Vortrag in der Emmauskirche "Archäologie ist kein Abenteuer"

SANKT AUGUSTIN · Hans-Martin Jakubik berichtete in der Emmauskirche von seinen Ausgrabungen in Jordanien. "Archäologen sind nicht wie der Filmheld Indiana Jones. Uns folgen keine blonden Frauen, und wir finden auch keine Goldschätze." Mit diesen nüchternen Worte eröffnete Hans-Martin Jakubik jetzt seinen Vortrag über archäologische Ausgrabungen in Jordanien in der Emmauskirche.

 Spurensuche: Hans-Martin Jakubik bei Ausgrabungen.

Spurensuche: Hans-Martin Jakubik bei Ausgrabungen.

Foto: Privat

Es war ein sehr realistisches Bild, das Jakubik von der Archäologie zeichnete. Er wollte den Besuchern seine Arbeit als Archäologe so zeigen, wie sie ist. Und dabei handelt es sich nicht um das märchenhafte Bild des charmanten Schatzsuchers, das in Filmen vermittelt wird. Der Tag eines Archäologen beginnt laut Jakubik um 4.30 Uhr. Nach einem kleinen Frühstück geht es mit der ganzen Mannschaft zum Ausgrabungsort. Die Ausgrabungsstätte, auf der Jakubik seit 2006 regelmäßig mitarbeitet, liegt etwa 15 Kilometer südöstlich des See Tiberias im Dreiländereck Jordanien/Israel/Syrien und gehört somit historisch gesehen zum Gebiet des "Heiligen Landes".

Der Tall Zira'a ist ein vor- und frühgeschichtlicher Siedlungshügel. Seine Bewohner haben vom dritten Jahrtausend vor Christus bis weit in die islamische Zeit eine große Kulturschicht hinterlassen, die seit zwölf Jahren Stück für Stück freigelegt wird. Vasen, Reste einer Kornkammer, Rollsiegel und verschiedenen Schmuck konnte das Archäologenteam bereits in Tall Zira'a aufstöbern. "Ein vollständiges Teil zu finden, ist sehr selten. Meistens entdecken wir nur Scherben, die wir jedoch manchmal zusammensetzen können. Umso schöner ist es, wenn wir doch mal etwas Vollständiges oder Seltenes finden", so Jakubik.

Die gefundenen Stücke werden gesäubert und dokumentiert. Eine Menge archäologischer Arbeit finde am Computer statt, so der Archäologe. Häufig sitze das Team bis abends am Computer, um die Ergebnisse des Tages zu erfassen. "Archäologen sind verrückt. Man muss diesen Beruf schon wirklich lieben", sagte Hans-Martin Jakubik und lachte.

Sich selbst bezeichnete Jakubik entweder als Pensionär oder Student. Nach 40 Jahren bei der Bundeswehr hatte sich der Rentner für das Archäologiestudium an der Bonner Universität eingeschrieben. Seinen Bachelor hat er mittlerweile gemacht, den Master möchte er im Juli beenden. Und Jakubik hat noch größere Pläne: "Wer weiß, vielleicht schreibe ich ja noch meine Doktorarbeit. Ich habe schließlich Zeit."

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