Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin Ärzte retten Mädchen aus Afrika
SANKT AUGUSTIN · Es hat lange gedauert, bis alle Formalitäten erledigt waren, und es wird noch eine Weile dauern, bis Kellya, das zwölfjährige Mädchen, die Kinderklinik in Richtung Heimat verlassen kann - ein halbes Jahr etwa noch.
Aber dann wird das schwer kranke Kind aus Burundi, das derzeit auf der onkologischen Station der Asklepios-Klinik behandelt wird, hoffentlich wieder ganz gesund sein. "Hundertprozentig können wir das nicht sagen, aber sie hat eine sehr realistische Chance, wieder ganz gesund zu werden", sagt ihr behandelnder Arzt Harald Reinhard.
Das Leben der Patientin aus Afrika, die an einem in Deutschland extrem seltenen Tumor erkrankt ist, hing an einem seidenen Faden. Sie hatte einen kindskopfgroßen Tumor am Hals, konnte nicht mehr sprechen, nicht schlucken und nur schwer atmen. Die Ärzte in der Hauptstadt Bujumbura diagnostizierten zunächst ein Lymphom, eine Fehldiagnose. Folglich schlugen die Medikamente nicht an, und dem Mädchen ging es immer schlechter.
Ihr Glück: Der pensionierte Arzt Nicolème Sinzobahamvyay wurde auf ihren Fall aufmerksam. Weil der Zwölfjährigen niemand mehr helfen konnte, stellte er den Kontakt zur Asklepios-Kinderklinik und Professor Gerd Horneff her. Das fiel ihm vergleichsweise leicht, hatte er doch in Sankt Augustin in der Kinderherzchirurgie bis zu seiner Pension gearbeitet. In Burundi will Sinzobahamvyay helfen und baut dort eine herzchirurgische Abteilung auf.
Ein Problem waren indes die hohen Behandlungskosten, die die Familie des Mädchens nicht aufbringen konnten. 35 000 Euro mussten finanziert werden. "Die Kosten haben wir dann übernommen", sagte Alfred Keller, Vorsitzender des Fördervereins der Kinderklinik Sankt Augustin. Nach weiteren zwei Monaten waren die bürokratischen Hürden überwunden, und Kellya reiste allein von Bujumbura nach Brüssel, wo sie Nicolème Sinzobahamvyay in Empfang nahm und nach Sankt Augustin brachte.
"Einen so großen Tumor am Hals habe ich noch nicht gesehen", sagte Onkologe und Oberarzt Harald Reinhard. Bei der bösartigen Geschwulst handelt es sich um ein Nasopharynxkarzinom.
Die Therapie in Sankt Augustin schlug an. Nach den beiden ersten Chemotherapien hat sich der Tumor sehr verkleinert und der Allgemeinzustand des Mädchens stark verbessert. "Sie ist in einem sehr guten Zustand und verträgt die harte Therapie gut", sagte Reinhard. In der kommenden Woche beginnt die dritte Therapierunde von insgesamt fünf, an die sich dann noch eine Strahlentherapie anschließt.
Wenn alles gut läuft, kann Kellya in einem halben Jahr wieder zurück zu ihrer Familie. Aber am Wochenende ist sie bei "ihrem" Arzt Nicolème Sinzobahamvyay. Der hat noch ein Wohnung nahe der Kinderklinik.
Weitere Infos über die Fördervereine der Klinik gibt es unter www.asklepios-kinderklinik.de.