Typisierungsaktion im Rathaus Sankt Augustin hilft dem kleinen Kenneth

SANKT AUGUSTIN · Der kleine Kenneth braucht dringend einen Stammzellenspender. Deshalb organisierten seine Eltern am Sonntag mit Hilfe der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) eine große Typisierungsaktion, bei der sich 315 Menschen neu registrieren ließen.

 Hilfe für Kenneth: Stephan Meyer (links) vom Junggesellenverein Meindorf lässt sich typisieren.

Hilfe für Kenneth: Stephan Meyer (links) vom Junggesellenverein Meindorf lässt sich typisieren.

Foto: Arndt

Der sechsjährige Kenneth lacht, zeigt dabei seine Erstklässler-Zahnlücke und ruft: "Ich mach das, Mama." Er legt ein Band um den Arm von Rudolf Haß, damit Hildegard Haß-Stötzel ihrem Mann Blut abnehmen kann. Die beiden Meindorfer adoptierten die Jungen Kenneth und Frederick 2010 aus einem Waisenheim in Uganda.

Wenn Kenneth durch den Sankt Augustiner Ratsaal rennt, ist es schwer, sich vorzustellen, dass er im Dezember letzten Jahres nach einem Schlaganfall linksseitig gelähmt war. Seitdem steht fest, dass er Blutkrebs hat, und seitdem suchen er und seine Familie nach einem geeigneten Stammzellenspender. Deshalb organisierten seine Eltern am Sonntag mit Hilfe der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) eine große Typisierungsaktion, bei der sich 315 Menschen neu registrieren ließen.

Stephan Meyer aus Meindorf war einer der ersten Spender am Sonntagmorgen. Er kam mit seinem Junggesellenverein. "Wir kennen die Familie, und es ist selbstverständlich, dass wir mitmachen", sagte er, als er sich von der ehrenamtlichen Helferin Michaela Florin den vorläufigen Spenderausweis ausstellen ließ. Bei der Typisierung werden fünf Milliliter Blut abgenommen, die dann ins Labor geschickt und anonymisiert in die Spenderdatenbank aufgenommen werden.

"Vor drei Jahren erfuhr ich, dass ich für eine Patientin in Frage komme und habe Stammzellen gespendet", berichtet Florin: "Es war total emotional, denn mit den Gedanken war ich beim Empfänger." Die Chance, dass die Gewebemerkmale von zwei Menschen übereinstimmen, liege im günstigsten Fall bei 1:20 000, so Rabea Karthoff von der DKMS. Deshalb sei es so wichtig, dass sich möglichst viele potenzielle Spender typisieren lassen. Stammzellen sind Teil des Immunsystems und werden vom Körper selbst wieder neu gebildet.

Auch die beiden prominenten Schirmherren der Typisierungsaktion ließen sich registrieren. Der Comedian Dave Davis, der selbst Wurzeln in Uganda hat, sagte: "Klar bin ich dabei. Kenneth ist doch mein Landeskollege und das Engagement der Eltern ist echt cool." Kurze Zeit später füllte sich ein kleines Glas mit dem Blut des CDU-Bundestagsabgeordneten Norbert Röttgen. "Ich möchte mehr Menschen überzeugen, sich als Stammzellenspender registrieren zu lassen", sagte er. Röttgen hatte die Familie schon bei ihrer komplizierten Wiedereinreise aus Uganda unterstützt. Das Auswärtige Amt wollte dem Jungen kein Visum ausstellen. Zwei Jahre wartete die Familie in Uganda auf die Einreisegenehmigung.

"Kenneth hat immer Glück gehabt", sagte Rudolf Haß. Er wurde als Baby halb verhungert in einem Sammeltaxi gefunden und in ein Waisenheim gebracht. Dort überlebte er eine Lungenentzündung, an der jedes fünfte Kind in Uganda stirbt. Seit Dezember bekommt er alle vier Wochen eine Bluttransfusion in der Kinderklinik und "trinkt jeden Abend den teuersten Cocktail des Hauses" mit einem Mittel, das das überschüssige Eisen im Blut eliminiert, so Haß. Doch ohne Stammzellenspender bleiben Kenneth höchstens noch eineinhalb Jahre.

Die Eltern freuten sich über jeden Teilnehmer der gestrigen Aktion. Eine Typisierung kostet jedoch fünfzig Euro, weshalb auch Geldspenden benötigt werden. Die Elterninitiative krebskranker Kinder Sankt Augustin spendete 3750 Euro. 1000 Euro gab Dirk Johann Merx von der Sankt Augustiner Axa Generalvertretung. Er könne Kenneths Eltern sehr gut verstehen, da seine Frau gerade eine Stammzellentransplantation hinter sich habe, so Merx. Mit Spenden von Teilnehmern kamen zusätzlich 2100 Euro zusammen.

Frank Bagambisa, ein ugandischer Freund der Familie, verriet einen Segensspruch auf Luganda, einer Sprache Ugandas. Kenneth, seiner Familie und allen krebskranken Menschen ist also zu wünschen: "mubeere némirembe - das Glück sei mit euch."

i Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.dkms.de. Die DKMS hat ein Spendenkonto eingerichtet. Stichwort "Kenneth", IBAN: DE84 3705 0299 0000 3917 51.

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