Tag der offenen Tür bei der Mendener Sebastianus-Bruderschaft Ein gutes Auge und Ausdauer sind gefragt

SANKT AUGUSTIN · Die Schützen haben in Menden eine lange Tradition. Seit nunmehr 373 Jahren sorgt dafür die Bruderschaft St. Sebastianus. Gegründet wurden sie von Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm im Dreißigjährigen Krieg, um zunächst plündernden schwedischen und später den nicht minder feindlichen kaiserlichen Truppen Einhalt zu gebieten.

 Im Visier hat Michael Dalmus den Pappspiegel in zehn Metern Entfernung.

Im Visier hat Michael Dalmus den Pappspiegel in zehn Metern Entfernung.

Foto: Thomas Heinemann

Freilich hat sich die Aufgabe der Schützen mit den Jahren ins Friedliche gewandelt. "Glaube, Sitte, Heimat" - so der Leitspruch des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften - sowie der Schießsport auf nationaler Ebene und das soziale Engagement im Ort haben Einzug gehalten.

Bei ihrem Tag der offenen Tür informierte die Bruderschaft über ihre vielseitigen Tätigkeiten und auch über den Schießsport, bei dem die Mendener recht erfolgreich sind, erklärte Brudermeister Dieter Schäfer: "Das reicht von Bezirks- und Diözesanmeisterschaften bei den historischen Schützen über die Wettbewerbe des Rheinischen Schützenbundes bis zur Deutschen Meisterschaft, an der unser Schriftführer Hans Schaufler teilnehmen wird."

Ihr Werkzeug ist das Luftgewehr. Wer den Abzug betätigt, setzt einen Stoß komprimierter Luft frei, der das 4,5 Millimeter breite und knapp ein halbes Gramm schwere sogenannte Flachkopfdiabolo durch den Lauf treibt und in zehn Metern Entfernung - so das Ziel - in die Mitte der auch "Spiegel" genannten Papierscheibe treffen lässt. Präzision, Ausdauer, ein gutes Auge und die richtige Technik sind dafür nötig, lernten die Gäste beim Tag der offenen Tür. "Es ist total beruhigend. Das macht richtig Spaß", stellte Michael Dalmus fest, der mit seinem Sohn zum Ausprobieren gekommen war. Gleich im ersten Durchlauf traf er die Mitte der Papierscheibe, die Zehn.

Schnelle Erfolge

Auch Dirk Steiner, zweiter Vorsitzender des Ortsausschusses Menden, zeigte sich ganz angetan: "Ich habe zum ersten Mal im Leben so ein Ding in der Hand gehabt. Die Schützen haben das toll erklärt, und ich habe 34 von 50 Ringen im allerersten Anlauf - das ist nicht schlecht, oder?" Nein, keineswegs, beteuern die Schützen und laden ihn ein, regelmäßiger ins Schützenhaus zu kommen. "Es macht mir Spaß, ich bin gern dabei", betont Dirk Steiner, doch die Zeit für regelmäßige Schützenabende fehle.

Ein Grund, den die Mendener Schützen nur zu gut kennen. Vor rund zehn Jahren zählten sie noch zur aktivsten Schützenjugend im Bezirk - in der Theorie eine Basis für die Zukunft, die vom Alltag mit Beruf, Familie und Interessenwandel überholt wurde. Der Bedarf an Mitgliedern sei groß, die Zahl der Aktiven stark gesunken, sagt der Brudermeister.

Interessierte lädt er ein, mittwochs unverbindlich zum Schützenabend zu kommen, den Tag der offenen Tür oder das Schützenfest zu besuchen. "Natürlich hat für uns das Brauchtum eine wichtige Bedeutung, aber wenn jemand den Fokus mehr auf den Schießsport legt, wird er bei uns nie schief angeguckt."

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