Orchester aus Taiwan zu Gast in Sankt Augustin "Musikalität in Perfektion"

SANKT AUGUSTIN · Das Taipeh Youth Recorder Orchestra gab auf seiner Deutschlandtournee ein Konzert in Hangelar - und bewies, dass es eines der besten Blockflötenorchester der Welt ist.

 Lehrer und Dirigent Liu Yung-tai (links) mit seinem "Schülerorchester" beim Konzert in Hangelar.

Lehrer und Dirigent Liu Yung-tai (links) mit seinem "Schülerorchester" beim Konzert in Hangelar.

Foto: PAUL KIERAS

Das Jugendblockflötenorchester TYRO (Taipeh Youth Recorder Orchestra, Taiwan) besuchte auf der vorletzten Station seiner Tournee durch Deutschland am Montagabend das befreundete Blockflötenorchester Sankt Augustin (Blorsta).

Organisiert hatte die Konzertreise der Leiter des Blorsta, Dietrich Schnabel, der schon mehrmals zu Dirigierkursen in Taiwan war. Zum Auftakt spielten beide Orchester zusammen unter der Leitung des Dirigenten Liu Yung-tai das "BEG-Capriccio", von Schnabel 2008 für das zehnjährige Jubiläum des Blockflöteensemble Garbsen geschrieben und nach Aussage des Komponisten heute eines der meist gespielten Blockflötenstücke für Orchester in Taiwan.

Schnabel selbst führte nur als Moderator durch den Abend im Haus der Nachbarschaft in Hangelar und überließ seinem Kollegen den Taktstock. Die Gäste traten den überzeugenden Beweis an, dass sie zu Recht als eines der besten Blockflötenorchester der Welt gelten und so gar nichts mit einem "Blockflötenkreis" zu tun haben, den wohl jedes Kind einmal mehr oder weniger freiwillig besucht hat. Das war ein Konzertereignis auf höchstem Niveau.

Vor allem bei "Danse Diabolique" von Josef Hellmesberger jr. zeigten die jungen Orchestermitglieder, dass sie über "Stilbewusstsein, Virtuosität und Musikalität in Perfektion verfügen", wie Schnabel es voller Respekt ausdrückte. Ein weiteres Highlight des Abends: die ebenfalls von Schnabel komponierte Symphonie Nr. 1 d-moll. Das Orchester spielte statt der zwei angekündigten Sätze das ganze Werk.

Das Ensemble musiziert bereits seit der Grundschule zusammen. Seine Mitglieder hatten laut Schnabel das Glück, den international bekannten Solisten für chinesische Flöte, Blockflöte und Occarina (Kugelflöte), Liu Yung-tai, als Musiklehrer in der Grundschule zu bekommen. In Taiwan steht Blockflötenunterricht auf Beschluss der Regierung seit 1994 ab der dritten Klasse auf dem Lehrplan.

Liu Yung-tai konnte seine Schüler bald für ein Orchester begeistern. Auch nach der Grundschulzeit wollten sie weiter in "ihrem" Orchester musizieren. Heute sind sie alle junge Erwachsene, zum Teil bereits im Beruf, zum Teil noch in Ausbildung oder Studium. Ihr Wunsch sei es gewesen, einmal Deutschland zu besuchen und dort mit befreundeten Orchestern Konzerte zu geben, so Schnabel.

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