Freunde des Archivs der Stadt Rheinbach Zahn der Zeit nagt an der Tomburg

RHEINBACH · Der Zahn der Zeit nagt an Mauern und Fundamenten der Tomburg. Eine ausführliche, mit vielen Schaubildern belegte Zustandsbeschreibung trug jetzt der Vorsitzende der Freunde des Archivs der Stadt Rheinbach, Andreas Herrmann, dem Ausschuss für Standortförderung, Gewerbe, Wirtschaft, Tourismus und Kultur vor.

 Auch Fälle Vandalismus gibt es an der Tomburg: Im Sommer zerstörten Unbekannte eine steinerne Sitzgruppe, wie Bürgermeister Stefan Raetz zeigt.

Auch Fälle Vandalismus gibt es an der Tomburg: Im Sommer zerstörten Unbekannte eine steinerne Sitzgruppe, wie Bürgermeister Stefan Raetz zeigt.

Foto: Wolfgang Henry (Archiv)

Den Tomberg und die zugehörige Burg ordnete er als historisches Erbe in der Kulturlandschaft ein, um das sich Sagen und Legenden ranken. Diese "identitätsstiftende Sichtmarke und Wahrzeichen" sei ein besonderer Lebensraum, früher auch Bau- und Rohstofflieferant.

Anhand von Fotos belegte Herrmann, wie sich durch Regen, Frost und Wind, aber auch durch die Tritte der vielen Besucher Steinformationen auflösen. Für Jugendliche ist der Berg Abenteuerspielplatz und bisweilen auch Partyzone. Eine Reisighütte unterhalb des Steinbruchs findet Herrmann "aus Sicht des Naturschutzes nicht gut". Außerdem "könnte auch mal was passieren", warnt er. Für Grill und Lagerfeuer müssten bisweilen auch Absperrpfosten herhalten. So würden Wege unkenntlich, und die Besucher begännen, eigene Pfade ins Gelände zu treten, ganz zu schweigen von Mopedfahrern, die den Boden besonders bei Feuchtigkeit aufwühlten.

Schockiert reagierte die Öffentlichkeit, als im Sommer eine steinerne Sitzgruppe nebst Picknicktisch zerstört wurde. Herrmann merkte dazu an, dass die polierten Oberflächen der Landschaftsmöbel die Zerstörungswut möglicherweise motiviert hätten. Er verglich dies mit dem Lack eines teuren Sportwagens, der in bestimmten Stadtvierteln auch nicht lange ohne Kratzer überdauern würde.

Auch die Natur nimmt sich, was sie braucht. Wurzeln demineralisieren nach den Ausführungen Herrmanns den alten Fugenmörtel. Angewachsene junge Baumstämme brächen Mauern auf. "Hier hilft nur absägen", sagte er zu einem drastischen Fotobeispiel. Besonders gefräßig sei der Efeu, der andere Gewächse verdränge.

Fotos eines Schwellensteins von 1989 und von heute demonstrieren, wie die Bausubstanz allmählich überwuchert wird. Fotos des Südturms von damals und heute zeigen ebenfalls das Zusammenwirken der aufgezählten Faktoren. Die Wurzeln einer alten Linde halten derzeit den Platz neben der Sitzgruppe fest. Jedoch ragt ein Teil des Wurzelwerks bereits nackt in die Luft, der Baum droht durch "aktive Erosion" seinerseits den Halt zu verlieren.

In seinen Perspektiven geht Herrmann von bisherigen Bemühungen aus: Anfang des 19. Jahrhunderts wurden Weinberge und Wege angelegt. Der Verschönerungsverein errichtete eine Schutzmauer am Bergfried. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Brunnen neu gefasst. Zu Beginn der 70er Jahre ließ die Stadt Rheinbach als neue Eigentümerin den Befund aufmauern und den Bergfried fassen.

Seit 1980 ist der Tomberg Naturschutzgebiet, seit 1986 Bodendenkmal und seit 1993 Baudenkmal. Ehrenamtliche pflegen das Areal und räumen auf. Herrmann schlug vor, die historische Bausubstanz zu schützen, sanieren und zu pflegen. Wichtig sei es, Bewusstsein zu schaffen, denn: "Man achtet nur, was man kennt." In einem Nutzungskonzept müssten Denkmalschutz, Naturschutz und Naherholung berücksichtigt werden. Dazu könnte das Areal in einen Zugangsbereich, eine Schutzzone und eine Besucherzone aufgeteilt werden. Ohne Besucherführung werde die Abnutzung nicht eingeschränkt, argumentierte Herrmann. Durch Poller sei sicherzustellen, dass der Berg nur noch begehbar und nicht mehr befahrbar sei.

Der Experte regte einen "Runden Tisch" mit Vertretern der Stadt Rheinbach (Untere Denkmalbehörde), des Rhein-Sieg-Kreises (Amt für Natur- und Landschaftsschutz), des Landschaftsverbands Rheinland, der Nordrhein-Westfalen-Stiftung und mit lokalen Akteuren und potenziellen Sponsoren an. Denn eines sei völlig klar: "Geld ist der eigentliche Engpass in der Geschichte", so Herrmann.

Weitere Infos sind zu finden unter www.tomburg-forschung.de.

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