Südarkaden in Sankt Augustin Sanierungsstau und Leerstand im einstigen Vorzeigeprojekt

SANKT AUGUSTIN · 20 Jahre ist es her, dass die Südarkaden in Sankt Augustin gebaut worden sind. Die Ladenzeile, die sich in dem Wohn- und Geschäftsgebäude zwischen Huma und von-Claer-Straße befindet, war für den gehobenen Bedarf gedacht. Was ist daraus geworden? Bilanz des einstigen Vorzeigeprojekts fällt bei Geschäftsleuten eher negativ aus.

Man sieht den Südarkaden an, dass sie in die Jahre gekommen sind. Die einst weiße Fassade hätte einen neuen Anstrich verdient. Fluktuationen bei Mietern und Geschäftsleuten in der Ladenzeile gehören seit der Eröffnung des Ensembles zum Wohnen und Einkaufen dazu. Auch aktuell sind nicht alle Ladenlokale belegt in der einst so innovativen neuen Anlage, die mit dem Slogan "Wohnen wie im Süden" vermarktet wurde. Geschlossen ist das Chinarestaurant, jeweils zwei Läden oder Büros im hinteren und vorderen Bereich sind zu vermieten.

1994 eröffnete als erster Mieter Lothar Köhn sein Haarstudio. Zuvor war der Friseur 16 Jahre im Huma-Einkaufszentrum ansässig. "Das war 1978 sehr gut und in der Region absolut einzigartig", erinnert sich Köhn. Natürlich seien in der Anfangszeit auch die Kunden entsprechend wohlsituiert gewesen. Das habe sich im Laufe der Jahre drastisch verschlechtert, und er ergriff die Chance, mit einem neuen Haarstudio in den Südarkaden, wo nach den Plänen der Investoren hochwertige Anbieter angesiedelt werde sollten.

Inzwischen hat sich dort Ähnliches wie im Huma-Center wiederholt. Es stimmt Köhn schon etwas traurig, dass auch an diesem Standort die Qualität der Anbieter offenbar zweitrangig wird, um Leerstände zu vermeiden. Man brauche auch sogenannte Billigläden, wichtig sei jedoch der Mix der Anbieter - und da hat Köhn so seine Bedenken. Auch die aktuellen Neubau-Pläne der Hurler GmbH sieht er eher kritisch. "Grünzonen sehen nett aus, bedeuten viel Arbeit und sind immer ein Abschottung", bewertet er den breiten geplanten Grünstreifen zwischen Südarkaden und Huma eher als Barriere für die Geschäfte in den Südarkaden.

Köhns Blick in die Zukunft ist gemischt: Die Architektur der Arkaden sei in Ordnung, die Parkraumsituation gut, jetzt komme es darauf an, ob die Stadt etwas daraus mache. "Wird sie sich ausschließlich dem großen Investor zuwenden oder denkt sie urban" und damit auch an die Geschäftsleute in den Südarkarden. Direkter Nachbar Köhns ist die Deichmann-Filiale, die zu den wenigen Ladenlokalen zählt, die von Beginn an in den Südarkaden angesiedelt ist. Den Standort habe man gewählt, um die erste Filiale in Sankt Augustin zu etablieren. Auch die Nähe zum Huma-Einkaufszentrum habe eine Rolle gespielt, so Deichmann-Sprecherin Sonja Schröder-Galla. Bis heute sei das Unternehmen mit der Standortwahl zufrieden. Ob sich mit dem Huma-Neubau etwas ändere, darüber wolle man nicht spekulieren, sondern die Entwicklung abwarten.

Kritischer sieht dies der Mitinhaber des Reisebüros, Denis Kezic. "Die Situation in den Südarkaden hat sich leider nicht positiv entwickelt", lautet sein Fazit nach 15 Jahren der Geschäftstätigkeit in den Arkaden. Hohe Fluktuation und Leerstände in allen Bereichen prägten das Bild. Sanierungen habe es in der gesamten Zeit keine gegeben, und entsprechend heruntergekommen sehe es aus. "Vor zehn Jahren schon hat man uns zugesichert, dass die Fassade gemacht werden soll, aber nichts ist geschehen", so Kezic. Das liege möglicherweise auch daran, dass drei- bis viermal der Besitzer der Südarkaden gewechselt habe.

Neben dem neuen Huma werde die in die Jahre gekommene Südarkade noch schlechter abschneiden, befürchtet er. Eher schlecht sind auch seine Prognosen für die mehrjährige Bauzeit rund um das neue Einkaufszentrum. Kezic rechnet während der Neubauphase mit so viel Schmutz und Lärm, dass viele Kunden überhaupt nicht mehr nach Sankt Augustin fahren.

Zahlen:
Der einstige Projektentwickler der Südarkaden, das Bauunternehmen Hochtief, hat inzwischen nur noch verwaltende Aufgaben. Die Häuser sind derzeit im Eigentum einer niederländischen Firma. Vermietet wird nach Auskunft von Hochtief an 110 Mietparteien in den Wohnungen. Es gibt zudem 15 gewerbliche Mieter, 18 belegte Büroflächen sowie rund 150 Wohnungen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort