SV Menden Facettenreiche Vereinschronik zum 100. Geburtstag

SANKT AUGUSTIN · 100 Jahre alt geworden ist der Spielverein Menden im Jahr 2012. Kräftig gefeiert wurde das Jubiläum, mit allem, was dazu gehört. Eines allerdings fehlte bei den Feierlichkeiten noch: die Chronik.

Sie liegt jetzt vor, und das, was das Autorenteam um Erich Pötz, Paul Standley, Peter Fey, Claudia Kohlen und Jörg Lindlar bei aufwendiger und jahrelanger Recherche mit Hilfe der Augustiner Stadtarchivare zusammengetragen hat, ist mehr als nur die Geschichte eines Sportvereins. Es ist ein Stück Zeitgeschichte, unterlegt mit zahlreichen Fotos, Dokumenten und Tabellen.

Und es geht ausschließlich um das runde Leder, denn beim SV wird nur Fußball gespielt. Worum genau es da geht, weiß die ganze Welt. Was der große deutsche Komiker Heinz Erhardt in einem Gedicht über Fußball schrieb, steht im Vorwort der Chronik: "Vierundvierzig Beine rasen durch die Gegend ohne Ziel, und weil sie so rasen müssen, nennt man das ein Rasenspiel. Links und rechts stehen zwei Gestelle, je ein Spieler steht davor. Hält er ein Ball ist er ein Held er, hält er nicht, schreit man "Du Toooor". Fußball spielt man meistens immer mit der unteren Figur. Mit dem Kopf, obwohl's erlaubt ist, spielt man ihn ganz selten nur." In Menden, so schreibt das Autorenteam, ist Fußball mehr als nur ein einfacher Sport. "Fußball in Menden ist ein Stück Leben in unserem Sankt Augustiner Stadtteil."

Wie viel "Leben" es ist und wie stark die Mendener mit dem SV verbunden sind, dokumentiert nicht nur die jährliche Sportwoche, in der nahezu das ganze Dorf auf den Beinen ist, sondern vor allem der große Einsatz für das neue Sportlerheim. Das alte musste abgerissen werden, weil sich der Schimmel überall breit gemacht hatte. Ein neues musste her. Aber wovon bezahlen? Die Stadt stellte einen Zuschuss in Höhe von 350 000 Euro in Aussicht. Das reichte nicht, um den Wunsch des Vereins zu erfüllen. Es sollten nicht nur Umkleidekabinen mit Sanitäranlagen gebaut werden, es sollte ein Mehrgenerationenhaus für alle Mendener werden.

Also gingen die SVler Klinken putzen im Ort. Sie stießen auf große Spenden- und Hilfsbereitschaft. Mit dem gesammelten Geld und vielen Menschen, die unentgeltlich beim Bau geholfen haben, konnte die neue Sportler- und Begegnungsstätte 2008 feierlich eröffnet werden, weil der SV Menden es schaffte, insgesamt 290.000 Euro selbst aufzubringen. Heute ist ein Kunstrasenplatz dazu gekommen, das Kleinspielfeld - auch aus Kunstrasen - wurde mit eigenen Mitteln realisiert. Und wie war es 1912, im Jahr der Gründung? Holstein Kiel wurde deutscher Fußballmeister.

Der VfB Stuttgart wurde gegründet und der VfR Hangelar. In Menden taten sich 18 junge Leute zusammen, wobei mehr als die Hälfte der Gründungsmitglieder gerade 15 oder 16 Jahre alt war. In "Jansen Schür" (Scheune) hoben sie den Verein aus der Taufe. Einen festen Sportplatz gab es damals nicht, gespielt und trainiert wurde auf einer Kuhwiese am Schlackenberg.

"Es war schon eine wilde Zeit", sagt Vorstandsmitglied und Mitautor Erich Pötz. Mitunter sei es zwischen den Mannschaften zu wüsten Schlägereien gekommen. "Aber das war damals überall so." Natürlich sieht das heute anders aus, und der SV Menden pflegt den fairen und sportlichen Umgang mit der Konkurrenz. Heute ist es auch viel einfacher, zum auswärtigen Sportplatz zu kommen. Nicht so wie kurz nach dem Weltkrieg, wo es kaum Autos gab. Da mussten die Spieler erst den Kartoffel-Transporter abladen, bevor der die Spieler zum Spiel brachte.

In den 60er Jahren brachte der SV sogar einen Auswahlspieler hervor. Harry Schmied schaffte es in die Schüler-Nationalmannschaft. An der Seite des heutigen Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß lief er am 23. April 1967 vor 85 000 Zuschauern zum Spiel gegen England im Berliner Olympiastadion auf den Platz.

All das lässt sich in der 414 Seiten umfassenden, schön gestalteten Chronik nachlesen. Ein Buch zum Blättern und eine heimatgeschichtliche Fundgrube rund um den Fußball im Rhein-Sieg-Kreis.

Die Chronik
Die Chronik des SV Menden "100 Jahre - Bilder, Fakten, Emotionen" ist in den Mendener Filialen der Kreissparkasse und im Vereinsheim an der Fritz-Schröder-Straße zu bekommen. Es kann auch unter kontakt@svmenden.de per E-Mail angefordert werden. Kostenpunkt: 15 Euro, 2,50 Euro davon sind für ein Hilfsprojekt in Ghana vorgesehen. 1050 Exemplare wurden gedruckt, 752 wurden schon verkauft.

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