Sankt Augustin Zentrum Alter Huma schließt die Türen

SANKT AUGUSTIN · Am 28. Oktober schließt der alte Huma seine Türen - für immer. Damit endet ein langes Kapitel im Sankt Augustiner Zentrum. Ein Kapitel, das seit der Eröffnung am 3. November 1977 die Sankt Augustiner viele Jahre lang begleitet hat.

Platz für Rührseligkeit bleibt aber nicht. Eine Abrissparty oder eine Verabschiedung? Nicht geplant. "Sentimentalitäten sind schön und gut, aber wir haben alles, nur keine Zeit", sagt Huma-Manager Klaus Kricks beim Rundgang mit dem GA.

Ende März nächsten Jahres soll der Huma dann abgerissen sein - wenn alles nach Plan läuft. Doch zunächst müssen die Arbeiter den Bau entkernen. Was sie dabei finden, kann heute noch niemand genau sagen: "Dann steht in den Unterlagen: Da sollte Beton drin sein. Und wir gucken dann, ob das auch wirklich so ist", sagt Kricks. Auch muss das Schuttmaterial fachmännisch getrennt werden. Vieles im alten Huma ist reif für den Müll. "Die Rolltreppen sind durch, das ist nur noch Metallschrott", sagt Kricks.

"Alles muss raus"

Beim Rundgang zeigt sich, dass die Zeit ihre Spuren hinterlassen hat: Flammneu ist anders. Es wirkt ein bisschen wie ein liebgewonnener Familienkombi: Man verbindet damit viele Erinnerungen, aber die eine oder andere Schramme und der schwächelnde Motor schreien nach einem Neuanfang. Deshalb schlägt mittlerweile die Funktionalität die Optik im alten Huma.

"Alles muss raus" heißt es auf vielen Schildern. Etwa 60 Prozent der Verkaufsfläche sind laut Kricks noch vermietet, die Umsätze aufgrund der Räumungsverkäufe noch relativ gut. "Der Huma gehört noch zu den umsatzstärksten Shoppingcentern in Deutschland", sagt er. An Werktagen kämen zwischen 15.000 und 20.000 Besucher in den alten Huma, am Wochenende 25.000 bis 30.000.

Doch die Bauarbeiten am Nachfolger wirken sich auch auf die Zahlen der Geschäfte aus. Lothar Kunz von Optik Kunz sagt: "Die Umsätze sind zurückgegangen. Wenn es so bleiben würde, müsste ich andere Maßnahmen treffen." Seit dem 4. November 1977 ist Kunz im alten Huma, es war sein erster eigener Laden.

"Der Huma war damals etwas völlig Neues, das gab es so in der Region nicht." Früher hatte der Huma ein Kino und ein Spielkasino. Die jungen Höhner spielten bei der Marktfete, erinnert sich Kunz. Bei einer Ausstellung zur Formel 1 sei Rallye-Weltmeister Walter Röhrl in Sankt Augustin gewesen.

"Die Kunden haben sich gewandelt"

Einmal, und zwar in den 90er Jahren, gab es einen Umbau. Aber heute hat der Huma nicht mehr die richtigen Zuschnitte für die Anforderungen im Handel. Die Fläche ist für viele Anbieter laut Kricks zu klein. "Das ist wie bei einer fünfköpfigen Familie, die man in zwei Zimmer steckt, das ist nicht optimal. Wenn wir Mode anbieten wollen, müssen wir die entsprechende Flächen dafür haben", erklärt Kricks.

Zumal der Huma keine Ladenstraße biete, sondern nur ein Sträßchen. Und Kunz sagt: "Die Kunden haben sich seit 1977 gewandelt." Also kam um die Jahrtausendwende die Idee zum Neubau. Die Alternative, den alten Huma komplett fit für die Zukunft zu machen, verwarfen die Besitzer schnell. "Dann wären wir zwei Jahre vom Netz gewesen", sagt Kricks.

Nach der vorzeitigen Auflösung des Pachtvertrages mit der beteiligten Metro-Gruppe im Jahr 2009 konnte das Immobilienunternehmen Hurler seine Pläne für einen Neubau umsetzen. Zuvor hatte die Metro das Vorhaben gebremst. Lothar Kunz ist im neuen Huma noch dabei, aber der 68-Jährige nutzt den Umzug zum Rückzug auf Raten.

Den neuen Laden führt seine Tochter weiter. "Ich will dann kürzer treten", sagt Kunz. Wehmut verspüre er nicht. "Eigentlich freue ich mich viel mehr auf das neue Geschäft." Er weiß noch nicht genau, wann sein letzter Tag im alten Huma ist. Entweder am 27. oder am 28. Oktober, das hängt auch davon ab, wie der Umzug läuft. Dann ist Schluss. Am 28. Oktober gilt das auch für den gesamten alten Huma - für immer.

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