Dauerwettkampf der Polizei Polizisten sprangen aus fliegenden Hubschraubern

SANKT AUGUSTIN · Beim Dauerwettkampf der Polizei sprangen die Beamten aus fliegenden Hubschraubern und tauchten zu versunkenen Autos.

 Sprung in den Eschmarer See in Troisdorf.

Sprung in den Eschmarer See in Troisdorf.

Foto: Nicolas Ottersbach

Hilflos und schwer verletzt liegt ein Polizist in seinem Streifenwagen. Mitten in einem Krawall ist er von gewaltbereiten Demonstranten umzingelt worden. Um ihn aus dieser brenzligen Situation herauszuholen, braucht es die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten (BFE) von Bundes- und Landespolizei.

Fünf Mann rücken in gepanzerten Anzügen und mit Atemschutzmasken vor, räumen eine Barrikade aus dem Weg und bringen den Verletzten in Sicherheit. Zumindest in dieser Übung. In den vergangenen zwei Tagen maßen sich die Spezialeinheiten im Dauerwettkampf.

Statt Steinen und Molotow-Cocktails flogen auf dem Gelände der Bundespolizei in Hangelar Tennisbälle und China-Böller. Statt Menschen mussten Puppen aus dem Wasser gezogen und wiederbelebt werden. "Das sind durchaus Situationen, wie sie im Einsatz passieren können", sagte Friedrich Eichele, Präsident der Direktion der Bundesbereitschaftspolizei. Nur die Häufung der Szenarien sei eher ungewöhnlich.

So ging es von einem Hindernisparcours, der laut kurzer Besprechung als Betriebsgelände der Deutschen Bahn in den Händen einer militanten Gruppe war, im Hubschrauber an den Eschmarer See. Dort waren zwei Räuber verunglückt und mit ihrem Fluchtfahrzeug im Wasser gelandet.

Die Polizisten sprangen aus sechs Metern Höhe ins Nass, schwammen in voller Montur zu den beiden Fahrzeugen und holten die Täter wieder an die Wasseroberfläche. Obwohl die Polizisten nur rund hundert Meter schwimmen mussten, waren sie am Ende völlig aus der Puste. "Das klingt so einfach, aber man kommt im Anzug und mit den Puppen im Arm nicht wirklich weiter", sagte Björn Krüger aus Sachsen-Anhalt.

Seine olivgrüne Einsatzkluft hatte sich vollgesogen, aus den schweren Kampfstiefeln schwappte bei jedem Schritt das Wasser. "Hierfür muss man hundertprozentig fit sein." Da sei für Zimperlichkeiten kein Platz. Blasen, Schürfwunden und Prellungen seien normal. Es koste aber auch eine Menge Überwindung, aus einem fliegenden Helikopter zu springen.

Das Team aus Brandenburg hatte sich auf den Wettkampf zwei Wochen lang speziell vorbereitet, für die persönliche Fitness war jeder seit Monaten selbst verantwortlich. Aus 20 Freiwilligen, die sich gemeldet hatten, wurden 14 in verschiedenen Tests ausgesiebt.

"Es geht nicht nur um Kraft, sondern auch Teamgeist, Kommunikation und Köpfchen", erklärte ein Teilnehmer. Ständig mussten sich Gesichter von Tätern gemerkt und später identifiziert werden. Beim Wegräumen der Barrikade war die Absprache besonders wichtig, um den Verletzten zu schützen.

"Wir stehen ständig unter Strom", sagten die Brandenburger. Damit ihre Körper diese Dauerbelastung überhaupt mitmachten und nicht nachgaben, wurden ständig Brötchen und auch Schokoriegel serviert. Die einzelnen Übungen seien nicht so kräftezehrend, dafür aber deren Kombination. Im richtigen Einsatz kann es durchaus vorkommen, dass die Männer und Frauen mehr als 14 Stunden auf der Straße sind.

Trotz der Anstrengungen hätten die Titelverteidiger aus Sankt Augustin gerne teilgenommen. "Das ging aber nicht, weil wir alle in die Organisation eingebunden waren", sagte Hundertschaftsführer Jürgen Gaidas. Ganz umsonst seien die Mühen dennoch nicht gewesen. "Durch so einen Wettkampf können wir uns austauschen und voneinander lernen."

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