Nord-Süd-Highway des Himalayas Mit dem Rad auf 5359 Meter Höhe

SANKT AUGUSTIN · Seit er zwölf Jahre alt ist, nutzt Tomas Meyer-Eppler (66) aus Sankt Augustin das Fahrrad als Fortbewegungsmittel. Mit seiner Tour über den Himalaya im vergangenen Herbst fand das inzwischen zur Leidenschaft gewordene Hobby seinen vorläufigen Höhepunkt.

Jahrzehnte nutzte der gebürtige Bonner sein Trekkingrad, um zur Schule, zum Einkaufen, zur Uni, zum Konzert oder zum Theater zu kommen. Erst vor ungefähr fünf Jahren lernte er eine Mountainbikerin kennen, und nur sechs Wochen später ging sein inzwischen 15 Jahre altes Trekkingrad kaputt. Ein Zusammentreffen verschiedener Umstände mit großer Wirkung - denn Meyer-Eppler betrat das Fahrradgeschäft zwar noch, um sich über ein neues Trekkingrad zu informieren, verließ es allerdings dann mit einem Mountainbike.

"Bis dahin waren Mountainbikes für mich Räder mit dicken Reifen", erzählt Meyer-Eppler. Was man sonst noch so alles damit machen konnte, davon hatte er zuvor keine Ahnung gehabt. Schon ein halbes Jahr nachdem er sein neues Rad erstanden hatte, nahm er an einem Mountainbike-Rennen teil und belegte zu seiner großen Überraschung sogar einen Platz in der vorderen Hälfte. Inzwischen fährt er jedes Jahr sechs bis acht Rennen mit.

Rund 40 bis 50 Kilometer legt der passionierte Radfahrer jeden Tag zurück, und das schafft er in zwei bis zweieinhalb Stunden. Sehr allmählich wurde aus der einstigen Zweckgemeinschaft mit dem Rad eine große Leidenschaft. Meyer-Eppler sah sich nach Auslandsreisen mit dem Mountainbike um und wurde im Internet fündig. Vor zwei Jahren unternahm er zunächst eine Reise durch Äthiopien. Bei "angenehmen klimatischen Bedingungen" sei er schon bei dieser Reise 2000 bis 2500 Meter hoch gefahren". Selbst Hochebenen bis zu 3000 Meter seien für ihn ohne Probleme möglich gewesen. Der Ehrgeiz war geweckt, und der passionierte Radfahrer sah sich nach größeren Herausforderungen um. Die Himalaya-Überquerung sollte es werden. "Der Organisator der Expedition aus Delhi hatte Kontakt zu einem deutschen Reiseanbieter über den ich gebucht habe", erzählt er.

Erst sechs Wochen vor der Reise habe er das Okay für die doch sehr anspruchsvolle Tour bekommen, die bis dahin mangels Teilnehmer auf sehr wackeligen Beinen stand. Er trat die Reise gemeinsam mit nur einem weiteren Fahrer an, und die beiden wurden von einer vierköpfigen Crew in einem geländegängigen Bus begleitet. Man fuhr über die einzige Nord-Süd-Verbindung des indischen Gebirgszuges, die 1975 aus militärischen Gründen als asphaltierte Straße gebaut worden sei, berichtet Meyer-Eppler. Damit sollte Indien einen Zugang zur nördlichen chinesischen Grenze bekommen. Was einst als Teerstraße gebaut worden war, gleiche heute einer Schlaglochpiste, beschreibt der Sankt Augustiner den Zustand der Straße, die neben Frost, Regen und Schnee auch Überschwemmungen oder Schlammlawinen standhalten musste.

Auf einer Länge von knapp 500 Kilometern schraubten sich die Mountainbiker in den zwei Wochen von 1830 Höhenmetern am Start in Manali bis auf 3500 Meter am nördlichen Ziel bei Leh hoch. Dazwischen sei es über zehn bis zwölf Pässe gegangen, die meisten 3000 oder 4000 Meter hoch. Zwei Pässe seien sogar 5000 Meter hoch gewesen. Der nördlichste mit motorisierten Fahrzeugen befahrbare Pass sei der Karding-Pass gewesen, der 5359 Meter hoch war. Faszinierend seien vor allem die wechselnden Aussichten nach jeder der 25 Serpentinen, die man geschafft habe, die schneebedeckten Gipfel, die wechselnden Farben und sich verändernden Landschaften, schwärmt Meyer-Eppler. Es seien absolute Glücksgefühle, denen man begegne, immer dann, wenn man wieder eine Etappe geschafft habe, auch wenn der Sauerstoffgehalt in den Höhen nicht vergleichbar sei mit dem, was man so gewohnt sei. Es seien jeden Tag nur einige 100 Meter gewesen, die man an Höhe zugelegt habe. Für Meyer-Eppler relativ unproblematisch, auch wenn ihm sein Fahrradcomputer anzeigte, dass er auf 4000 Meter eine siebenprozentige Steigung nur mit maximal sieben Stundenkilometern fahren konnte. Hier könne er leicht das doppelte an Tempo erreichen.

Noch weiter oben merkte auch der konditionell starke Mountainbiker, wie schnell der Puls in die Höhe getrieben wurde. "Alle 300 Meter sind wir abgestiegen, um abzuwarten, dass der Puls wieder runter geht", erinnert sich Meyer-Eppler. Die Himalaya-Tour war für ihn die "knackigste und interessanteste Reise überhaupt", und er glaubt nicht, dass sich das noch toppen lässt. Pläne für die Zukunft hat der CDU-Politiker, der mit dem Rad auch bereits zweimal durch Kuba, einmal durch Marokko und durch Teneriffa unterwegs war, aktuell nicht. Er wird Fotos sortieren und an den Rennen durch das Sauerland teilnehmen.

Zur Person

Tomas Meyer-Eppler (66) wurde in Bonn geboren und lebt seit 1976 in Sankt Augustin. Er arbeitete über 30 Jahre als Mathematiker in der Konrad-Adenauer-Stiftung. Zudem war er für die CDU zehn Jahre lang von 1999 bis 2009 im Sankt Augustiner Stadtrat und dort insbesondere für umweltfreundliche Verkehrsmittel zuständig. Der bekennende Eisenbahnfan schreibt und fotografiert für Eisenbahn- und Nahverkehrszeitschriften. Zu diesen Themen hat er zudem auch Fachliteratur veröffentlicht.

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