Interview mit Hans-Joachim Heist "Seine Wortspielereien sind großartig"

RHEINBACH · Gespräch am Wochenende: Hans-Joachim Heist spricht über seinen Heinz-Erhardt-Abend in der Rheinbacher Stadthalle.

Die Rolle des cholerisch schimpfenden Fernsehkommentators Gernot Hassknecht aus der "heute-Show" ist die Rolle seines Lebens. Der Schauspieler Hans-Joachim Heist, der als Ensemblemitglied der ZDF-Satiresendung unter anderem mit dem Adolf-Grimme-Preis, dem Deutschen Fernsehpreis und viermal mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet worden ist, hat aber noch andere Facetten zu bieten: Gereimte Wortspielereien und gestenreiche Parodien auf Heinz Erhardt zum Beispiel. Die präsentiert Feist am Dienstag, 3. Juni, in der Rheinbacher Stadthalle. Mit dem 65-Jährigen sprach Mario Quadt.

Sie bekommen Szenenapplaus in der "heute-Show", wenn allein Ihr Name, respektive Ihr Rollenname, genannt wird. Mit "Das Hassknecht-Prinzip - in zwölf Schritten zum Choleriker" gehen Sie sogar auf Tournee. Haben Sie als Schauspieler keine Angst davor, in eine Schublade verfrachtet zu werden?
Hans-Joachim Heist: Ich bin 65 Jahre alt und mache ja ganz unterschiedliche Dinge wie den Heinz-Erhard-Abend oder auch Spielfilme. Wenn ich 40 wäre, dann würde ich mir Gedanken machen, das ist richtig. Das Publikum steckt einen immer in Schubladen, das ist nicht schlimm, denn ich fühle mich persönlich nicht in eine Schublade gesteckt. Ich bin durch die Hassknecht-Rolle bundesweit bekannt geworden und bekomme nunmehr mehr Anfragen für Spielfilme. So drehe ich bald für eine Produktion auf Sardinien.

Bevor Sie Schauspiel studiert haben, absolvierten Sie eine Lehre als Installateur. Haben Sie bei der Gelegenheit das Fluchen gelernt, für das die Menschen Sie jetzt so lieben?
Heist: Nein, beileibe nicht. Mein Berufsziel war eigentlich stets ein anderes. Ich wollte Bauingenieur werden, habe aber nach zwei Semestern gemerkt, dass das nicht mein Ding ist. Ich hatte nämlich schon immer einen Hang zur Bühne. Da bin ich auf die Schauspielschule gegangen und bin Taxi gefahren, um mir das leisten zu können. Ich besuchte eine private Schauspielschule, weil ich für eine staatliche schon zu alt war.

In Rheinbach explodieren Sie nicht am Nachrichtentisch, Sie setzen sich eine sperrige Hornbrille auf die Nase und schlüpfen in die Rolle des Königs der Kalauer: Heinz Erhardt. Warum Erhardt?
Heist: Ich bin mit Heinz Erhardt aufgewachsen. Ich bin zum Plattenschrank der Eltern gegangen, habe seine Sendungen gesehen und konnte so ziemlich jedes Gedicht von ihm rezitieren, womit ich besonders bei meinen Schulkameraden große Erfolge hatte. Heinz Erhardt war einer, der mit der deutschen Sprache gespielt hat, seine Wortspielereien und -verdrehungen sind großartig - heute sagt man Kult. Ihn auf der Bühne darzustellen, empfinde ich als eine große Ehre.

Mit der großen Hornbrille gleichen Sie sich auch optisch Heinz Erhardt an. Was dürfen wir bei "Noch'n Gedicht" erwarten?
Heist: Es wird für die Zuschauer ein unterhaltsamer Abend werden: Ich spreche seine Gedichte, ich singe und liefere Ausschnitte aus Heinz Erhards Schaffen. Und das hat es in sich.

Der cholerische Hassknecht machte sie berühmt. Sie haben aber als Schauspieler viele Rollen gespielt, darunter den Kommissar in Molières "Der Geizige". Wenn ein Veranstalter auf Sie zukommen würde und sagt: Hier hast du eine Bühne, spiel' die Rolle, die du möchtest, was würden Sie sich dann aussuchen?
Heist: Wenn ich derzeit auftrete mit meinen Bühnenprogrammen, dann zu 80 Prozent als Hassknecht und zu 20 Prozent als Heinz Erhardt. Wenn ich mir eine Rolle aussuchen dürfte, dann wäre es der Gefängniswärter Frosch aus Strauss' "Fledermaus". Es ist die einzige Sprechrolle in der "Fledermaus". Ich hatte schon einmal diese Anfrage, musste aber aus terminlichen Gründen absagen. Die Rolle würde ich gerne spielen.

Karten für "Noch'n Gedicht" am Dienstag, 3. Juni, 20 Uhr in Rheinbach, gibt es für 27,50 Euro in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen, etwa am Bonner Bottlerplatz 7 oder unter der Telefonnummer 0228/604230.

Zur Person

Der Schauspieler und Regisseur Hans-Joachim Heist erblickte 1949 an der Hessischen Bergstraße das Licht der Welt. Der gelernte Gas- und Wasserinstallateur sattelte während des Ingenieurstudiums auf Schauspieler um. Er spielt bundesweit auf vielen Bühnen, etwa Patrick Süskinds Einpersonenstück "Der Kontrabass" oder Molière auf Hessisch. Daneben wirkte der Vater zweier Kinder in mehr als 70 Film- und Fernsehproduktionen mit.

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