Zentrum in Sankt Augustin Handlungskonzept offiziell vorgestellt

SANKT AUGUSTIN · Ein urbanes Zentrum ist das, was eine Stadt ausmacht. Damit ist Sankt Augustin als zweitgrößte Stadt im Rhein-Sieg-Kreis allerdings nicht gesegnet - was sich aber ändern soll, und zwar mit einer neuen Huma-Shopping-Mall und einem integrierten Handlungskonzept, das für mehr Belebung und Attraktivität in der neuen Mitte sorgen soll.

Wie das zu schaffen und was dazu notwendig ist, das stellte die Stadtverwaltung am Dienstagabend den Bürgern im Rathaus vor. Insgesamt gut 60 Sankt Augustiner waren der Einladung der Verwaltung gefolgt, ließen sich das Konzept erläutern und brachten eigene Ideen ein.

Wie schön wäre das für die Stadt, wenn es folgende Diskussion und einen solchen Konflikt für das Zentrum bald tatsächlich gäbe: "Da soll doch ein Park entstehen auf dem Huma-Gelände. Der wird dann wieder nur als Hundeklo benutzt. Der wäre aber wie geschaffen für einen Biergarten, so einen richtigen zünftigen bayrischen, der wird frequentiert", sagte ein Teilnehmer. Die Antwort kam prompt. "Aber bitte nicht unter meinem Schlafzimmer."

Einen Biergarten gibt es nicht im Zentrum und hat es auch nie gegeben. Der Vorschlag des Bürgers, ob er nun irgendwann realisiert werden kann oder nicht, zeigt, woran es im Sankt Augustiner Zentrum vor allem fehlt - an Anziehungspunkten, die der Bürger gerne aufsucht. Die sollen zumindest teilweise mit den Projekten aus dem Handlungskonzept geschaffen werden. Und dass dringender Handlungsbedarf besteht, zeigen die öffentlichen Plätze, die zum Teil in einem erbärmlichen Zustand sind.

"Da will doch keiner hin", sagte Rainer Kalscheuer von der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK), der das Konzept vorstellte. Das Zentrum gebe insgesamt auch kein einheitliches Bild ab, was sich laut Kalscheuer auch an vergleichsweise Kleinigkeiten festmachen lässt. So gibt es allein fünf verschiedene Formen von öffentlichen Mülleimern und sechs unterschiedliche Designs von Straßenlaternen.

Deshalb ist die Umgestaltung, Attraktivitätssteigerung und Belebung der öffentlichen Plätze ein wichtiger Baustein in dem Konzept, genau so wie die Neugestaltung der vorhandenen Wegebeziehungen sowie der Bau von neuen Wegen im Zentrum (der GA berichtete gestern). "Das allein reicht aber nicht. Man muss Möglichkeiten schaffen, dass man an den Wegen durch das Zentrum auch mal irgendwo einen schönen Kaffee trinken kann", sagte ein Bürger. Das Publikum signalisierte Zustimmung.

Dann herrschte Stille im Saal. Kalscheuer hatte nur eine Frage gestellt: "Wo halten Sie sich im Zentrum am liebsten auf?" Schweigen zunächst, Nachdenken. "Es ist doch alles rein funktional. Man geht ins Rathaus, zum Arzt, einkaufen, erledigt alles so schnell wie möglich, aber hält sich hier nicht auf", sagte ein Bürger. Dann aber doch noch ein "Lieblingsplatz": "Ich bin sehr gerne in der Hochschulbibliothek, aber der Weg dahin ist traurig."

Nichts animiere ihn, irgendwo anzuhalten, ergänzte ein anderer Bürger. Es müsse abends attraktiver im Zentrum werden. Ein Musik-Bistro mit Live-Musik oder andere Kulturveranstaltungen wären da hilfreich. "Auch mehr Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten oder eine Tanzschule", wünschte sich ein Teilnehmer. "Oder einfach mal nur in netter Atmosphäre ein Bierchen trinken können. Für die junge Generation."

Für einen Teilnehmer war das abendliche Licht im Zentrum ein Thema. Es gebe zu viele dunkle Ecken. "Das ist nicht einheitlich ausgeleuchtet, so dass Angsträume entstanden sind." Er schlug vor, auch ein Beleuchtungskonzept von einem qualifizierten Beleuchtungsplaner entwickeln zu lassen.

Eines wurde schnell klar an diesem Abend: Die Bürger haben ein hohes Interesse an der Weiterentwicklung des Zentrums. "Machen Sie weiter so und lassen Sie sich nicht beirren", munterte ein Bürger die Planer auf.

Sankt Augustins Erster Beigeordneter Rainer Gleß dankte dem Publikum für die vielen Ideen und Anregungen: "Ich bitte Sie, uns auch weiterhin ihre Ideen mitzuteilen. Wir wollen keine bestimmte Zielgruppe ansprechen. Wir wollen das Zentrum für sie alle umbauen. "

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