Weihnachtsbäckerei Sankt Augustin Schuften in der Keksfabrik Lassche

SANKT AUGUSTIN · Hinter die Kulissen mit dem GA: In der Keksfabrik Lassche geht es in der Weihnachtszeit wenig besinnlich zu. Die Produktion der zahlreichen Plätzchen läuft auf Hochtouren.

 In der Keksfabrik herrscht vor Weihnachten Hochkonjunktur.

In der Keksfabrik herrscht vor Weihnachten Hochkonjunktur.

Foto: Holger Arndt

Das Geheimnis sind die Mandeln. Sie bleiben auf dem Mürbeteig kleben. Durch den elf Meter langen Backofen, auf den Abkühlwagen und selbst nach einem recht unsanften Sturz in die Keksschachteln: Die "Mandeltaler" der Sankt Augustiner Keksfabrik Lassche zerbröseln nicht.

"Das ist die Spezialiät unserer Produktion", sagt Cliff Lassche. "Viele Großbetriebe der Lebensmittelkonzerne bekommen das nicht hin." In der Weihnachtsbäckerei mitten im Sankt Augustiner Industriegebiet geht es wenig besinnlich zu. Im Advent herrscht hier Hochbetrieb.

240 Kilo Mürbeteig warten in der großen Metallschüssel auf die Verarbeitung. Maschinen pressen den Teig zu Sternchen oder Kugeln. Der Rest ist Handarbeit: Gelee-Kirschen auf die Buttersterne, Nüsse auf die Nusstaler. "Wir backen unsere Kekse ohne viel Firlefanz", sagt Lassche, "aber mit guten Zutaten".

In Eimern und Säcken am Rand der Backstube lagern Marzipan, Haferflocken, kandierter Ingwer und Schokolade. In der Hauptproduktionszeit zwischen September und Dezember ist die ganze Nachbarschaft in verlockenden Plätzchenduft gehüllt. Seit den 70er Jahren backt die Familie Lassche in Niederpleis. "Es gibt kaum noch mittelständische Keksfabriken", sagt Juniorchef Cliff Lassche. "Das ist schon ein echtes Nischenprodukt." In der Hauptsaison backen hier 25 Mitarbeiter.

Die Sankt Augustiner liefern ihre Kekse unter anderem an Bäckereien und Cafés, die Butterherzen und Mandeltaler finden sich außerdem auf den Tischen in Konferenzsälen und Besprechungsräumen. Offenbar schmeckt das Gebäck parteiübergreifend: Sowohl CDU als auch SPD lassen sich seit dem Regierungsumzug laut Lassche ihre Kekse aus Sankt Augustin nach Berlin schicken.

Vor Weihnachten versorgen sich Privatkunden im werkseigenen Fabrikverkauf mit Süßem. Das Familienunternehmen knüpft derzeit erste Kontakte zum Einzelhandel, um mehr Kunden für seine Kekse zu finden.

Denn Plätzchen sind Saisonware. Im Sommer kehrt in der Backstube Ruhe ein. Dann kann der 26-jährige Cliff Lassche in der Versuchsküche experimentieren. Der Keksfabrikant in dritter Generation sucht den geschäftlichen Durchbruch: das Sommer-Plätzchen. So viel verrät der gelernte Industriekaufmann: Erdbeeren und Joghurt haben sich als vielversprechende Zutaten erwiesen.

Cliff Lassche ist mit Plätzchenduft groß geworden. Das Wohnhaus der Keksfabrikanten liegt direkt neben der Backstube. Ein Kindertraum. Oder doch nicht? Für ein Leben zwischen Butterherzen und Vollnusstalern ist der 26-Jährige erstaunlich schlank. "Als Kind musste ich vor dem Naschen immer meine Eltern fragen", sagt er. Auch heute halte sich die Selbstbedienung in Grenzen: "Ab und zu mal ein Keks warm vom Blech", sagt er.

Sein Großvater Jakob Lassche legte den Grundstein für das Familienunternehmen. Der gebürtige Holländer kam nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland und arbeitete im Rheinland erst einmal in einer etwas anderen Keksproduktion - er backte Hundekuchen. Doch in den 70er Jahren baute Lassche senior seine Plätzchen-Backstube in Niederpleis auf. Heute steuert sein Sohn Harry mit Tochter, Sohn Cliff und Schwiegersohn die Weihnachtsbäckerei in Sankt Augustin.

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