerzahlen und sieht für das kommende Schuljahr nur noch 79 Anmeldungen, 2015/16 gar nur noch 56.

Die städtische Förderschule, die Gutenbergschule, soll erhalten bleiben und künftig eine Regionalversorgung für die Nachbarkommunen übernehmen. Interessant ein Vorschlag von Susanne Schleebaum, Leiterin der Hauptschule Niederpleis: Man solle doch darüber nachdenken, ob aus der Gutenbergschule nicht ein Kompetenzzentrum für Inklusion werden könne.

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