Verein "Hoffnung für das Leben" feiert 30. Geburtstag Hilfe für junge Familien in Not

SANKT AUGUSTIN · Junge Familien in Not brauchen schnelle und unkomplizierte Hilfe. Der Verein "Hoffnung für das Leben" hat sich das zur Aufgabe gemacht. Allein im vergangenen Jahr half er 275 Familien und griff dabei in 227 Fällen Eltern mit einer umfänglichen Erstausstattung des Kinderzimmers unter die Arme. Über die vergangenen drei Jahrzehnte putzte der Verein Klinken, suchte Sponsoren und Förderer, sammelte Spenden und warb um Mitglieder.

 Mit einer hochwertigen Erstausstattung an Kindermöbeln unterstützt der Verein "Hoffnung für das Leben" junge Eltern, die Hilfe benötigen. FOTO: THOMAS HEINEMANN

Mit einer hochwertigen Erstausstattung an Kindermöbeln unterstützt der Verein "Hoffnung für das Leben" junge Eltern, die Hilfe benötigen. FOTO: THOMAS HEINEMANN

Fast eine halbe Million Euro wurde so über die Jahre für die Familienhilfe zusammengetragen. Hilfe, die ohne Abzüge, unbürokratisch und dank der Arbeit der Schwangerenberatungsstellen anonym bei den Eltern ankommt, die sie am dringendsten brauchen, sagen die Vorsitzende Heidrun Pellar und Helmut Weber vom Vorstand des Vereins. Heute feiert der Verein sein 30-jähriges Bestehen.

Wenngleich die Erstausstattung von Kinderzimmern heute den Löwenanteil der Unterstützung ausmacht, lagen die Ursprünge des Vereins ganz woanders, erinnert Helmut Weber: "Anfang der 1980er Jahre ging die Diskussion um den Abtreibungsparagrafen 218 im Strafgesetzbuch durch die Republik - und damit auch die Frage: Abtreibung ja, oder Abtreibung nein?" Als im Herbst 1980 in Essen eine Großdemonstration gegen die Errichtung von Abtreibungskliniken stattfand, trat eine junge Schwangere ans Mikrofon: Sie lobte das Engagement der Demonstranten, fragte aber zugleich, wer ihr denn helfe, wenn sie ihr ungeborenes Kind trotz finanzieller Notlage austragen würde.

Eine Frage, die mit der Gründung des Vereins "Hoffnung für das Leben" im westfälischen Kamen eine Antwort fand. Nur wenig später, am 1. März 1985, gründete sich auch in Siegburg ein gleichnamiger Verein, angeregt durch den damaligen Benediktiner-Abt Placidus Mittler. "Das Echo war sehr positiv, die Spendenbereitschaft riesig", erinnert Helmut Weber an die Gründer, die trotz eigener Nähe zur Kirche den Verein als überkonfessionell, überparteilich und frei von Zugehörigkeiten zu Wohlfahrtsverbänden definierten.

Insbesondere der Arbeit des damaligen Kreissparkassendirektors und ersten Vorsitzenden Rudolf Schreiber seien rasche Erfolge des Vereins zuzusprechen, betont Weber: "In den Anfangsjahren hat der Verein sogar ein Mehrfamilienhaus gekauft, um jungen Familien in Not vorübergehend eine Bleibe bieten zu können." Weil der Bedarf an diesen Wohnungen sank, verkaufte der Verein 2002 das Haus und gründete vom Erlös die Stiftung "Hoffnung für das Leben Rhein-Sieg". Deren Erträge leisten heute einen wichtigen Anteil zur Finanzierung der Hilfsarbeit des Vereins. Im Jahr 2002 schied der Gründungsvorsitzende aus persönlichen Gründen aus. "Weil sich kein Nachfolger fand, war die Auflösung des Vereins schon beschlossene Sache", sagt Helmut Weber. Und: "Kurz vor knapp hat man Günther Brahm und mich für die Arbeit im Vorstand angesprochen, und wir haben gern ja gesagt." Heute ist Heidrun Pellar, ehemalige Rektorin der Gutenbergschule, Vorsitzende. Die bisher erfolgreiche Arbeit des Vereins will sie fortsetzen. "Wir helfen, wir fragen nicht", sagt sie.

Dass die Hilfe auch nach nunmehr drei Jahrzehnten und trotz besser werdender sozialer Netze dringend benötigt wird, steht für die Vorsitzende außer Frage. "Wir helfen bei ganz alltäglichen Dingen, bei denen sonst aber keine Behörde einspringt, bei denen es aber für Familien wirklich dramatisch würde." So half der Verein jüngst einer achtköpfigen Familie, deren Waschmaschine kaputtging. Aber auch kindgerechte Möbel oder auch nur ein kleiner Spieleteppich für Kinder stehen auf der stets langen Liste an Unterstützung für frischgebackene Eltern, sagt Pellar. Zum runden Geburtstag wirbt sie um Unterstützer und Mitglieder: "Denn hinter jedem Antrag verstecken sich zum Teil dramatische Schicksale."

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