Workshop in Rheinbach als Vorbereitung für "Gravur on Tour" Schrift in Glas interpretiert

RHEINBACH · Andrej Kuznenko hat seine ganz eigene Vorstellung von den Buchstaben P und S. Sein "P" besteht nämlich aus einer halben Weinflasche, die auf einer Glasplatte schräg aufgeklebt wurde. Links von dem künstlerisch stilisierten Buchstaben befindet sich ein Schnapsgläschen mit blau gefärbtem Wasser.

 Dozentin Sabina Ramershoven hilft Andrey Kuzmenko beim Glaskleben.

Dozentin Sabina Ramershoven hilft Andrey Kuzmenko beim Glaskleben.

Foto: Axel Vogel

Der 18 jährige Kasache ist Schüler der Glasfachschule von Rheinbachs tschechischer Partnerstadt Kamenicki Senov und nimmt mit einigen seiner Studienkollegen an einem dreitägigen Workshop in den Werkstätten der Glasfachschule Rheinbach teil.

Zum ersten Mal bietet die Abteilung Glasveredelung mit der Fachrichtung Gravur und Schliff einen solchen Workshop an. Grund ist die Wanderausstellung "Gravur on Tour", die nach Stationen in Schottland, Belgien und den Niederlanden vom 30. Oktober 2015 bis Sonntag, 21. Februar 2016, im Rheinbacher Glasmuseum Station macht. "Wir haben den Workshop so gelegt, dass auch ausstellende Künstler bei uns teilnehmen können. Zudem können die Workshopteilnehmer ihre Objekte dann auch in der Ausstellung präsentieren", erklärt Sabina Ramershoven, Leiterin der Abteilung Kanten und Flächenveredelung.

Insgesamt 35 Teilnehmer - Schüler der Rheinbacher Glasfachschule, Gastschüler, Kunstschaffende aus dem In- und Ausland, sowie Lehrer - probieren sich in einer kalligraphischen Glasfertigung aus, in der sie Farbe, Form und Schrift zu eindrucksvollen Glasobjekten kombinieren.

"Im Fokus steht stets die Schrift als Ausdruck der Persönlichkeit", erklärt Ramershoven. Dabei geht es um die Typographie als Gestaltungselement (Typographie ist der Gestaltungsprozess mittels Schrift, Linien, Bildern).

So ritzt die angehende Glasmalerin Saskia Kaiser (21) hochkonzentriert auf mit schwarzer Glasmalfarbe ausgemalte Glasscheiben einzelne Buchstaben, "damit eine Struktur entsteht". Die fertigen Glasplatten werden später in die Löcher eines Baumstumpfes gesteckt. "Das sieht dann wie ein Pilz am Baum aus", so die Nachwuchskünstlerin. Mit den Feinheiten der Schrift beschäftigt sich auch Annette Koch.

Auf Glas bannen wollte die 20-Jährige das berühmte Heinz-Erhard-Gedicht "Die Made". Nach einem Vorentwurf hat die Jungkünstlerin das Papier "geplottet" (im Computer eingescannt), anschließend als Kopie auf Folie gezogen und auf Glas geklebt. Per Sandstrahl machte sie die Worte, von denen die Folie entfernt worden war, sichtbar. "Es ist ein langwieriges Unterfangen. Aber ich liebe Schrift. Deshalb hatte ich auch Lust, hier mitzumachen", so die angehenden Graveuerin.

Ihre Arbeiten wird sie wie die anderen Workshopteilnehmer in der Wanderausstellung ab 30. Oktober präsentieren.

Die Wanderausstellung "Gravur on Tour" ist ab heute bis 21. Februar im Glasmuseum Rheinbach, Himmeroder Wall 6, zu sehen. Die Eröffnung findet um 19.30 Uhr statt. Informationen unter www.glasmuseum-rheinbach.de.

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