Kampf gegen Abschiebung Armenier aus Ruppichteroth soll zurück in die Heimat

RUPPICHTEROTH · Die Gemeinde setzt sich für Verbleib ein. Vor dreieinhalb Jahren kam der Armenier Artak B. nach Deutschland. In seiner Heimat hatte er einen Mafia-Mord mit angesehen, sagte vor Gericht gegen die Täter aus. Aus Angst vor Racheakten floh er nach Deutschland und fand in Ruppichteroth eine neue Heimat.

Er lernte Deutsch, fand Freunde und arbeitete als Aushilfshausmeister unter anderem auch im Rathaus. Da die Verfolgung durch die Mafia kein Grund für ein dauerhaftes Asyl ist, soll er jetzt abgeschoben werden. Doch die Gemeinde versucht alles, dies zu verhindern.

"Artak B. ist in unserer Gemeinde sehr beliebt. Ich habe selten einen Menschen gesehen, der sich so sehr integriert hat", sagt Bürgermeister Mario Loskill. Die Familie des 28-Jährigen ist mittlerweile ebenfalls aus Angst vor der Mafia aus dem Heimatland geflohen. "Wenn er zurück muss, wird das schlimm ausgehen. Ihm droht der Tod", ist sich Loskill sicher.

Mitte Oktober wurde Artak B. nach Siegburg zum Ausländeramt des Rhein-Sieg-Kreises beordert, da sein Visum abgelaufen war. Dort wurde er gefragt, ob er freiwillig ausreisen würde, sollte sein Antrag auf dauerhaftes Asyl abgelehnt werden. "Für uns war das die normale Vorgehensweise", erklärt Rita Lorenz, Pressesprecherin des Kreises.

Die Frage nach der freiwilligen Abreise werde jedem Antragsteller gestellt. "Da er diese Frage verneinte und keine Aufenthaltsgenehmigung mehr hatte, musste er zwangsweise in Abschiebehaft genommen werden."

Loskill kann die Vorgehensweise der Ausländerbehörde verstehen, kritisiert aber die Art und Weise: "Das hätte man menschlicher und sensibler machen können", findet der Bürgermeister. Der Petitionsausschuss des Landtages lehnte nach der Festnahme einen Härtefallentscheid ab. Der 28-jährige Armenier sollte abgeschoben werden, sein Flug war bereits gebucht. Durch das Engagement von Loskill und seiner Gemeinde wurde die Abschiebung aber zunächst einmal aufgeschoben.

Jetzt sitzt Artak B. in der JVA Bochum und wartet auf eine endgültige Entscheidung. Mitarbeiter des Rathauses haben Geld gesammelt, um einen Anwalt zu bezahlen. Jens Dieckmann aus Bonn hat das Mandat übernommen und nun ein neues Härtefallersuchen an das Innenministerium gestellt.

Die Entscheidung über die mögliche Abschiebung wird jetzt am 15. November fallen. "Das ist der Tag, an dem wir alle hoffen und zittern", sagt Loskill. Am Dienstag ging ein Bericht der Kreisausländerbehörde an die Härtefallkommission. Über die Inhalte dieses Berichts durfte die Behörde keine Angaben machen.

Derweil werden in Ruppichteroth Unterschriften für den Verbleib des beliebten Armeniers gesammelt, die ebenfalls zur Kommission geschickt werden. Hilfreich für den 28-Jährigen könnte aber auch ein neues Jobangebot des in Ruppichteroth ansässigen Fleischerbetriebs Willms sein. "Wir bieten ihm einen Job als Produktionshelfer in Vollzeit an", sagte ein Sprecher des Betriebes auf GA-Anfrage. Damit könnte Artak B. genügend Geld für seinen Lebensunterhalt verdienen.

Bis Mittwochmittag um 12 Uhr liegt im Rathaus in Schönenberg, Rathausstraße 18, noch die Unterschriftenliste aus, mit der Artaks Verbleib unterstützt werden kann.

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