Radsport Krüger in Sankt Augustin-Mülldorf Der Chef schraubte schon als Kind am Rad

SANKT AUGUSTIN · Radsport Krüger in Sankt Augustin-Mülldorf feiert in diesem Jahr 50. Geburtstag. Der GA war zu Besuch bei Maximilian Greeven.

 In der Werkstatt: Seit jeher fasziniert Maximilian Greeven das Fahrrad .

In der Werkstatt: Seit jeher fasziniert Maximilian Greeven das Fahrrad .

Foto: Michael Lehnberg

"Schrott wird flott", sagt Maximilian Greeven. Der 62-jährige Sankt Augustiner ist ein ausgewiesener Fahrradexperte, den in Mülldorf jeder kennt, der sich auch nur ein wenig für das Radfahren interessiert. Schließlich ist er der Chef von Radsport Krüger an der Bonner Straße. In diesem Jahr feiert das Geschäft seinen 50. Geburtstag.

Man könnte von Maximilian Greeven auch einen anderen Spruch zitieren: "Aus drei mach' eins". Er macht mit Förderschülern das, was er auch schon als Kind und Jugendlicher mit Vorliebe getan hat: an Rädern basteln und aus mehreren Schrotträdern ein funktionierendes zusammensetzen. Zweimal in der Woche zeigt er den Schülern in den Fahrradwerkstätten der Gutenbergschule in Sankt Augustin und der Hennefer Förderschule "In der Geisbach", wie das geht. "Und das macht mir sehr viel Spaß".

Von klein auf hat ihn das Fahrrad fasziniert. "Ich war der einzige in der Familie, der Rad fuhr." Er kaufte schon als Kind von seinem wenigen Geld für zwei Mark kaputte Räder auf, baute die noch funktionierenden Teile ab und zu einem gebrauchsfähigen Rad zusammen und verkaufte es gewinnbringend. "Da war auch viel Verrücktes dabei", erinnert sich Greeven. So hat er ein Autolenkrad auf das Fahrrad gebaut oder Schneeketten für das Hinterrad gefertigt. "Aus den Strippen der Toilettenspülkästen. Das funktionierte."

Er tüftelt schon gerne, der Mann mit dem Zwirbelbart, den er links und rechts hinter die Ohren klemmt, wenn er Speichen nachzieht, Ketten schmiert oder Kränze wechselt. Ausdruck seiner großen Liebe zum Zweirad: Ein goldenes Kettenglied hängt an seinem linkem Ohrläppchen.

Greeven stammt aus Trier und hat eine Weile in Spanien gelebt. Daher rührt seine Liebe zur iberischen Halbinsel. Die Liebe war es auch, die ihn nach Sankt Augustin zog. In Trier betrieben seine Eltern ein Tanzlokal, wo Linda Krüger, Tochter von Elisabeth und Wilhelm Krüger, die das Fahrradgeschäft begründet haben, mit ihrer Mädchenband "Ruby Rats" auftrat. Reiner Zufall, dass da ein Fahrradfaszinierter ein Mädel aus einem Radsportgeschäft kennenlernte.

"Ich bin dann mit in das Geschäft eingestiegen", sagt der Autodidakt, der sich das technische Know-how über Schulungen und Fortbildungen aneignete und heute auch ausbilden darf. "Ich habe bei zahlreichen Fahrradproduktionen mitgearbeitet", sagte er, für den Qualität über allem steht. "Qualität ist geil, nicht Geiz", ist das Credo Greevens, der bodenständig geblieben ist und ganz besonders die persönliche Nähe zu seinen Kunden schätzt. "Mittlerweile bediene ich die vierte Generation." Zwischendurch betrieb er für ein paar Jahre ein Geschäft in Siegburg an der Kaiserstraße. "Aber man kann schlecht zwei Herren dienen. Da habe ich es wieder aufgegeben."

Ende der 80er Jahre gab es auch Überlegungen zu expandieren. "Wir haben sogar schon Kaufverhandlungen in Siegburg geführt, uns dann aber nach Besichtigungen von großen Geschäften in Süddeutschland dagegen entschieden. Da haben wir uns nicht wiedergefunden. Wir sind auch so zufrieden", sagt Greeven, der noch ein paar Jahre weitermachen will.

Und dann? Spanien ist "sein Land", in dem er sich gerne zur Ruhe setzen möchte. "Zweimal bin ich mit dem Rad nach Santiago de Compostella gefahren." Einmal 1200 Kilometer von Frankreich aus, ein zweites Mal 1500 Kilometer mit dem Startpunkt Südspanien. "Auf dem Rad nimmst Du die Umwelt viel intensiver wahr, die Gerüche, die Geräusche. Das ist ganz anders als auf dem Motorrad."An der Wand im großen Ausstellungsraum hängt ein altes Kinderrad an der Wand, das irgendwann zwischen 1915 und 1920 gebaut worden ist. Uralte Technik, die noch immer funktioniert.

Heute sind die Pedelecs die moderne Technik. "20 Prozent der Räder, die wir im Jahr verkaufen, sind Pedelecs." Klar, dass Greeven mittlerweile auch das Metier beherrscht. "Die Technik schreitet rasant fort, da muss man am Ball bleiben", sagt Greeven, der sogar Spezialfahrräder mit Stützrädern für Amputierte mit Prothesen zusammenbaut.

Mit Eisenwaren, Schräubchen und Rädern fing 1965 alles an an der Bonner Straße 65 bis 67, wo seine Schwiegermutter nebenan einen Tabakwaren-Laden betrieb. Der Fahrrad-Guru raucht nicht mehr, aber dem Schrauben ist er treu geblieben.

Tipp: So macht man das Fahrrad nach dem Winter flott

Das ein oder andere am Fahrrad kann jeder selbst machen. Für Licht sorgen etwa, die Kette reinigen und ölen und das Rad vom Staub befreien und putzen. "Und das Profil der Reifen überprüfen, und vor allem die Felge", rät Maximilian Greeven. Eine im Laufe der Zeit dünn gewordene Felge könne platzen und zu unliebsamen Situationen führen. "Immer schauen, ob an der Felge noch genügend Bremsfläche vorhanden ist." Überhaupt die Bremsen: Laut Greeven überfordert die heutige Technik den Normalradler, oft sei es schwierig, die richtige Einstellung zu finden. "Vor allem bei Scheibenbremsen und jeder Art Hydraulik immer den Fachmann zu Rate ziehen. Sonst gibt's eine Katastrophe."

Das Rad heute sei mit dem von früher nicht mehr zu vergleichen. "Das sieht man alleine daran, dass es heute 32 verschiedene Durchmesser für Sattelstützen gibt. Früher waren das gerade mal drei."

Mit Öl an der Kette sollte man sparsam umgehen. Anderfalls sammelt sich zu viel Dreck. "Aber bitte nur richtiges Fahrradkettenöl. Dreck schmirgelt und beschädigt dann auch Ritzel." Überhaupt sollte man Rahmen und Räder gründlich mit Lappen und Reinigungsmittel säubern. "Das Rad muss gewachst werden", sagt Greeven. Matsch könne durchaus mit Wasser beseitigt werden. "Aber bitte niemals mit Dampfstrahl oder Hochdruck", warnt Greeven.

Wenn nun noch alle Schraubverbindungen, Schweißnähte, Pedale, Tretlager und Speichen in Ordnung und die Reflektoren angebracht sind, dann kann die Radtour starten. "Nicht vergessen: Der Helm gehört auf den Kopf."

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