N.N. Theater Neue Volksbühne Köln Die Suche nach dem Ideal des Mannes
SANKT AUGUSTIN · Wie viel Liebe zwischen zwei Buchdeckel doch passen kann, das zeigte das N.N. Theater Neue Volksbühne Köln am Sonntagabend im Arkadenhof des Steyler Klosters.
Vom belesenen Senior zum gehörnten Ehemann und schließlich zum Verzweifelten - als alternder, reicher und eigenbrötlerischer Mann liebt Don Perlimplin seine Bücher mehr als alles andere. Haushälterin Marcolfa will dem alten Mann einen schönen Lebensabend bereiten, und zwar mit der jungen Nachbarstochter Belisa an seiner Seite. Deren Mutter und nach gutem Zureden auch Belisa finden das angesichts des prallen Geldbeutels Don Perlimplins eine gute Partie. Aber ist es Liebe?
Noch in der Hochzeitsnacht verfällt die hübsche Belisa gleich fünf ihrer Liebhaber. Zwei Bücherwürmer, die das Publikum des Kölner N.N. Theaters durch das Werk "Liebe. Oder: In seinem Garten liebt Don Perlimplin Belisa" frei nach dem Spanischen Schriftsteller und Dichter Federico García Lorca (1898-1636) führten, setzen dem gehörnten und doch zunächst unwissenden Liebhaber auch noch zwei goldene Hörner auf.
Und freilich dauert es nicht lange, da hat der alte Don das Spiel der jungen Belisa durchschaut. Es grämt ihn nicht, denn er liebt Belisa ohne Bedingung, hat sie ihm doch eine neue Welt eröffnet und ihm längst vergessene jugendliche Gefühle eingehaucht. Doch Belisa will mehr, sie sucht das Ideal des liebenden Mannes - und findet ihn in Briefen und Beschreibungen eines ihr noch unbekannten und in einen roten Mantel gehüllten Liebhabers.
Beim ersten nächtlichen Treffen taucht Don Perlimplin auf, den Liebhaber im Mantel zu erdolchen, der kein anderer als er selbst ist. Zurück bleibt Belisa in verzehrender Sehnsucht nach einem Ideal, das es nie gab. Starke Emotionen, starke Bilder und die Botschaft, mit wahrer Liebe nicht zu spielen, das brachte das N.N. Theaterensemble mit Christine Per, Michl Thorbecke, Didi Jünemann und Bernd Kaftan in wechselnden Rollen mit auf die Bühne vor toller Kulisse. Dabei fehlten Liebe zum Detail, das nie zu viel wirkende Quäntchen rheinischen Humors, Improvisationstalent und auch Augustiner Lokalkolorit beim traditionellen Benefiz-Auftritt nicht.
So baten die Künstler selbst am Ende des Spiels mit ihren Hüten statt um Eintritt um Spenden: Die Steyler Mission und das China-Zentrum Sankt Augustin benötigen 15.000 Euro, um der armen Familie eines achtjährigen Jungen in Nordchina die Operation seiner verwachsenen Ohren bezahlen zu können. 10.000 der 15.000 hierfür benötigten Euro hatten Mission und China-Zentrum bereits bis zum Wochenende hierfür sammeln können.
