Lara Manderla aus Rheinbach Sie hat ihr Herz in Peru verloren

RHEINBACH/CUSCO · Gewachsen sei sie in den vergangenen zwölf Monaten, sagt die junge Frau mit den bergseeblauen Augen. Lara Manderla aus Rheinbach ist 20 Jahre alt und stattliche 1,84 Meter groß. Wenige Tage ist es her, da kehrt sie aus Peru zurück.

 Hier bin ich, hier bleibe ich: Ein Jahr lebt und arbeitet Lara Manderla aus Rheinbach in Peru. Im Januar will sie zurück ins Anden-Land.

Hier bin ich, hier bleibe ich: Ein Jahr lebt und arbeitet Lara Manderla aus Rheinbach in Peru. Im Januar will sie zurück ins Anden-Land.

Foto: Manderla

Ein Jahr verbringt sie in dem südamerikanischen Anden-Staat, um Kindern Englisch beizubringen. Viel nimmt sie mit nach Rheinbach zurück an Erfahrungen und Erlebnissen, nur eines lässt sie in Südamerika zurück - ihr Herz. So schnell wie es geht, möchte Lara darum erneut nach Peru reisen.

"Die Menschen sind viel offener, herzlicher, lockerer - und nicht so unfreundlich wie vielerorts bei uns", berichtet die 20-Jährige im Gespräch mit dem GA. Aber etwas vermisst sie während ihres Aufenthalts ab und an: "Manchmal die deutsche Pünktlichkeit", sagt die Rheinbacherin, die nach ihrem Abitur im Sommer 2013 zum Freiwilligen sozialen Jahr (FSJ) auf einem noch nie von ihr bereisten Kontinent aufbricht.

Wie in einer Zeitkapsel kommen ihr die ersten Wochen in Peru vor. Sie lebt in einem kleinen Dorf, fernab großer Städte. "Die Menschen gehen um 3 Uhr morgens aufs Feld." Dabei tragen sie traditionelle Trachten, Kühe ziehen den Pflug. Warmes Wasser ist in dem abgelegenen Landstrich ein seltenes Gut. Was ihr Herz erwärmt, ist der familiäre Zusammenhalt. "Die Menschen sind aber glücklich", berichtet Lara Manderla. "Ohne all das, was wir kennen."

Ein Zerwürfnis unter Verwandten, wie es hierzulande an Weihnachten spätestens zur Mittagszeit des ersten Feiertags droht, hält die junge Rheinbacherin in Peru für undenkbar - zumindest in den Familien, in die sie Einblicke bekam. "Es gibt ständig Familientreffen", erfährt sie. Über die Motivation dieses Zusammenhalts macht sich die 20-Jährige aber keine Illusionen: "Sie halten zusammen, weil sie sich brauchen: Die Oma lebt so lange in der Familie, bis sie stirbt" - in Ermangelung einer Rentenversicherung. "Die Leute brauchen auch nicht viel Geld, um gut zu leben."

Mehrere Wochen gibt sie Unterricht in englischer Sprache für die junge Landbevölkerung. Obgleich sie mit drei Jahren Schulspanisch ausgestattet ist, bauen sich im lateinamerikanischen Land einige Sprachbarrieren auf. "Viele sprechen nur die indigene Sprache Quechua", sagt sie. "Für uns klang es eher wie Chinesisch."

35 gespannte Augenpaare blicken sie an, wenn sie Tiere, Früchte und Zahlen auf Englisch an die Tafel schreibt. "Manche waren recht undiszipliniert bei der Sache, andere kamen tagelang nicht, weil sie auch auf dem Feld arbeiten mussten."

Allgegenwärtig ist in dem Anden-Staat die große Lücke zwischen Arm und Reich. Sie reist nach Cusco, im Zentrum des Landes auf fast 3500 Meter Höhe gelegen. Eine Art Höhenrausch erlebt sie in Form von Schwindelgefühlen und Übelkeit. Nach rund einer Woche ist die klimatische Umgewöhnung geschafft. In Cusco lernt sie einen smarten Peruaner kennen, seit einem halben Jahr sind sie ein Paar.

Nicht nur diese Herzensangelegenheit ist der Grund dafür, dass Lara spätestens im Januar erneut nach Südamerika reist. Sie liebt die Entschleunigung, die Peru bereithält. "Man kann stundenlang durchs Land fahren und es kommt gar nichts", berichtet sie. Nach einem Jahr im Anden-Staat kann die Rheinbacherin den Menschen am Gesicht ansehen, aus welchem Flecken Perus sie stammen. "Ich habe das reichste und das ärmste Leben mitbekommen."

In Lima möchte Lara im neuen Jahr ein Studium aufnehmen - eins für zeitgenössischen Tanz. Bis dahin jobbt sie noch munter in Rheinbach, um sich den Neustart in der Ferne leisten zu können. Ihre Eltern unterstützen sie bei ihrem Vorhaben. "Ich hatte Angst, nach meiner Rückkehr in ein Loch zu fallen", schildert sie, dankbar für den Reichtum an neu gewonnener Lebenserfahrung. "Nach einem Jahr weiß ich, was ich will."

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