Özgür Cebe in Wormersdorf Vorurteile und schwarzer Humor

RHEINBACH-WORMERSDORF · Auf Ausgewogenheit zeigte sich Özgür Cebe in seinem Kabarett-Programm erkennbar bedacht. Der Komödiant aus Bielefeld mit türkischen, armenischen und kurdischen Wurzeln arbeitete sich im Tomberger Kunstraum in Wormersdorf am Samstag lange an Einwanderer-Themen und Vorurteilen ab.

So wird er bei der Wohnungssuche wegen seines türkischen Namens von einer deutschen Vermieterin abgewiesen. Daraufhin stellt er sich am Telefon als Herr Müller vor und wird von einer Türkin mit den Worten verscheucht: "Keine Wohnung für Scheiß-Deutsche." Er fragt: "Wann hört das endlich auf?" Nicht einmal bei der Übergabe seiner Einbürgerungsurkunde.

Da erklärt ihm ein Beamter, dass er nun zwar deutscher Staatsbürger sei, mitnichten aber Deutscher, schon allein wegen seines Namens. Und das sagt ihm einer, der Kowalski heißt, feixte Cebe. Denn eigentlich sei er ein typischer deutscher Mittelstandsbürger. Sein Vater, ein "Altrevoluzzer" und die Mutter, eine Sozialpädagogin, schickten ihn in eine Waldorfschule. "Ich werde mich nicht integrieren, das habe ich nicht nötig, ich bin hier geboren", beharrt er.

Cebe stand in direktem Kontakt mit dem Publikum. Ein Kurde namens Kenan hinten und eine blonde Dame vorne, die er Fatma nannte, waren immer wieder seine Dialogpartner. Irgendwann machte er Schluss mit der Türken-Comedy. Er wendete sich anderen Themen zu, etwa der Massentierhaltung und der Frage, ob er weiter Fleisch essen soll.

Wenn er über das Testosteron, die Schmerzmittel und Anabolika sprach, die bei der Rinderzucht eingesetzt werden, verfärbte sich sein Humor ins Schwarze: "Dann landet das als Steak bei uns auf dem Teller oder wird Gouverneur von Kalifornien", spielte er auf den Muskelmann Arnold Schwarzenegger an. Das Verbot von Cannabis führte er mit Fakten ad absurdum: "Laut Statistik sterben in Deutschland jährlich 74 000 Menschen durch Alkohol und nur zwei Menschen weltweit an Cannabis. Die Waffenlobby in den USA "zog" daraus den eigenen Schluss: 30 000 Tote durch Schusswaffen, das sei doch gesünder als 74.000 durch Alkohol.

Nach der Pause kam Cebe mit Sonnenbrille und Smartphone als Kaufhausdetektiv auf die Bühne und ließ eine ganze Kaskade von Pointen vom Stapel. Die Wirtschaftskrise sei für Detektive super, "denn da wird viel geklaut". Nur nicht in reichen Gegenden. In München beispielsweise erwischte er einen Dieb, der ihm sogar noch Trinkgeld gab. Das Publikum lachte und klatschte viel und ließ ihn erst nach einer Zugabe ziehen.

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