Ortskern von Menden Markt soll neu gestaltet werden

SANKT AUGUSTIN · In Niederpleis passiert es gerade, in Menden soll es in Angriff genommen werden. Im Stadtplaner-Deutsch nennt sich das Projekt "Revitalisierung des Ortskerns".

Gemeint ist damit nichts anderes als eine Rundumerneuerung für die alte Mitte Mendens. Dafür war Stadtplaner Dieter Beele von der "H+B Stadtplanung" aus Köln schon in Menden unterwegs - zur Bestandsaufnahme. Und die fällt gar nicht so schlecht aus, wenngleich der Ortskern durchaus auch Schwächen aufweist. Seinen Zwischenbericht legte Beele jetzt dem Umwelt-, Planungs- und Verkehrsausschuss vor.

"Das Angebot ist gut strukturiert", sagte Beele. Allerdings fehlten im Zentrum Flächen zur Entwicklung. "Da bieten sich wenige Möglichkeiten für Nutzungen." Dennoch: Menden habe schon Stärken und eine hohe Wohnqualität. Hinzu komme ein kompaktes Zentrum mit kurzen Wegen und einem guten Angebot.

Das Angebot für die Grund- und Nahversorgung ist laut Gutachter in den vergangenen Jahren erstaunlich stabil geblieben. "Die Etablierung von Wettbewerbern am Ortsrand hat nicht zu einer deutlichen Ausdünnung geführt", so Beele. Gut sei, dass die Geschäfte und Dienstleister weitgehend zu Fuß erreichbar seien, ebenso die Schulen und Kindergärten.

Vor allem das hohe Wohnpotenzial sieht Beele als Stärke. "Das beläuft sich auf etwa einen Hektar, was eine nicht zu vernachlässigende Größe ist." Es passiere schon viel auf dem Sektor, so Beele mit Blick auf das Mehrgenerationen-Projekt am Markt. Das sei im Übrigen auch positiv für die Nahversorgung, die gestärkt werde, wenn die Entwicklungspotenziale genutzt würden.

Das hört sich alles schon gut an. Warum also ein neues Konzept? Weil die Politik ein Konzept eingefordert hatte und der Mendener Ortskern auch Problembereiche, Schwächen und Konflikte aufweist. So müsse das fehlende Wachstum als Alarmsignal betrachtet werden. Trotz des Umstandes, dass Menden gewachsen sei und mehr Einwohner habe, seien keine wesentlichen Nutzungserweiterungen im Zentrum zu verzeichnen, so der Gutachter.

Das Zentrum sei zwar lebendig, weise aber keine "Markenidentität" auf. "Menden ist keine Marke", sagte Beele und schlug vor, dass eine Standortgemeinschaft ein Markenimage initiiert, um damit die Kaufkraftbindung zu stärken. Dazu sieht der Gutachter in zwei Bereichen Gestaltungsbedarf: zum einen auf dem Markt und zum anderen in der Siegstraße.

Der Markt sei abgenutzt und wirke mit seinen Randflächen und der Bushaltestelle stark zergliedert. Es fehle überdies eine raumbildende Bebauung auf der West- und Ostseite. Sein Vorschlag: den Markt umgestalten. In der Siegstraße spiele der fließende Verkehr die Hauptrolle, was zu einer geringen Aufenthaltsqualität für die Fußgänger führe. Die Straße wirke zudem als Barriere und begrenze die Entwicklungsmöglichkeiten für das Nahversorgungszentrum nach Osten. Hier sollten etwa barrierefreie Flächen und Querungshilfen angelegt werden.

Ein wenig verschnupft zeigte sich Sankt Augustins technischer Beigeordneter Rainer Gleß darüber, dass schon politische Parteien vorgeprescht sind. So haben die SPD und auch Ortsvorsteher Karl-Heinz Baumanns (CDU) Bürgervorschläge eingeholt, obwohl ein Konzeptentwurf noch gar nicht vorliegt. "Natürlich müssen die Bürger einbezogen werden. Aber das macht doch erst Sinn, wenn wir eine Diskussionsgrundlage haben", so Gleß. Er halte das für kein gutes Verfahren.

So hatte die SPD zur Sitzung einen vierseitigen Antrag vorgelegt, der voller Vorschläge war. Nach Auffassung von Rainer Gleß ist das aber viel zu früh. Gleiches gilt für die Liste an Vorschlägen, die Baumanns im Ausschuss vortrug.

"Wir möchten gerne, dass unsere Vorschläge ins Konzept einfließen", sagte Jörg Kourkoulos von der SPD. So schlagen die Sozialdemokraten unter anderem vor, die Burgstraße - die Haupteinkaufstraße in Menden - zwischen Mittel- und Siegstraße als Einbahnstraße in Richtung Siegstraße zu führen. Dazu sollen im Umfeld mehr Parkplätze eingerichtet werden. "Hier zeichnet sich eine zunehmende Knappheit ab", sagte Kourkoulos. Wenn dafür nichts getan werde, blieben die Kunden weg.

Überdies solle der Marktplatz einladend für Marktstände gestaltet werden. Das will auch Ortsvorsteher Baumanns. "Das muss bei der Planung aber mit dem Bau der neuen Bushaltestelle abgestimmt werden." Zudem schlug er vor, das gesamte Entwicklungsgebiet als Tempo-30-Zone auszuweisen. Dazu solle auf der Siegstraße ein Fahrradangebotsstreifen eingerichtet werden. Bis es ernst wird mit den Planungen, dauert es noch ein wenig. Das Handlungskonzept will Stadtplaner Beele bis Jahresende entwickelt haben.

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