Parkplatzmangel Sankt Augustin Fläche im Zentrum ist zu wertvoll

SANKT AUGUSTIN · Im Zentrum Sankt Augustins wird fleißig gebaut. Doch davon bekommt der fließende Verkehr trotz täglich dutzender Lkws zusätzlich auf den Straßen kaum etwas mit. Beim "ruhenden Verkehr", wie das Parken eines Autos im Amtsdeutsch heißt, sind die Veränderungen im Zentrum spürbar.

Wer zu Rathaus, Stadtbücherei, Musikschule oder ins Ärztehaus im Zentrum will, muss Warte- und Suchzeiten in Kauf nehmen. Mit dem vorübergehenden Wegfall der Park-and-Ride-Parkplätze der Haltestelle Markt und der Bebauung des von Pendlern gern mitbenutzten großen HUMA-Parkplatzes wird die morgendliche Stellplatzsuche zur Herausforderung - und der kostenlose Schotterparkplatz nahe der Haltestelle "Kloster" auf die angrenzenden Wiesen ausgeweitet.

Auch der Schotterparkplatz zwischen Rathausallee und Finanzamt platzt derzeit aus allen Nähten. Parkplätze im Zentrum sind derzeit Mangelware. Gefühlt zumindest, relativiert der Technische Beigeordnete Rainer Gleß auf Nachfrage: "So groß ist das Problem nicht. Es ist nur so, dass die Parkflächen nun an anderer Stelle sind, als man es über Jahrzehnte gewohnt war." Der Ausweichparkplatz des HUMA an der Rathausallee etwa werde gut angenommen und soll bis zum Abschluss der Bauarbeiten vorgehalten werden, sagt Gleß: "Auf dem Grundstück des HUMA werden nach dem Umbau mit 2500 Parkplätzen sogar noch 1000 mehr als bislang sein."

Allerdings in anderer Form, betont der Technische Beigeordnete: "Wir haben als Stadt die Aufgabe, das Zentrum städtebaulich neu zu ordnen. Dazu gehören für uns immer auch Stellplätze. Was wir aber nicht mehr leisten können und wollen, ist der Luxus großräumiger, ebenerdiger Stellplätze in der Fläche. Dafür ist Fläche im Zentrum zu wertvoll."

Das gelte auch für den Schotterplatz zwischen Konrad-Adenauer-Stiftung und Finanzamt. "Ja, man kann dort parken, aber die Fläche war nie als Parkplatz gedacht."

Grundsätzlich solle aber überall dort, wo im Zentrum gebaut werde, auch Parkraum entstehen, allerdings in der Höhe oder in der Tiefe. Ob das Parken im Zentrum mittel- wie langfristig kostenfrei bleiben werde, stehe allerdings nicht fest: "Wir arbeiten derzeit an der Erstellung eines Parkraumbewirtschaftsungskonzepts. Da sind noch viele Fragen und Überlegungen im Raum. Es ist zum Beispiel nicht grundsätzlich ausgeschlossen, dass es irgendwann einmal ein kommunales oder privat bewirtschaftetes Parkhaus im Zentrum, vielleicht in der Nähe des Zentrums West, geben könnte." Bei allen Überlegungen und Plänen spiele die Nachhaltigkeit eine große Rolle.

Daher arbeite man derzeit an einem "integrierten Handlungskonzept", das konkrete Handungsempfehlungen aus den Gedanken des Masterplans Urbane Mitte ableite. Dazu gehöre auch, so Gleß, Geh- und Radwege auszubauen und die Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs zu stärken.

Aus ökologischen Gesichtspunkten, aber auch zur Entlastung des Straßennetzes sei dies sinnvoll. "Im Nahverkehr steckt noch viel Potenzial. Über eine Taktverdichtung zur Steigerung der Attraktivität sollte man einmal nachdenken. Und auch die Tarifregelung, die es aktuell gibt, ist ein großer, sogar ein besonders großer Hemmschuh.

Hier sollte der zuständige Tarifgeber überlegen, Anreize zu schaffen." Denn nicht umsonst baue man die Haltestelle "Markt" derzeit zu einem modernen Knotenpunkt und zur Steigerung der Attraktivität um. Ob auf Dauer aber auch Pendler der Straßenbahnlinie 66 nahe der Haltestelle kostenlos parken könnten, stehe derzeit noch nicht fest, sagt der Technische Beigeordnete: "Die große Zahl an Stellplätzen für Pendler, die es gab, wenn man die bislang geduldete Zweckentfremdung anderer angrenzender Parkflächen mit einbezieht, wird es in dieser Güte in Zukunft nicht mehr geben."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort