Lärmschutz in Rheinbach Vielen sind die Wände zu kurz

RHEINBACH · Der Krach von 70 000 Fahrzeugen - darunter mehr als 17 000 Lastwagen - schallt tagtäglich von der A 61 zwischen dem Meckenheimer Kreuz und Heimerzheim auf die Autobahnanwohner nieder.

Besonders die Rheinbacher Ortschaft Wormersdorf bekommt den Lärm der viel befahrenen, vierspurigen Nord-Süd-Verbindung ungefiltert ab. Das Versprechen des Landesbetriebs Straßenbau, die Wormersdorfer mit einer vier Meter hohen Lärmschutzwand zu entlasten, steht. Ende 2015 sollen die Arbeiten beginnen.

Viele fürchten jedoch, dass ein Gutachten zu den Auswirkungen der Wände auf den dortigen Obstanbau zum Ausschlusskriterium für die Schutzwände wird (siehe nebenstehender Artikel). Kein Wunder, dass rund 40 Zuhörer, darunter viele Wormersdorfer zur jüngsten Sitzung des Rheinbacher Ausschusses für Stadtentwicklung kamen, um sich über den Stand des Projekts zu informieren.

"Wir begrüßen, dass Bewegung in die Sache gekommen ist", meinte CDU-Ratsherr Klaus Beer. Allerdings machte der Wormersdorfer, der bis zur Pensionierung im Mai 2012 als Referatsleiter im Bundesverkehrsministerium auch für die Lärmsanierung an Schienenwegen zuständig war, deutlich, dass er wie viele andere Ortsbewohner mit den geplanten Wänden nicht zufrieden ist - besonders nicht mit deren Länge. Unverständlich sei für ihn, dass die Schutzpalisaden nach aktuellem Stand an der Straße "Pelmig" enden sollen. Da dort das gleichnamige Baugebiet entstehen könnte, müssten die Wände um circa 150 Meter verlängert werden, so Beer.

Bürgermeister Stefan Raetz (CDU) warnte aber davor, mit solch weitreichenden Forderungen dem Landesbetrieb gegenüberzutreten. Er sei froh, dass die Behörde so weit sei, den Bau der Wände anzukündigen, sagte er. Die Aussichten, Schutz für ein Gebiet zu fordern, "wo noch nichts ist", schätzte er als gering ein. Seine Befürchtung: "Dann kommt erst mal nichts."

Rückendeckung für die Position des Verwaltungschefs gab es von SPD-Ratsfrau Ute Krupp. "Wir machen das Fass nicht mehr auf", meinte die Wormersdorferin und verwies auf die Lärmschutzdebatte in der jüngsten Sitzung des Swisttaler Planungsausschusses. Dort hatte Bernd Egenter vom Landesbetrieb berichtet, dass eine direkte Bürgerbeteiligung nicht vorgesehen ist.

CDU-Ratsmitglied Günter Zavelberg, Ortsvorsteher von Wormersdorf, appellierte dennoch, die Verlängerung der Wände "ernsthaft zu verhandeln". Raetz: "Ich würde sofort vom Stuhl fallen, wenn der Landesbetrieb sagt: Wir bauen einen Schutz, wenn ihr da ein Baugebiet macht." Er sagte zu, mit dem Anliegen, an den Landesbetrieb heranzutreten.

Rheinbach und die A 61

2190 Menschen im Rheinbacher Stadtgebiet sind von Lärm durch Hauptverkehrsstraßen betroffen. Die A 61, über die im Jahr etwa 18,4 Millionen Fahrzeuge rollen und die das Stadtgebiet auf einer Länge von 8,5 Kilometern durchquert, tangiert Niederdrees, Peppenhoven, Ramershoven, Wormersdorf, den Wohnplatz Klein-Altendorf und Teile der Kernstadt. Entlang der A 61 herrschen tagsüber im Schnitt 60 bis 70 Dezibel, also Lärm der Stufe II, der Stressreaktionen hervorruft. Erfasst wurden die Daten für den Lärmaktionsplan der Stadt Rheinbach. Mehr Informationen auf www.umgebungslaerm.nrw.de

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