Vom Bosporus nach Birlinghoven Ehemaliger FC-Köln-Trainer Erich Rutemöller als Gasttrainer beim SVB
SANKT AUGUSTIN · Obwohl sie den Mann, der da vor ihnen steht, kaum kennen werden, blicken rund 20 Augenpaare geradezu ehrfürchtig auf Erich Rutemöller. Mag es dem schicken DFB-Trainings-Anzug oder der Aura geschuldet sein, Rutemöller hat die Jugendspieler des SV Birlinghoven bereits nach wenigen Sekunden in seinen Bann gezogen.
Kein Wunder. Seit fast 30 Jahren ist der einstige Coach des 1. FC Köln und des Bonner SC als Trainer oder in beratender Funktion für Profi- und Nationalmannschaften tätig.
Noch vor wenigen Tagen weilte der mittlerweile 68-Jährige in Istanbul, um dem türkischen Verband beratend zur Seite zu stehen. Gefallen habe es ihm. "Ich bin ja ähnlich wie Christoph Daum ein halber Türke", erklärt Rutemöller. Nur mit der Sprache hapere es ein wenig. Nun ist der ehemalige Co-Trainer der Nationalmannschaft also zu Gast in Sankt Augustin. Dass Rutemöller die Jugend des SV Birlinghoven trainiert, kommt nicht von ungefähr. "Das ist mein persönliches Dankeschön an den Verein und den Ort", erklärt Karl-Heinz Lichtenberg, der die Übungseinheit mit dem Profitrainer ermöglicht hat. Als Sportkoordinator der JVA Siegburg initiierte Lichtenberg im Juni zum wiederholten Male das Benefizspiel "Knackis kicken für Kinder", und das auf dem Sportgelände des SVB.
"Alle haben uns unterstützt. Da gab es keine Vorbehalte. Es laufen ja nicht immer 50 Strafgefangene herum", so Lichtenberg. Erst vor zwei Wochen offenbarte Dragoslav Stepanovic den jungen SVB-Kickern so manche Weisheit der Bundesliga. Nun also Erich Rutemöller. "Ihr dürft alles mit dem Ball machen. Nur reinbeißen dürft ihr nicht", ruft der Coach seinem jungen Kader zu. Der Übungsleiter hat sichtlich Spaß an dieser Einheit. Für Rutemöller ist das Training mit dem Birlinghovener Nachwuchs "Ehrensache". "Das ging alles über den Karl-Heinz. Für mich ist das natürlich überhaupt kein Problem."
Auch wenn für die Kinder der fußballerische Mehrwert schnell vergessen sein dürfte, die Erinnerung an das erste Profitraining wird bleiben. Und weitere sollen Folgen. Der ehemalige Nationalspieler Jens Nowotny ist im Gespräch, die EM-Heldin von Schweden, Nadine Angerer, angefragt. Und noch einen besonderen Gast will Lichtenberg aus dem Hut zaubern. "Vielleicht wird Lothar Matthäus mal vorbeikommen. Wenn er als Experte für Sky in Leverkusen unterwegs ist, wird er uns bestimmt zumindest in der JVA in Siegburg, vielleicht aber auch hier besuchen", so Lichtenberg.
Rutemöller lässt die Nachwuchskicker viel mit dem Ball arbeiten. Ödes Rundenlaufen ist für den Nachwuchs nicht vorgesehen. "Das macht bei der Jugend keinen Sinn. Die Jungs laufen doch während des Spiels schon genug." Gerade mit solchen Worten weiß Rutemöller die Kinder in seinen Bann zu ziehen - auch im Nachwuchsbereich ist er ein echter Profi.
