Sascha Gutzeit im Haus Menden "Der Mörder ist immer der Täter"

SANKT AUGUSTIN · Es war ein ausgesprochen heiterer Abend, den die gut 40 Besucher im Haus Menden am Donnerstag erlebten. Sascha Gutzeit (42) präsentierte seinen Kriminalfall und persiflierte so ziemlich alles, was in der Kriminalgeschichte aus Film und Fernsehen Rang und Namen hatte.

 Kommissar Engelmann alias Sascha Gutzeit verschläft den Mord im Orient-Express.

Kommissar Engelmann alias Sascha Gutzeit verschläft den Mord im Orient-Express.

Foto: Holger Arndt

Ob der Alte, Derrick, Tatort oder aber der Mord im Orient-Express beziehungsweise Miss Marple - man musste sich schon ein wenig auskennen, um die Fülle der Anspielungen des in Wuppertal geborenen Künstlers überhaupt alle mitzubekommen.

Gutzeit kalauerte sich von einem Gag zum nächsten, gab Lebensweisheiten zum Besten, die eigentlich keine sind, und hielt sich an diversen Cognacs und Overstolz-Zigaretten fest. Nur wahre Insider, die es jedoch im Rheinland durchaus geben dürfte, werden sich an den deutschen Schauspieler Heinz Engelmann erinnern, der das Werbegesicht für die Kölner Zigarettenmarke in den 1960er Jahren war und den Gutzeit in Persona in sein Kriminalstück transportiere.

Dort spielte er die Hauptrolle als Kommissar, der diverse Morde aufzuklären hatte und dabei selbst am Ende unter Verdacht geriet - natürlich in Anlehnung an die Vorläuferserie für den Tatort, die in den 1950er Jahren "Das Stahlnetz" hieß.

Aber auch Werbemomente, immer dann, wenn Engelmann sich wieder eine Overstolz ansteckte, fehlten nicht. Letztendlich geriet dann auch fast jede der handelnden und nicht handelnden Personen - selbst das Publikum - unter Verdacht, der ominöse Tortenheber-Mörder zu sein. Das lag auch daran, dass der Kommissar nach mehr als einstündiger Ermittlungstätigkeit nur wusste: "Der Mörder ist immer der Täter."

Als endlich das Telefon klingelte, "wusste der Kommissar, dass es ein Anruf war". Darüber informierte der Erzähler des Krimis, Ralf Kramp, die Zuhörer. Anrufe gab es im Laufe des Stückes dann doch einige und schließlich auch den erhellenden anonymen Anruf, der den Kommissar zu einem Treffen im Nebel an der Themse abkommandierte. "Die erste heiße Spur", bemerkte Engelmann. En passant verschlief er auf seiner Zugfahrt nach London gleich mal den Mord im Orient-Express.

Und auch in London stieß er nicht auf den Serienmörder, der zwischenzeitig seine Frau, den Pathologen Tom Brose oder auch Herrn von Interpol (alle gespielt von Sascha Gutzeit) auf dem Gewissen hat. Später traf Engelmann in London einen Bobby (Ewing), der ihn verdächtigte, und den er mit einer Ufo-Landung so gut ablenkte, dass er noch mal davon kam und schließlich den wahren Mörder schnappte.

Ideenreich, gespickt mit Anspielungen und Wortverdrehungen sowie mit einer gekonnten Kombination aus einem von Christoph Müller live auf Leinwand projizierten schwarz-weiß-Bühnenbild, das Gutzeit mit seinem Bühnenspiel verband, gelang es dem inzwischen in der Eifel lebenden Darsteller und Sänger, bestens zu unterhalten.

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