Kreisbibliothek Rheinbach Stefan Bollmann sprach als Gast auf dem Sofa

RHEINBACH · Wer auf polemische Seitenhiebe aufs "schwache Geschlecht" gefasst war, konnte aufatmen: Wenn Stefan Bollmann über "Frauen und Bücher - Leidenschaft mit Folgen" schreibt und spricht, ist das allenfalls eine "späte Rache eines Germanisten an seiner zuweilen allzu theorie-lastigen Profession", aber nicht an den Frauen.

 Sprach auf dem Sofa über lesende Frauen: Autor Stefan Bollmann im Gespräch mit Moderatorin Susanne Kundmüller.

Sprach auf dem Sofa über lesende Frauen: Autor Stefan Bollmann im Gespräch mit Moderatorin Susanne Kundmüller.

Foto: Henry

Denn im Gegensatz zur früher üblichen Verunglimpfung von lesenden Frauen legt Bollmann es vielmehr darauf an, Männer dazu zu ermuntern, ebenso passioniert zu lesen wie sonst meist Frauen - und wie er selbst. Bei der Lesung in der Hochschul- und Kreisbibliothek Rheinbach als "Gast auf dem Sofa" ließ der promovierte Germanist keine Zweifel an seiner eigenen Begeisterung für den Roman.

Vor rund 50 Zuhörern rollte er die Geschichte des Lesens und Schreibens aus dem Blickwinkel der Frauen auf und durchstreifte anekdotenhaft die 15 Kapitel seines Buches, die "von allen Ecken und Enden einen Zugang ins Buch und in die Literaturgeschichte gewähren".

Das Buch beginnt mit dem Aufkommen des modernen Romans im 18. Jahrhundert, den sich die noch weitgehend an Heim und Herd gefesselten Frauen schnell als erste Zielgruppe aneigneten. Um übers intensive Lesen selbst zum Schreiben zu kommen oder zu Buchhändlerinnen oder Verlegerinnen zu werden. Ohne die es etwa ein James Joyce nie zu Weltruhm gebracht hätte. Das Buch wurde für viele Frauen zum Schlüssel zur Unabhängigkeit.

Im Gespräch mit Hochschul-Moderatorin Susanne Kundmüller ließ Bollmann Zeugnisse lesender Frauen aus drei Jahrhunderten lebendig werden. Und gestand dabei auch zeitgenössischen Verbreitungswegen der Literatur vom E-Book über Rezensions-Blogs bis hin zur Fan-Fiction ihre Daseinsberechtigung zu: "Wenn die Literatur auch im Netz lebt und Fans etwa von Vampir-Trilogien so traurig über deren Ende sind, dass sie selbst zu Schreibenden werden, um ihren Lieblingsroman fortzusetzen, dann macht mich das regelrecht euphorisch, und die Abgesänge aufs Abendland werden erträglicher."

Bollmann las auf Einladung der Bibliothek, der Buchhandlung Kayser und des General-Anzeigers. Susanne Kundmüller lud die Gäste im Anschluss ins neue Literaturkabinett der Hochschul- und Kreisbibliothek ein.

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