Zum Tag des Schornsteinfegers Mehr als nur ein Glücksbringer

SANKT AUGUSTIN · Brandschützer, Energieberater, Umweltschützer und natürlich Glücksbringer - das sind moderne Schornsteinfeger. Denn zu Zug- und Stoßbesen, Schultereisen und der obligatorischen Portion Ruß, haben sich längst moderne Messgeräte gesellt. Sie prüfen Effizienz und Abgas von Heizungen. Und Sebastian Fricke kennt sich damit bestens aus. Der GA begleitete ihn.

 Höhenangst und Rußempfindlichkeit sind nicht empfohlen: Schornsteinfegermeister Sebastian Fricke fegt auf dem Dach der Südarkarden.

Höhenangst und Rußempfindlichkeit sind nicht empfohlen: Schornsteinfegermeister Sebastian Fricke fegt auf dem Dach der Südarkarden.

Foto: Thomas Heinemann

Der 34-jährige Schornsteinfegermeister aus Sankt Augustin ist auf unzähligen Dächern und in ebenso vielen Kellern der Stadt unterwegs, kennt die Schornsteine, Heizungen, Feuerstätten und auch die Heizgewohnheiten mancher Bewohner ganz genau. Mit vollgepackter Schulter geht es oft steile Leitern hinauf und durch schmale Dachfenster. Höhenangst habe er keine, Respekt schon, sagt Fricke. Häufig komme für die letzten Meter bis zum Ende des Schornsteins auch heute noch der Stoßbesen zum Einsatz, der durch den Schornstein nach oben gedrückt wird - und dabei reichlich Ruß regnen lässt. "Das gehört doch zum Beruf dazu", sagt der gut gelaunte Spezialist mit angerußtem Gesicht und breitem Lächeln: "Beim Duschen geht's wieder schon ab."

Der Ruß war es auch, der den Beruf des Schornsteinfegers erst hat entstehen lassen, erklärt der Meister: "Vor Hunderten Jahren, im Mittelalter, gab es zunächst keine, später zunächst nur herumziehende Schornsteinfeger. Wird ein Schornstein aber nicht regelmäßig gekehrt, setzt er sich nach und nach mit Ruß zu. Im schlimmsten Fall entzündet sich der Ruß, dann entsteht ein ein Kaminbrand." Nicht selten endete dies in verheerenden Haus- oder gar Stadtbränden.

War der Schornsteinfeger im Dorf, brachte er den Menschen also Sicherheit und Glück. Erst im 16. Jahrhundert kamen die ersten Verordnungen zum regelmäßigen Kaminkehren in Deutschland auf. Bis heute ist das aus gutem Grund Pflicht, betont der Meister, der in seiner Freizeit in der Feuerwehr-Löschgruppe Niederpleis tätig ist: "Wie oft gekehrt wird, das hängt von der Art der Heizung und Feuerstätte ab, aber auch vom Heizverhalten.

Wer zum Beispiel seinen Kaminofen nur ab und zu nutzt, braucht in der Regel zwei Kehrungen im Jahr. Woanders kehre ich bis zu vier Mal im Jahr, weil sehr viel oder auch falsch mit nassem Holz befeuert wird. Bei modernen Gas-Brennwertkesseln komme ich dafür viel seltener zum Kehren." Insgesamt habe die Zahl der Feuerstätten zugenommen, zeigt der Schornsteinfeger bei einem der so vielen tollen Ausblicke über die Stadt, die er fast täglich genießt: "Wenn man genau hinschaut, sieht man an ganz vielen Häusern die nachträglich angebrachten, silbernen Schornsteine. Die Leute nutzen Kaminöfen, um Heizkosten zu sparen."

Ob derartige Öfen, aber auch konventionelle Gas-, Öl- oder Pelletheizungen richtig funktionieren, prüft der Experte bei seiner Arbeit mit modernen Messgeräten. Als ausgebildeter Energieberater berät Sebastian Fricke zudem, wie sich Heizbedarfe optimieren und damit Umwelt und Geldbeutel schonen lassen.

"Das Technische macht heute einen größeren Anteil an unserer Arbeit", erklärt der Schornsteinfegermeister: "Wenngleich die meisten Menschen bei uns nur ans Kehren denken - das ist aber nicht schlimm." Und bis heute möchten viele Leuchte nicht darauf verzichten, den Glücksbringer zu berühren oder auch an einem der goldenen Knöpfe an der Jacke zu drehen - ein wenig Aberglaube schade nie.

Schornsteinfegerhandwerk

Stolze 14 529 900 "wiederkehrend messpflichtige Öl- und Gasfeuerungsanlagen" hat der in Hangelar ansässige Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks für das Jahr 2014 ermitteln lassen, darunter 5,6 Millionen Öl- und 7,6 Millionen Gasheizungen aller Art. Wie wichtig es ist, diese Feuerstätten zu kontrollieren, zeigt die Statistik: Allein im Jahr 2014 ermittelten die bundesweit knapp 20 000 Schornsteinfeger rund 1,4 Millionen Mängel. Allein 122 000 Mängel wurden an neu errichteten Feuerungsanlagen und die meisten Mängel (345 900) bei Gasfeuerstätten ermittelt. Überwacht wurden auch 159 056 "handbeschickte Feuerungsanlagen", darunter überwiegend Holzöfen, gefolgt von Kohle- und Pelletöfen.

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