Vortrag von Hans Walter Hütter Ein Feiertag für die breite Öffentlichkeit

SANKT AUGUSTIN · Er sei der Historiker der deutschen Nachkriegsgeschichte schlechthin, kündigte der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Axel Grzeszkowiak den Festredner zur Feierstunde der CDU anlässlich des Tages der Deutschen Einheit im Rathaus an.

 Beim Festakt zum Tag der deutschen Einheit (v.l.): CDU-Fraktionsvorsitzender Georg Schell, der Stadtverbandsvorsitzende Axel Grzeszkowiak, die Bundestagsabgeordneten Lisa Winkelmeier-Becker und Norbert Röttgen, Professor Hans Walter Hütter und Landtagsabgeordnete Andrea Milz.

Beim Festakt zum Tag der deutschen Einheit (v.l.): CDU-Fraktionsvorsitzender Georg Schell, der Stadtverbandsvorsitzende Axel Grzeszkowiak, die Bundestagsabgeordneten Lisa Winkelmeier-Becker und Norbert Röttgen, Professor Hans Walter Hütter und Landtagsabgeordnete Andrea Milz.

Foto: Martina Welt

Professor Hans Walter Hütter, Präsident der Stiftung Haus der Geschichte, beschäftigte sich in seinem Festvortrag mit der Entwicklung und Bedeutung von Nationalfeiertagen, wie des 3. Oktober.

Unter den Gästen weilten auch die beiden Bundestagsabgeordneten Lisa Winkelmeier-Becker und Norbert Röttgen sowie die Landtagsabgeordnete Andrea Milz. Die Zugkraft des Redners war größer als vermutet, denn es mussten noch weitere Stühle zu den 180 aufgestellten in den Ratssaal gebracht werden, um allen Gästen einen Platz zu bieten.

"Wir ringen mit unserer Identität bis tief in das 19. Jahrhundert hinein", führte Hütter in sein Thema ein und lieferte postwendend die historischen Beispiele für seine These. Schon im 19. Jahrhundert sei es schwer gewesen, sich auf einen Nationalfeiertag zu einigen.

Eine Vielzahl von Inszenierungen und Ritualen habe es im Nationalsozialismus gegeben, mit dem Ziel, Gemeinschaft zu schaffen und Menschen gegen innere und äußere Feinde zu mobilisieren. Nach 1945 habe sich dann die Frage gestellt: "Was dürfen wir nicht vergessen angesichts der massiven Verbrechen der nationalsozialistischen Kultur?"

Auch die sehr unterschiedliche Entwicklung der Nationalfeiertage in der DDR und in der Bundesrepublik skizzierte der Festredner. Nach den strittigen Feiertagen bis zum Mauerfall sei der 3. Oktober geeignet, eine breite Öffentlichkeit zu erreichen.

Dies sei auch stets der am stärksten besuchte Tag im Bonner Haus der Geschichte. Der Tag der deutschen Einheit sei das Ergebnis eines Ringens um Freiheit und Einheit.

Als "Legende" entlarvte Hütter Mutmaßungen, dass man den 3. Oktober deshalb gewählt habe, weil der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl zu diesem Tag zufällig einen Termin freigehabt habe. Vielmehr habe die Volkskammer der DDR am 23. August aus pragmatischen Erwägungen heraus beschlossen, den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland auf den 3. Oktober zu legen.

Nach 23 Jahren sei es jedoch noch zu früh, um zu einer abschließenden Bilanz zu kommen, wie dieser Nationalfeiertag von der Bevölkerung akzeptiert werde. Er könne durchaus zu einem Tag der Erinnerung und des Feierns werden. "Wir sind vielleicht auf einem guten Weg."

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