Robert Ueberholz aus Sankt Augustin Der Herr der Fahnen

SANKT AUGUSTIN · Den Anfang machte ein Geschenk. 1982 zog Robert Ueberholz nach Sankt Augustin, kaufte ein Haus an der Marienkirchstraße, und ein Freund schenkte ihm einen Fahnenmast. Ueberholz stellte ihn in den Garten - und entwickelte ein Faible für Fahnen.

 Gedenken an die Erdbebenopfer im Himalaya: Robert Uederholz mit der Fahne Tibets, die er anlässlich des Unglücks hisste.

Gedenken an die Erdbebenopfer im Himalaya: Robert Uederholz mit der Fahne Tibets, die er anlässlich des Unglücks hisste.

Foto: Hendorf

Sein erstes Exemplar war ebenfalls ein Geschenk, und zwar eines mit Bezug zu seinem Namen. Es ist eine britische Fahne aus Overwood, frei übersetzt soll es Ueberholz heißen, erzählt er mit einem Lächeln im Gesicht. "Die Leidenschaft hat sich über die Jahre entwickelt. Ich freue mich einfach, wenn die Fahne im Wind weht. Das gibt gute Laune", sagt Ueberholz.

Manchmal, erzählt er, klingele es auch an seiner Tür wegen der Fahne im Garten. "Dann steht da ein Vater mit seinem Kind und will seinem Nachwuchs erklären, welche Bedeutung die gerade gehisste Flagge hat", sagt der 68-Jährige. Denn Ueberholz besitzt nicht nur Fahnen von Borussia Mönchengladbach oder Borussia Dortmund. 70 Stück lagert er im Keller, unter anderem die Exemplare von Vietnam, Tibet, China, Australien oder der Dominikanischen Republik.

Auch die Fahne von Beuel bewahrt er dort auf. Oder die der Wäscherprinzessin, die er an Karneval aufhängt. Die Fahne von Sankt Augustin besitzt er nicht. "Das Wappen der Stadt ist aufwendig, die Flagge dementsprechend teuer. Sie sollte zu der Zeit 150 Mark kosten. So viel hat damals ein Anzug gekostet. Das war es mir nicht wert", sagt Ueberholz.

"Eine Fahne kostet dann aber schon mal 70 Euro"

Seine Fahnen kauft er bei der Bonner Fahnenfabrik, zudem schenken ihm Freunde immer wieder mal neue Exemplare. Bei Geschenken legt er aber nicht dieselben strengen Qualitätsmaßstäbe an wie bei seinen selbst gekauften. "Da schaue ich schon, dass sie keine Touristenfahnen sind. Eine Fahne kostet dann aber schon mal 70 Euro", erzählt er.

Von seinen Reisen bringt er oftmals Fahnen mit nach Hause. Ueberholz ist selbstständiger Ingenieur, er arbeitet für die EU, die Weltbank oder die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit - unter anderem in Zypern, der Türkei oder Algerien. Sein Schwerpunkt: Abfallwirtschaft. Bis 1992 war Ueberholz auch Geschäftsführer der Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft (RSAG).

Manchmal sendet er mit seinen Fahnen Botschaften. Zur Hochzeit des Ukraine-Konflikts wehte etwa die Friedensfahne, anlässlich des schweren Erdbebens in Nepal im Himalaya zog er die Flagge Tibets hoch. Die Fahne Nepals besitzt er nämlich nicht. Es gibt aber auch Tage, an denen sein Fahnenmast sozusagen nackt ist.

"Ich wache nicht morgens auf und denke als erstes darüber nach, welche Fahne ich hisse", sagt Ueberholz. Aber er hat schon bemerkt, dass seine Fahnen wahrgenommen werden. "Die Fahnen haben einen gewissen Aufmerksamkeitswert."

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