Friedhöfe in Sankt Augustin Die Stadt denkt über neue Bestattungsformen nach

SANKT AUGUSTIN · Sie sehen durchaus noch schön und würdig aus, die Friedhöfe in Sankt Augustin. Wer indes etwas genauer hinschaut, sieht schon viele Lücken - und die sind häufig ungepflegt und unansehnlich.

Der letzte Wille, in Sankt Augustin begraben zu werden, wird auch seltener: Mehr und mehr Verstorbene werden auf Friedhöfen der benachbarten Kommunen zur letzten Ruhe gebettet. Das Angebot außerhalb Sankt Augustin ist offensichtlich attraktiver. "Da müssen wir nachbessern", sagte Nicole Schumacher, Fachdienstleiterin Bürgerservice. Was wie getan werden kann, welche neuen Bestattungsformen eingeführt werden können, und wie man zu kürzeren Ruhezeiten kommt, das stellte Schumacher dem Kultur-, Sport- und Freizeitausschuss vor.

Klar ist: Es gibt viele Ansatzpunkte. Klar ist aber auch: Die Politik muss irgendwann sagen, was sie will. So weit ist sie aber noch nicht. Die Präsentation war zunächst denn auch als ein interessanter Markt der Möglichkeiten gedacht. Das Geschäft mit dem Tod ist eben auch ein lohnender Markt, auf dem die Städte in Konkurrenz zueinander stehen.

"Die Bestattungskultur ist im Wandel", sagte Schumacher und wies auf drei Ziele hin, die die Stadt erreichen will: eine bessere Nutzung der vorhandenen Flächen, eine Erweiterung des Angebotes und die Verkürzung der Ruhefrist, die derzeit bei 25 Jahren liegt. "Es sind auch neue Bestattungsformen von der Bürgerschaft gewünscht", sagte Schumacher.

Welche das sein können, verrät ein Blick auf die Friedhöfe der Nachbarstädte, wo es Friedwälder gibt, anonyme Gräberfelder mit Bäumen auf den Friedhöfen oder gar Kolumbarien, Urnenwände und Urnenstelen. Gefragt ist auch die etwas exklusivere Bestattungsart in einer Landschaftsgrabstätte, von Gärtnern gepflegt in sogenannten Themengärten. So etwas ist beispielsweise auf dem Siegburger Nordfriedhof zu finden. "In den Nachbarstädten wird schon sehr viel mehr angeboten als bei uns", sagte Schumacher.

Vor allem die Angebote für Urnenbestattungen werden vielfältiger, was auch daran liegt, dass immer weniger Menschen in sogenannten Wahlgräbern in Särgen bestattet werden wollen als vielmehr in einer Urne. "Da ist der Trend eindeutig", sagte Schumacher. Um die Flächen besser zu nutzen, kann sich Schumacher gut vorstellen, die Lückengräber vorzugsweise anzubieten, bevor neue Gräber angeboten werden.

Man könne sie auch mit Reihengräbern füllen. Überdies schlägt sie vor, die Bestattung ortsfremder Personen grundsätzlich zuzulassen. Auch für die Muslime soll das Angebot verbessert werden. Derzeit gibt es zwar in Menden-Süd die Möglichkeit, Muslime auf einer bestimmten Fläche in Wahlgräbern zu bestatten. "Das ist aber offenbar zu teuer und wird der muslimischen Bestattungskultur auch nicht gerecht. Aus diesem Grund könnte man Reihenrasengräber, die leicht zu pflegen sind, anbieten", so Schumacher

Was bisher in Sankt Augustin nicht möglich ist, ist eine Baumbestattung. "Es gibt leider kein geeignetes Gebiet für einen Friedwald in Sankt Augustin", sagte Schumacher. Man könne aber den vorhandenen Baumbestand auf den Friedhöfen nutzen und sicher auch neue Bäume auf freie Flächen pflanzen. "Der Vorteil zum Friedwald wäre eine weitgehende Barrierefreiheit", meinte Schumacher. Man müsse auch keinen Baum kaufen, sondern nur das Grab. Für Friedwälder gebe es derzeit in Deutschland 195.000 Reservierungen.

Bliebe noch die lange Ruhezeit in Wahlgräbern von 25 Jahren, was für Urnen viel zu lang sei. In Siegburg liege die Ruhezeit bei zwölf, in Königswinter bei 20 Jahren. Schumacher schlägt deshalb vor, die Ruhezeit auf 15 oder 20 Jahre zu begrenzen. Dazu könne man auch sogenannte Grabkammer- oder Grabhüllensysteme anbieten. "Das führt insgesamt aber dazu, dass die Stadt weniger Gebühren einnehmen wird." Für den Bürger wird es dann günstiger werden - zumal dann, wenn der Wiedererwerb der Nutzungsrechte flexibler gestaltet in Fünfjahresschritten angeboten wird. Bisher sind nur zehn, 20 oder 30 Jahre möglich.

Die Präsentation kam gut an. "Es wird bunter, flexibler, bürgernäher und ehrwürdiger", sagte SPD-Fraktionschef Marc Knülle. "Da ist viel Neues dabei, womit wir uns ernsthaft befassen müssen", sagte Wilfried Heckeroth (CDU). Die Verwaltung soll nun ein Konzept vorlegen, das die Politik beraten kann. Die Ergebnisse sollen dann in einem Satzungsentwurf münden. Voraussichtlich im März soll das Thema erneut beraten werden. "Wir müssen auch etwas tun, damit die Abwanderung verhindert werden kann und die Gebühren stabil bleiben", so Schumacher.

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