Medienzentrale in Sankt Augustin Bundeswehr hat kein Konzept zur Nachnutzung

SANKT AUGUSTIN · Die Stadt Sankt Augustin bemängelt das fehlende Konzept der Bundeswehr, die das Gebäude für 6,3 Millionen Euro anbietet. "Wie sich der Bund da verhält, ist absolut unprofessionell", sagt Rainer Gleß, Erster Beigeordneter der Stadt.

Es ist vergleichsweise ein Schnäppchen: 6,3 Millionen Euro verlangt die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) für die Informations- und Medienzentrale der Bundeswehr in Sankt Augustin. Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre war die Einrichtung noch für mehr als 100 Millionen Mark gebaut worden. Seit dem Jahresende ist sie geschlossen.

Vieles von der technischen Einrichtung ist bereits verkauft, einiges verschrottet. Seit Beginn dieses Jahres gibt es die Einrichtung mit einer Gesamtnutzfläche von 14 930 Quadratmetern als Organisationseinheit der Bundeswehr nicht mehr, wenn auch von dort noch bis längstens März das Bundeswehr-TV gesendet wird. Was aus der Liegenschaft einmal wird, weiß noch niemand. Ein Konzept dafür liegt nicht vor.

"Es sind verschiedene Kaufangebote eingegangen, aber bisher ist es noch zu keinem Vertragsabschluss gekommen", sagte Jochen Altrogge, Leiter des Verkaufsteams der BImA, auf Anfrage des GA. Angeboten werde es als Medienproduktions- und Bürogebäude. Es sei noch alles offen. Die Stadt Sankt Augustin indes hatte eine Anfrage an die BImA gestellt, ob Teile der Gebäude im Bedarfsfall nicht auch für die vorübergehende Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden könnten.

Eine Antwort liegt laut Rainer Gleß, Erster Beigeordneter der Stadt Sankt Augustin, aber noch nicht vor. Laut Altrogge könne man sich das grundsätzlich vorstellen. So dient etwa die Grünten-Kaserne in Sonthofen seit Sommer 2014 als Notunterkunft für 150 Asylbewerber. Auch ein Teil der Brückbergkaserne in Siegburg soll für diesen Zweck genutzt werden.

Die Aufgaben der Medienzentrale, die seit den 90er Jahren von Sankt Augustin aus etwa das Bundeswehr-Fernsehen produziert hatte, werden - wie mehrfach berichtet - zum großen Teil künftig vom Zentrum für operative Kommunikation in Mayen sowie der Redaktion von Bundeswehr aktuell in Berlin übernommen.

Gleichwohl erwartet die Sankt Augustiner Stadtverwaltung, dass eine Vermarktung mit dem Schwerpunkt Medienwirtschaft noch zu realisieren ist. Leider gebe es aber kein Konzept, sagt Gleß - was ihm überhaupt nicht passt. "Wie sich der Bund da verhält, ist absolut unprofessionell", ärgert sich der Stadtplaner.

Man müsse nur wollen, dann habe die Immobilie auch eine Chance. Er erwarte vom Bund, dass er sich um eine adäquate Nachnutzung bemühe. "Wir sind doch eine Medienregion, das sollte doch möglich sein", sagte Gleß. Das scheine aber überhaupt keine Rolle bei der Vermarktung zu spielen. Die BImA wolle die Liegenschaft einfach nur irgendwie loswerden.

Absage an Wohnbebauung

Einer Wohnbebauung und einem Abriss der Gebäude auf dem rund 23 409 Quadratmeter großen Areal erteilt Gleß eine Absage. Dazu müsste nicht nur das Planungsrecht geändert werden. Ausgewiesen ist die Fläche im Flächennutzungsplan derzeit als "Sondergebiet (Bund)" und im Bebauungsplan als "Fläche für den Gemeinbedarf (Bundeseinrichtungen)".

Ein Wohngebiet könne man überall realisieren. Dafür brauche man laut Gleß nicht ein Gebäude aufgeben, das für mehr als 100 Millionen Mark errichtet worden sei. "Das ist im Übrigen auch gar nicht so einfach", sagte Gleß. Man müsse ja einen Käufer finden, der erst einmal den Abriss finanzieren könne.

Für die Stadt spiele ein Wohngebiet dort gar keine Rolle. Mit ein bisschen Fantasie sei eine sinnvolle Nachnutzung zu realisieren, ist sich Gleß sicher. "Aus der Immobilie kann man richtig viel machen", so der Beigeordnete.

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