Inklusionsgesetz Gutenbergschule auf Erweiterungskurs

SANKT AUGUSTIN · 142 Schüler hat die Gutenbergschule derzeit. Das wäre im kommenden Schuljahr zu wenig für die Förderschule mit dem Schwerpunkt "Lernen".

 Die Gutenbergschule in Sankt Augustin: An der Förderschule lernen Kinder und Jugendliche das Lernen.

Die Gutenbergschule in Sankt Augustin: An der Förderschule lernen Kinder und Jugendliche das Lernen.

Foto: Michael Lehnberg

144 müssten es dann sein, damit die Schule nicht geschlossen wird.

Hintergrund ist das Inklusionsgesetz, nach dem Förderschüler künftig in der Regelschule, sprich im Gymnasium, der Realschule oder der Hauptschule unterrichtet werden. Die Gutenbergschule indes hat aber gute Chancen, dass sie ihre erfolgreiche Förderarbeit fortführen kann, auch wenn laut Schulentwicklungsplaner Wolf Krämer-Mandeau die Schülerzahlen sinken werden in den kommenden Jahren.

Der Plan: Die in Sankt Augustin sehr geschätzte Schule soll zu einem "kommunalen Unterstützungszentrum mit den Förderschwerpunkten Lernen, Sprache, emotionale und soziale Entwicklung" ausgebaut werden. Eine entsprechende einstimmige Empfehlung sprach der Schulausschuss am Mittwochabend für den Stadtrat aus.

Mit der Ausweitung soll der prognostizierte Schülerrückgang kompensiert werden. "Die Schule ist für unser Schulsystem unverzichtbar", sagte Beigeordneter Marcus Lübken. Es sei Platz für beide Systeme, den Förder- und den Regelschulen. "Mindestgrößenverordnung hin oder her." Diese Verordnung sieht vor, dass Schulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen dann geschlossen werden müssen, wenn sie 112 (ohne Primarstufe) oder 144 (mit Primarstufe) Schüler nicht erreichen. Deshalb sind die Kommunen auch aufgefordert, Kooperationen einzugehen. Die Königswinterer Drachenfelsschule etwa geht mit der Bornheimer Verbundschule zusammen.

Für die Sankt Augustiner kein gutes Beispiel. "Es macht mehr Sinn, sozialräumliche Verbünde zu sichern. Das geht unter Nachbarn am besten", sagte Lübken. Deshalb wolle Sankt Augustin versuchen, mit der Stadt Troisdorf zu kooperieren. Dort soll eine von zwei Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen geschlossen werden, wenn die geforderten Schülerzahlen nicht erreicht werden. Troisdorf will das Angebot kurzfristig prüfen. Ein Kooperationsangebot an die Stadt Königswinter führte nicht zum Erfolg.

Kritik übten Krämer-Mandeau, Lübken und Sonderpädagogen am Verhalten des Rhein-Sieg-Kreises. "Es wird den Kommunen überlassen, sich Partner zu suchen. Hier fehlt es an einer Steuerung durch den Kreis, wie es in anderen Kreisen gemacht wird. Die Förderschulen kooperieren wild durch die Region", so Krämer-Mandeau. "Die Bemühungen des Kreises um einen regionalen Konsens können als gescheitert angesehen werden", ergänzte Lübken.

Seit mehr als einem Jahr werde versucht, Lösungen zu erarbeiten für eine Inklusion vor Ort. "Dass das wichtig und richtig ist, wird zwar erkannt, es wird aber nicht danach gehandelt", so Lübken weiter. Die Stadt Sankt Augustin sei aber weiterhin an Kooperationen interessiert, um das kommunale Förderangebot zu erhalten und eine wohnortnahe Beschulung zu gewährleisten, so Lübken. Da werde man auch in Richtung Bonn schauen.

Florian Heinick, Schulleiter der Gutenbergschule, und seine Kollegen freuen sich auf die Herausforderung, künftig mit drei Förderschwerpunkten zu arbeiten. "Wir machen das ja jetzt schon, werden aber sicher noch mehr Fachlichkeit benötigen", so Heinick. Viele Kollegen seien aber sehr motiviert und machten Fortbildungen. Lübken sieht mit diesem Konzept den Bestand der Gutenbergschule mindestens für die kommenden fünf Jahre gesichert.

Letztlich entscheiden über die Erweiterung der Förderschwerpunkte wird die Bezirksregierung in Köln, die frühzeitig in die Sankt Augustiner Überlegungen mit einbezogen wurde. Die Behörde hat auch schon signalisiert, dass die Erweiterung grundsätzlich genehmigungsfähig sei. "Auch wenn wir nicht die erforderlichen Schülerzahl von 144 erreichen, gehe ich davon aus, dass man uns Zeit gibt, bis das Konzept richtig greift", so Lübken.

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