Rheinbach liest Wortakrobaten im wilden Wettstreit

RHEINBACH · Bereits zum 13. Mal fand am Freitag der Rheinbacher "Hexenslam" statt. In der Bibliothek der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg dichteten Wortakrobaten um den "Hexenturm aus Silber" - die Trophäe des Abends.

 Poeten wie Michael Goehre stritten miteinander.

Poeten wie Michael Goehre stritten miteinander.

Foto: Axel Vogel

Dabei konnten sich die Organisatoren, der Verein "Rheinbach liest" und die Hochschule, mal wieder über reichlich Zuschauer freuen. Als Siegerin ging am Ende die Bremerin Rita Apel hervor.

Lasse Samström kennt sich aus: Der 46-jährige Bonner ist der Moderator des Abends. Er könnte selbst am Rheinbacher "Poetry-Slam" teilnehmen. Etliche Wettbewerbe hat er bereits in seiner Karriere gewonnen. Und über Engagements und Auftritte müssen sich die besten der Szene nicht beklagen - Poetry-Slam, sinngemäß kann man den Begriff mit Dichterwettstreit oder Dichterschlacht übersetzen, boomt hierzulande. Hinter der englischsprachigen gilt die deutsche als zweitgrößte Wortwettstreitszene der Welt.

Innerhalb einer gewissen Zeit müssen die Teilnehmer vor einem Publikum selbst geschriebene Texte vortragen. Am Ende stimmen die Zuhörer ab, wer als Sieger die Bühne verlässt. Mittlerweile sorgen manche Texte der Nachwuchslyriker für Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit. Ein Video des Auftritts der Autorin Julia Engelmann, die auch schon in Rheinbach einen früheren Wettbewerb gewann, wurde bereits Millionenfach geklickt - sogar die Süddeutsche Zeitung sah sich genötigt einen Kommentar über das Machwerk zu verfassen.

Das weiß auch Moderator Samström, der vor seinem Auftritt noch etwas nervös wirkt. Gemeinsam mit der Teilnehmerin Sarah Altenaichinger hat er sich eine halbe Stunde vor Beginn des Auftritts zurückgezogen. Altenaichinger ist mit ihren 18 Jahren die mit Abstand jüngste Teilnehmerin des Abends. Mit der Bahn ist Schweizerin aus Basel angereist.

Seit drei Jahren ist sie erfolgreich in der Poetry-Slam-Szene mit dabei. "Ich bin verliebt in die Sprache. Deshalb befasse ich mich so gerne mit der Lyrik", sagt sie und nimmt einen kurzen Schluck aus der Wasserflasche, an der sie etwas gedankenverloren herumspielt. Ihre Texte würden ernste Themen behandeln und oft lautmalerisch sein, ergänzt sie noch, ehe sie sich hinter die Bühne zurückzieht.

Dort ist auch schon die Bremerin Rita Apel, die im vergangenen Jahr die Landesmeisterschaft in Niedersachsen für sich entscheiden konnte. Doch von Routine ist nichts zu spüren: "Bitte, ich kann gerade keine Interviews geben", sagt sie aufgeregt und man merkt, wie sie nochmals ihren Text durchgeht.

Mittlerweile ist es im Saal unten voll geworden, etwa 250 Leute haben es sich im Hörsaal gemütlich gemacht. Zum Warmwerden haben die Veranstalter Getränke und kleine Snacks bereitgestellt. Dann geht es auch schon los. Gekonnt führt Samström durch den Abend. Die sechs Teilnehmer unterhalten die Zuschauer mit den unterschiedlichsten literarischen Vorträgen. Da wird ein lustiger Text über die Leiden eines DJs vorgetragen - oder was es mit dem Liebesverhalten von Töpfen auf sich hat.

Eine ausgewählte Jury aus dem Publikum vergibt Punkte, die vom restlichen Publikum mit Applaus, aber auch schon mal mit Unmutsäußerungen kommentiert werden. Doch im Finale können alle bei der Siegerfindung mithelfen. Derjenige mit dem meisten Applaus gewinnt: Ganz knapp setzt sich zum Schluss Rita Apel gegen die Schweizerin Sarah Altenaichinger durch.

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