Deutsche Segelflugmeisterschaft Schäfchenwolken und die Thermik

SANKT AUGUSTIN · Segelfliegerin Sabrina Voigt vom Aeroclub Bonn/Hangelar gewinnt die Deutsche Segelflugmeisterschaft.

 Im Schulflugzeug: Die Deutsche Meisterin Sabrina Voigt auf dem Flugplatz in Hangelar.

Im Schulflugzeug: Die Deutsche Meisterin Sabrina Voigt auf dem Flugplatz in Hangelar.

Foto: Michael Lehnberg

Ein Segelflugzeug ist für Sabrina Voigt fast so etwas wie das zweite Zuhause. Mehr als 2000 Flugstunden hat die 28-Jährige unter der Plexiglas-Kuppel gesessen und so um die 60 Außenlandungen ohne größere Schrammen absolviert. Segelfliegen ist ihre Passion, und darin will sie immer die Beste sein - was sie auch ist. Gerade hat sie bei den Deutschen Meisterschaften der Frauen im Segelfliegen den Titel in ihrer Klasse geholt, der sogenannten Clubklasse, in einem Flugzeug, das 30 Jahre alt ist.

"Diese Klassen werden nach Leistung der Flugzeuge eingeteilt. Moderne Flugzeuge fliegen schneller und sind dann in einer anderen Klasse", erzählt die junge Frau, die Maschinenbau studiert hat und als wissenschaftliche Assistentin am Fraunhofer Institut in Aachen tätig ist. "Mein Flugzeug gehört zur ersten Generation der Kunststoff-Flugzeuge aus Glasfaser", sagt sie.

Gehört Glück dazu? Immerhin muss ja auch die nötige Thermik da sein. "Ein bisschen Glück gehört immer dazu", sagt Voigt. Aber eben auch viel Können und Erfahrung. Bei den Deutschen Meisterschaften seien es aber schon 95 Prozent Können gewesen. Für die Titelkämpfe auf dem Flugplatz Stölln bei Rhinow in Brandenburg hatte sie sich gut vorbereitet. "Um einen solchen Erfolg zu haben, muss man viel, viel, viel fliegen und viele Wettbewerbe geflogen haben", sagt Voigt. Der Titel bei der DM ist zugleich die Qualifikation für die Weltmeisterschaften im nächsten Jahr in Dänemark.

Wer es am schnellsten schafft, bekommt 1000 Punkte

15 Jahre war sie alt, als ihr Vater, ein begeisterter Segelflieger, der selbst erst ein Jahr geflogen war, sie das erste Mal mit in die Luft nahm. "Da habe ich sofort Blut geleckt", sagt die 28-Jährige, die auch gerne in den Bergen mit dem Gleitschirm ins Tal schwebt. Da muss auch schon ganz viel Talent dabei sein, um Thermik zu finden und mit dem Flugzeug im "flow" zu bleiben. In Stölln war das Wetter schlecht. Normalerweise geht eine Deutsche Meisterschaft über zwölf Wertungstage.

"Wir konnten aber nur vier Tage fliegen", sagt Voigt. Je nach Wetter müssen die Teilnehmer zwischen 100 und 500 Kilometer zurücklegen. Wie weit, entscheiden die Wettkampfrichter. Am Ende eines Tages gewinnt diejenige, die am schnellsten geflogen ist. "Wer es am schnellsten schafft, bekommt 1000 Punkte. Am Ende der Wertung wird zusammenaddiert", erklärt Voigt. Wichtig für einen schnellen Flug sei die Thermik, die man nicht sieht in der Luft. Aber wie findet man sie? "Wenn es Schäfchenwolken gibt, weiß ich, dass sie da ist", sagt Voigt. Ansonsten steigt sie dort hoch, wo die Sonne etwa auf große Betonflächen getroffen ist oder am Waldrand.

Verflogen hat sie sich nicht in Stölln, dort wo der Flugpionier Otto LiIienthal im 19. Jahrhundert seine Flugversuche gemacht hat und 1896 in den Tod gestürzt ist. Sabrina Voigt hat auch großen Respekt vor dem Fliegen. "Den darf man nie verlieren. Da muss man 100 Prozent konzentriert sein." Das war sie bei den Meisterschaften. Der Lohn neben der Qualifikation für die WM - die Nominierung für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft. Und was kommt jetzt? "Weltmeisterin zu werden, wäre schon schön."

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