GA-Serie: "Eine Stunde mit" Noch vor dem Frühstück geht es zu den Schafen

SANKT AUGUSTIN · Landwirt Josef Scheja kümmert sich um rund 100 Tiere. Sein Tag beginnt bereits um 5.30 Uhr. Was er dann erlebt, hat er uns verraten.

 Jeden Tag treibt Josef Scheja die Schafherde auf die 60 Hektar große Weide. Nur Lämmer und trächtige Muttertiere bekommen eine Sonderbehandlung. FOTOS: HOLGER ARNDT

Jeden Tag treibt Josef Scheja die Schafherde auf die 60 Hektar große Weide. Nur Lämmer und trächtige Muttertiere bekommen eine Sonderbehandlung. FOTOS: HOLGER ARNDT

Um 5.30 Uhr klingelt täglich der Wecker von Josef Scheja. Noch vor dem Frühstück schlüpft der Landwirt in seine Schuhe und besucht seine Schafherde. Er kontrolliert, ob alle Tiere gesund sind und ob nachts ein Mutterschaf ein kleines Lamm zur Welt gebracht hat. Erst nach dieser Runde durch den Schafstall fährt er zum Bäcker Brötchen holen.

Pünktlich um 10 Uhr werden die rund 100 Schafe ungeduldig. Landwirt Scheja holt sie für ihren kurzen Spaziergang bis zur Weide ab. Die Schafe kennen den Weg gut. Hin und wieder muss Scheja trotzdem mit seinem Fangstab korrigieren, zum Beispiel wenn ein Schaf für einen Zwischenimbiss am Wegrand stehengeblieben ist. Der Spaziergang dauert nicht lange, nach nur wenigen Minuten entdecken die Schafe ihre Weide.

Plötzlich werden sie unruhig: Die beiden Hunde eines Fußgängers haben die Herde gesehen und schlagen an. Zum Glück sind sie angeleint. "Der Weg zur Weide ist eigentlich kein schwieriger. Das Problem sind jedoch immer wieder Hunde, die trotz Leinenpflicht frei herumlaufen und meine Schafe nervös machen und im schlimmsten Fall sogar anfallen", erzählt der 58-Jährige. Immer wieder erleiden die Schafe durch freilaufende Hunde Knochenbrüche oder schlimmere Verletzungen. Auch die Rückkehr der Wölfe nach Nordrhein-Westfalen beobachtet der Landwirt mit großer Besorgnis. Auf einen Wolfsangriff ist er noch nicht vorbereitet.

Schließlich findet auch das letzte Schaf den Eingang zur Weide. Auf 60 Hektar Fläche mit zwei Wasserstellen können sich die Tiere frei bewegen. Trotz des großen Areals geht dem Landwirt nur selten ein Tier verloren. "Schafe sind Herdentiere. Sie entfernen sich fast nie von der Gruppe. Nur wenn ein Tier krank ist und nicht mehr hinterherkommen kann oder wenn ein Mutterschaf bei ihrem Jungtier bleibt, kommt mal ein Tier abhanden", so Scheja. Daher zählt er abends die Schafe noch einmal durch, um ganz sicher zu sein, dass er keins verloren hat.

Zurück in der Schäferei, kümmert sich der Landwirt um die Mutterschafe mit ihren Jungtieren. Besonders junge Lämmer und trächtige Muttertiere dürfen nämlich nicht mit der restlichen Herde auf die große Weide. Sie werden von Josef Scheja auf ein kleines Feld hinter dem Haus geführt, um direkt erreichbar zu sein, wenn ein Schaf lammt oder ein Jungtier verletzt ist. Bis zu 150 Lämmer kommen jährlich in der Schäferei zur Welt, sein Herz sollte man an die niedlichen Tiere jedoch nicht verlieren. "Natürlich ist es toll, ein so kleines Schaf auf dem Arm zu haben. Aber auch das Schlachten gehört in unserem Betrieb dazu, das muss man immer im Hinterkopf haben", erklärt Scheja.

Neben der Schafherde, die der 58-Jährige von seinem Schwiegervater übernommen hat, gehören auch noch 65 Milchkühe und Ackerland zum Betrieb. Die größten Einnahmen hat Scheja durch die Milch. Diese verkauft er unter anderem an eine Firma. Seine Arbeit auf dem Feld und mit den Schafen will er trotzdem nicht missen. In der Natur mit den Tieren zu arbeiten, sei für ihn einfach das Schönste, so der Landwirt. Nur der Papierkrieg, der in den vergangenen Jahren immer schlimmer geworden sei, störe ihn doch sehr. "Ständig gibt es neue Auflagen und Kontrollen. In einem Jahr war die Weidefläche zu groß, im nächsten Jahr war die selbe Fläche angeblich zu klein", sagt Josef Scheja.

Die Landwirtschaft in der Hangelarer Heide ist ein Familienbetrieb. Die Kühe und das Ackerland übernahm der 58-jährige Landwirt von seinem Vater, die Schafe kamen später hinzu. Insgesamt 200 Hektar des Umlandes gehören Scheja und seiner Familie. Dass eines Tages sein Sohn Simon den Betrieb übernehmen wird, freut den Landwirt sehr. So bleibt dieser seit mehreren Generationen geführte Betrieb auch weiterhin in der Familie.

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