Nabu NRW verleiht Plakette Niederpleiser Kirchturm ist ein Lebensraum für Dohlen

SANKT AUGUSTIN · Immer wieder kreisen die Dohlen über der kleinen Menschenschar, die sich am Fuße der Sankt Martinus Kirche in Niederpleis versammelt hat. Die Vögel sind der Grund für die Versammlung vor dem Kirchturm, dem ältesten Gebäude der Stadt.

 Die Helfer der Dohlen zeigen die neuen Nistkästen an der Kirche Sankt Martinus Niederpleis.

Die Helfer der Dohlen zeigen die neuen Nistkästen an der Kirche Sankt Martinus Niederpleis.

Foto: Holger Arndt

Dort überreichte gestern die Pressesprecherin des Naturschutzbundes (Nabu) NRW die Plakette "Lebensraum Kirchturm" an den Küster der Kirche in Niederpleis, Christoph Schablitzky.

Schablitzky berichtete, dass es bereits zehn bis zwölf Dohlen seien, die das kleine Turmfenster anflögen. Die Dohlen im Kirchturm gibt es schon seit einigen Jahren. Sie mussten sich jedoch zuvor mit viel zu schmalen Fensternischen zufrieden geben, die jetzt durch ausreichend dimensionierte Nistkästen ersetzt wurden. Daran gebaut haben die drei Bundesfreiwilligendienstler Johannes Hoffman, Severin Scharf und Horst Stöcker. Das sei nicht ganz so einfach gewesen, berichteten sie.

Nur eine alte und schmale Leiter führt hinauf zur Turmspitze, und das kleine runde Fenster wird durch einen alten Balken von innen nochmals unterteilt. "Wir haben den Dohlen einen Gang hin zu den Nistkästen gebaut", erzählte Stöcker. Bedenken, dass die Vögel den Kasten deshalb vielleicht nicht finden könnten, waren sehr schnell ausgeräumt. Schon während der Bauarbeiten seien sie von den überaus intelligenten Vögeln beobachtet worden. Und kaum, dass die drei Kästen angebracht waren, wurden sie auch schon bezogen, erzählte die Initiatorin des Projektes, Birgit Dannefelser, Biologin des städtischen Büros für Natur- und Umweltschutz.

Die Kästen sind 50 Zentimeter hoch und jeweils 30 Zentimeter breit und tief und haben ein Eingangsloch von nur acht bis zehn Zentimetern, damit keine Tauben hinein gehen. Dannefelser berichtete von der sehr unkomplizierten und guten Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde und dem Küster, die den Dohlen nun Nistmöglichkeiten im Kirchturm böte. Selbst Bürgermeister Klaus Schumacher trieb es zu diesem Termin, denn mit den Dohlen verbinde er schöne Kindheitserinnerungen.

Sein Vater habe eines Tages eine kleine Dohle mit nach Hause gebracht, die von der Familie groß gezogen worden sei. "Der Vogel war so zahm, dass er im Garten flog, mit im Auto fuhr und mit uns Kindern spielte", erzählte Schumacher. Die Auszeichnung solle ein Zeichen setzen für die Hausbesitzer in Sankt Augustin, den Tieren wie Fledermäusen, Mehlschwalben oder Mauerseglern Unterkunft zu gewähren.

Die Dohle

Im Jahr 2012 war die Dohle Vogel des Jahres. Sie ist die kleinste Vertreterin der Rabenvögel und zählt in Teilen Deutschlands zu den bedrohten Vogelarten. Dohlen zählen zu den besonders lernfähigen Vögeln. Die Raubvögel ernähren sich von Insekten und Würmern. Sie legen einmal im Jahr fünf bis sechs Eier und können über zehn Jahre alt werden. Die Brutzeit beträgt 22 bis 23 Tage, danach werden die Jungen vier Wochen hochgezogen. Die Dohle ist schwarz mit grauem Kopf und hellen Augen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort