Karl-Gatzweiler-Platz in Sankt Augustin Eine Stadt sucht ihre Mitte

SANKT AUGUSTIN · Wenn sich die einstige Marktplatte zum Marktplatz entwickelt, der im Herzen der Stadt für Wohlfühlatmosphäre steht, dann geht ein Wunsch des Ersten Beigeordneten Rainer Gleß in Erfüllung. Voraussetzung dazu ist ein Konzept zur Belebung des Marktplatzes, das auf mehreren Füßen stehen sollte.

 Blick vom Rathausdach auf die Marktplatte, wie sie heute aussieht, nach der Sanierung im Jahr 1998.

Blick vom Rathausdach auf die Marktplatte, wie sie heute aussieht, nach der Sanierung im Jahr 1998.

Foto: Holger Arndt

2017 wird das entscheidende Jahr sein, für die Umgestaltung der Umgebung des neuen Einkaufscenters, denn bis dahin wird der gesamte Rohbau des neuen Huma-Einkaufscenters stehen.

Ideen gibt es schon jetzt einige: Im Winter könnten eine Eisbahn oder ein Weihnachtsmarkt den zentralen Platz der Stadt attraktiv machen, im Sommer stellt sich der Beigeordnete zum Beispiel eine Konzertreihe als Möglichkeit vor, um den Platz zu beleben. Ein regelmäßiger Wochenmarkt soll das Angebot in der "Mall" ergänzen. Es werden also weniger die baulichen als konzeptionelle Änderungen sein, die endlich Leben in das Stadtinnere Sankt Augustins bringen sollen. Diese Belebung der auf dem Reißbrett geplanten Mitte war immer Thema, seit Bestehen des Platzes Ende der 70er Jahre.

Für Gleß war es damals eine mutige Entscheidung, der neuen Stadt auch ein neues Zentrum zu geben. Diese Entscheidung sei in vielen Städten nicht getroffen worden. Heute sei sie die Voraussetzung dafür, dass man sich überhaupt Gedanken über eine funktionierende Mitte machen könne. Entstanden sei die neue Stadtmitte entsprechend der architektonischen Leitbilder der damaligen Zeit, auf dem Reißbrett und mit industriell gefertigten Teilen. Dennoch: "Der Platz ist von seiner Größe und den Konturen sehr gut geeignet, um Wohlfühl-Atmosphäre zu schaffen", ist Gleß überzeugt. Einen neuen Bodenbelag bekommt die obere Ebene, entlang des Centers, wo sich an beiden Schenkeln Gastronomie mit Außenbewirtung ansiedeln soll - ebenfalls zur Belebung des Platzes.

Die Strukturen des bisher eher wenig beliebten Platzes werden in den Grundzügen erhalten bleiben. Die Spielgeräte sollen jedoch erneuert oder gegebenenfalls umgesetzt werden. Aktuell gebe es zwar Vorüberlegungen, aber noch kein fertiggestelltes Konzept zur Gestaltung des späteren Marktplatzes. Gleß ist sich sicher: Mit dem neuen Einkaufscenter wird auch die Marktplatte besser angenommen. "Wir müssen dann etwas bieten, was die Kundenströme beflügelt." Ähnlich sieht es mit der Parkebene unterhalb des Marktplatzes aus. Hier wurde der Antrag auf Städtebauförderung auf der Grundlage des integrierten Handlungskonzeptes gestellt. Die Parkebene soll heller und freundlicher werden. Eine bessere Beleuchtung, eine optimale Beschilderung, neue Parktaschenmarkierungen sollen hier den aktuellen Gruselfaktor beseitigen. Auch diese Neugestaltung kann jedoch frühesten 2017 erfolgen, wenn das Huma-Parkhaus entlang der Rathausallee nutzbar ist.

1976 - vor knapp 40 Jahren - war die Baustelle im heutigen Stadtzentrum noch größer als die aktuelle. Nicht nur die Aufträge für die Marktplatte, sondern auch für die umliegenden Gebäude wurden in dieser Zeit umgesetzt. 1977 feierte man doppelt: Zum einen die Stadtwerdung, zum anderen die Fertigstellung der Marktplatte mit Einkaufszentrum und Rathaus. Die Eröffnung des Huma-Einkaufsparks am 3. November 1977 wurde zu einem großen Volksfest, zu dem an die 50.000 Besucher gezählt wurden. 25 000 Quadratmeter für einen Vollsortimenter, einen Baumarkt und ein Möbelgeschäft standen zur Verfügung und wurden von den Bewohnern der Region eifrig genutzt. Hinzu kamen 6000 Quadratmeter für 16 Läden und Restaurants.

Schon Anfang der 80er Jahre mehrte sich die Kritik, dass das neu gebaute Zentrum zu sehr abgeschottet sei - auch durch den Neubau des Ärztehauses. Forderungen nach der Belebung des Platzes durch kulturelle Angebote wurden laut. Auch erste bauliche Mängel zeigten sich schnell. Im Herbst 1990 ordnete die Verwaltung eine Brückenhauptprüfung an, die ergab, dass der Belag ebenso wie die darunterliegende Dichtung erneuert werden mussten. Die gesamte Entwässerung der Markplatte sei unzureichend, so das Gutachten. Im Oktober 1996 wurden erste Entwürfe zur Umgestaltung im Zuge der notwendigen Sanierung vorgestellt. Baubeginn mit Spiel- und Treppenanlagen war am 7. April 1997. Die sanierte Marktplatte wurde im Mai 1998 offiziell wiedereröffnet: Kosten 7,5 Millionen Mark aber diesmal gekoppelt mit einer Garantiezeit von 30 Jahren. Trotz der teils ungewöhnlichen Spielgeräte, dem Wasserlauf und vielen Möglichkeiten zum Verweilen, ist die Belebung des Platzes bis heute Thema geblieben.

Kunst auf der Platte

Drei Kunstwerke des Skulpturenweges beherbergt der Karl-Gatzweiler-Platz. Neben dem Augustinus ist das die Stele, die die Stadt als Ganzes bestehend aus acht Ortschaften symbolisiert. Als drittes Element des Skulpturenwegs ist kurz vor der Fußgängerbrücke Richtung ehemaliges Postamt eine Fachwerkhausfassade in die moderne Fassade des Einkaufszentrums eingelassen. Sie wurde 1997 von Helmuth Eichner vom alten Mülldorf ins neue Zentrum übertragen. Für sie werde mit dem Huma-Abriss eine neue Stelle gefunden, versichert Gleß.

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