Sensenkurs in Birlinghoven Mit scharfer Klinge federleicht durchs hohe Gras

SANKT AUGUSTIN · Auf den Wiesen des BUND in der Pleistalaue gab Sensenexperte Hartmut Winkels sein Wissen nun an Lernwillige weiter.

 Die Kraft kommt aus dem Rücken: Hartmut Winkels.

Die Kraft kommt aus dem Rücken: Hartmut Winkels.

Foto: Thomas Heinemann

Nur ein schleifendes Rauschen wie ein Federstreich, da fallen sie um, zu Dutzenden und Hunderten, die langgewachsenen Grashalme auf den Streuobst- und Biotopwiesen des BUND in Birlinghoven. Regen und Sonne haben sie wachsen lassen, hüft- bis schulterhoch. Ein handelsüblicher Rasenmäher würde schon nach wenigen Zentimetern in den Streik treten.

Doch die Mahd mit schwerem Gerät ist nicht nur teuer, laut, schwer und wenig umweltschonend, sondern nicht selten auch für im Gras versteckte Tiere und sogar für Menschen - so vor wenigen Wochen in Wien geschehen - tödlich. Das passt so gar nicht zu der idyllischen Pleistalaue und ihren saftigen Wiesen, die nur von wenigen Spaziergängern am frühen Samstagmorgen durchkreuzt werden. Doch die, die kommen, staunen nicht schlecht über Harmut Winkels und sein Team.

Für hohes Gras ist er der "Sensenmann", vor allem aber ist er ausgewiesener Sensenexperte und Lehrer, der den Umgang mit dem historischen Mähgerät an Interessierte weitergibt. In Birlinghoven wollte ein Dutzend Teilnehmer des nunmehr zweiten Sensenkursus' des BUND die Technik erlernen.

Eine gute Entscheidung sei das, sagt Hartmut Winkels, biete die Sense doch viele Vorteile. Sie sei umweltschonend, präzise und sogar so leise, dass man damit auch am Sonntagmorgen keinen Nachbarn wecke. Wer bei Harmut Winkels eine Sense bedienen lernen will, kommt um das obligatorische Du - "vor der Sense sind wir alle gleich" - und seinen Hinweisen nicht vorbei: "Vorsicht, diese Sensen sind unglaublich scharf. Wie Rasierklingen. Und genauso müssen sie sein, sonst macht es wirklich keinen Spaß."

Rasenschnitt macht Spaß? "Mit der richtigen Sense und der richtigen Technik geht das wirklich ganz leicht, dann macht es tatsächlich Spaß und es hat auch etwas Meditatives", sagt der Sensenlehrer und montiert sein Werkzeug: Nach nur wenigen Handgriffen ist der Stab, der "Sensenbaum", mit zwei Griffen versehen. Länge und Lage der Griffe sind ganz entscheidend, verrät der Experte den Teilnehmern.

Dann wird die zwischen 60 und 80 Zentimeter lange, leicht geschwungene Klinge mit ihrer "Dengel" genannten Schneide und "Warze" betitelten Haftung am Sensenbaum montiert. Nach der wichtigen Feinjustierung, Trockenübungen und Sicherheitshinweisen geht es für die Teilnehmer auf die Wiese. Und die ist groß. "Wir haben hier rund 2500 Quadratmeter, die wir in Mosaikmahd schneiden. Das heißt, wir lassen immer Felder stehen, um Rückzugsorte zu erhalten", erklärt Achim Baumgartner, Sprecher der BUND-Kreisgruppe. Bislang geschah dies mit einem benzingetriebenen Balkenmäher.

Dass es kaum langsamer auch von Hand geht, zeigt Hartmut Winkels: "Beim Sensen kommt es nicht auf die Kraft der Arme an, sondern wir nutzen unsere stärksten Kräfte aus dem Rücken. Ich drehe den ganzen Oberkörper zur Hüfte und nehme die Arme einfach nur mit." Mit einem leichten Rauschen und scheinbar mühelos lässt er die Sense durch das Gras gleiten, das federleicht zur Seite fällt. In Zentimeterschritten und mit entspannten Drehbewegungen gleitet sein Werkzeug durch das Gras.

Noch etwas holprig und nicht ganz so gleichmäßig sieht das bei so manchem Kursteilnehmer aus. Nein, binnen des vierstündigen Kurses könne man kein perfekter Sensenmeister werden, beruhigt der Sensenlehrer. Doch wer die richtige Technik kenne, könne üben und wisse, worauf es bei einer Sense ankommt. Die ist mit 60 bis 150 Euro nicht nur deutlich günstiger als so mancher Rasenmäher, sondern lasse auch sehr präzises Arbeiten an Bäumen sowie unter Weidezäunen zu und halte, bei gelegentlichem Nachschliff von Hand, ein Leben lang.

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