MdL Serap Güler in Sankt Augustin "Integration besser als ihr Ruf"

SANKT AUGUSTIN · "Normalerweise diskutiert sie mit Merkel und Schäuble, heute mit uns", stellte der CDU-Fraktionsvorsitzende Georg Schell die integrationspolitische Sprecherin der NRW-Landtagsfraktion und das Mitglied im CDU-Bundesvorstand, Serap Güler, den rund 40 Besuchern der Diskussionsveranstaltung zum Thema Integration vor. "Herzlich willkommen - egal woher du kommst", lautete der Titel des Vortrages der Landespolitikerin mit türkischen Wurzeln.

"Ich bin das Kind einer türkischen Gastarbeiterfamilie", stellte sich Güler vor. Ihr Vater sei 1963 als Bergmann nach Deutschland gekommen, ihre Mutter 1978 hinterhergezogen, sei zunächst Hausfrau gewesen. Später habe sie im Kindergarten geputzt und gekocht. Güler erinnerte an die "Illusion der 60er Jahre", dass Gastarbeiter keine Integration bräuchten, weil sie in ihre Ursprungsländer zurückkehren würden. Das sei einer von vielen Fehlern gewesen, die man quer durch alle Fraktionen gemacht habe.

Ihr Vater sei nun schon mehr als 20 Jahre Rentner und verbringe zwei bis drei Monate im Jahr in der Türkei. "Dort ist sein Heimatland und in Deutschland sein Zuhause", formulierte es die Referentin. Lediglich Gewerkschaften, Kirchen und Wohlfahrtsverbände hätten sich schon früher um Integration bemüht. Jetzt versuche man, die Fehler von Jahrzehnten in ein paar Jahren auszubügeln. 2005 bekam NRW sein erstes Integrationsministerium, es gab einen Integrationsgipfel, aus Ausländerbeauftragten wurden Integrationsbeauftragte, der Aktionsplan Integration entstand. Städtebaulich vermeide man sogenannte Ghettos, bei der frühkindlichen Bildung gebe es seit 2007 die Sprachstands-Feststellung. Grundsätzlich sei Integration in Deutschland besser als ihr Ruf.

"Für mich bedeutet Integration Sprache und Arbeit", plädierte Güler für einen nüchterneren Umgang mit dem Thema. Auch der Döner-Buden-Besitzer oder die Kassiererin seien integriert. Nach dem Grundgesetz zu leben, politische Teilhabe oder regelmäßige Zahnarztbesuche seien jedoch für sie keine Indizien für Integration. Das Grundgesetz gelte für alle. "Wir sollten nicht versuchen, Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu besseren Menschen zu machen." Ähnlich sieht sie die doppelte Staatsbürgerschaft. Mehrstaatlichkeit sei kein Integrationsindiz, könne aber ein Signal der Zugehörigkeit sein.

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