Wahl des CDU-Landratskandidaten Sankt Augustiner CDU sauer auf Siegburger Parteikollegen

RHEIN-SIEG-KREIS · Die Wahl des Landratskandidaten bei der CDU hat wohl ein Nachspiel. Die Sankt Augustiner CDU ist verärgert über die Siegburger Parteifreunde. Grund ist ein Schreiben des Siegburger CDU-Vorstandes an die Mitglieder im eigenen Stadtverband. Darin wird die Wahl des Königswinterers Sebastian Schuster empfohlen.

 Die drei Kandidaten (von links): Georg Schell, Hildegard Schneider und Sebastian Schuster.

Die drei Kandidaten (von links): Georg Schell, Hildegard Schneider und Sebastian Schuster.

Foto: Ingo Eisner

Das bringt die Augustiner noch nicht auf die Palme - vielmehr ist es eine Passage, in der der Sankt Augustiner Kandidat Georg Schell in einen Zusammenhang mit dem 2004 wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe verurteilten Müll-Manager Karl-Heinz Meys, ebenfalls aus Sankt Augustin, gebracht wird. So empfinden es jedenfalls die Sankt Augustiner Christdemokraten, die nach GA-Informationen erwägen, den CDU-Kreisverband einzuschalten.

In dem Schreiben, das dem GA vorliegt, empfehlen der Siegburger CDU-Vorsitzende Martin Rosorius, Bürgermeister Franz Huhn, der Fraktionsvorsitzende Jürgen Becker und der stellvertretende Kreistagsfraktionsvorsitzende Michael Solf den Parteimitgliedern, Sebastian Schuster zu wählen. Dieser ist Vorsitzender der Kreistagsfraktion und sitzt seit 1989 im Kreistag. "In einer Zeit, in der sich Siegburg gegenüber Nachbarkommunen behaupten muss, ist es wichtig, einen Landrat zu haben, dessen langjährigen Erfahrungen wir vertrauen können", heißt es in dem Brief. "Sebastian Schuster kennt Siegburg, wir kennen ihn."

Dann kommt die Passage, die die Sankt Augustiner in Rage bringt: "Er (Schuster) hat als neuer Aufsichtsratsvorsitzender der RSAG - zusammen mit der neuen Geschäftsführerin, Frau Decking, - die durch die kriminellen Umtriebe des früheren RSAG-Geschäftsführers, Karl-Heinz Meys (ehem. Sankt Augustiner KT-Abgeordneter), in schlimme Schieflage geratene RSAG wieder ins Lot gebracht. Wir erinnern uns: Seinerzeit, in den 80er Jahren, hatten in der CDU nur Rolf Krieger und Michael Solf gegen die Wahl von Herrn Meys gestimmt", heißt es in dem Schreiben. Krieger und Solf sind Siegburger.

Ein paar Zeilen weiter unten wird in dem Schreiben erwähnt, dass sich der Sankt Augustiner CDU-Fraktionschef Georg Schell und Hildegard Schneider, Vorsitzende der CDU-Kreis-Frauenunion, ebenfalls um die Kandidatur für das Landratsamt beworben hätten. Schell wollte das Schreiben am Dienstag auf Anfrage nicht kommentieren, ebenso wenig der Vorsitzende des Stadtverbandes, Axel Grzeszkowiak.

Dienstagabend kamen die Sankt Augustiner CDU-Spitzen zusammen, um das weitere Vorgehen abzusprechen. "Wir haben kurzfristig Kenntnis von dem Schreiben erhalten und können zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Stellungnahme abgeben", so Pressesprecher Sascha Lienesch am Abend.

Der Siegburger CDU-Vorsitzenden Martin Rosorius kann den Ärger in der Nachbarstadt nicht nachvollziehen: "Wir haben nichts Negatives über Georg Schell geschrieben, der ein wirklich guter Kandidat war", sagte er auf Anfrage. Vielmehr habe die Siegburger CDU durch den Bezug auf Meys nur den "Hinweis, dass wir in der Vergangenheit mit unseren Empfehlungen richtig lagen", geben wollen. Dass die Siegburger Sebastian Schuster so deutlich unterstützten, begründete Rosorius damit, dass dieser "für uns bekannt und berechenbar" sei. "Auch die Augustiner haben für ihren Kandidaten massiv getrommelt und Reisebusse gechartert", sagte er. Die Siegburger CDU war nach Rosorius' Aussage am Samstag mit 180 Mitgliedern in die Lohmarer Jabachhalle gereist, um den Landratskandidaten zu wählen.

Sebastian Schuster hatte die Wahl mit 411 von gültigen 739 Stimmen gewonnen, auf Georg Schell entfielen 267 Stimmen, auf Hildegard Schneider 61. Die Kreisvorsitzende der CDU, Elisabeth Winkelmeier-Becker, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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