Pfarrgemeinde Sankt Martin Rat hält die Abberufung der Patres für einen Fehler

RHEINBACH · "Mit großem Bedauern und großer Enttäuschung" hat der Vorstand des Pfarrgemeinderates Sankt Martin die Entscheidung des Erzbistums, dass die Patres des Deutschen Ordens, Damian Hungs, Clemens Maria Pieper und Dieter Lieblein, die Rheinbacher Gemeinde verlassen sollen, zur Kenntnis genommen.

"Uns ist bewusst, dass in großen Teilen der Gemeinde Sankt Martin, die aus elf Kirchorten besteht, Unverständnis über die Vorgehensweise zur Konfliktbehandlung herrscht, zumal der Konflikt sich fast nur auf die Pfarrkirche Sankt Martin Kernstadt bezog und hier wiederum nur ein Teil der Gemeindemitglieder involviert war", schreiben Rainer Perschel, Adrian Grüter, Katharina Bienentreu, Christine Weber und Karl Steiger im Namen des Pfarrgemeinderatsvorstands in einer Pressemitteilung.

Man hätte sich gewünscht, dass nach den Sommerferien - wie vom Erzbistum angekündigt - "alle Beteiligten und Wortmelder" in den Gesprächen zur Bewältigung des Konfliktes angehört worden wären - insbesondere die betroffenen Patres selbst und die zahlreichen diese unterstützenden Gläubigen und Ehrenamtlichen.

Der Vorstand des Pfarrgemeinderates bedauert es zutiefst, "dass die Hintergründe und Wurzeln des Konfliktes nicht beleuchtet und analysiert wurden und nun ein großer Teil der Gemeindemitglieder Leidtragende eines Konfliktes geworden sind, mit dem sie überhaupt nichts zu tun hatten".

Sicherlich seien auf Seiten der Geistlichen auch Fehler gemacht worden. Allerdings gehöre zu einem Konflikt nicht nur eine Partei. Der Vorstand des Pfarrgemeinderates hätte es daher begrüßt, "wenn die Gespräche weitergeführt worden wären und nicht einfach ohne Behandlung der Facetten einseitig vermeintlich Schuldige ausgemacht werden".

Weiter heißt es: "Mit Blick auf die Seelsorge erachten wir das Vorgehen als großen Fehler. Eine differenziertere Vorgehensweise hätte zu einer zukunftsorientierten und auf christlichen Werten beruhenden Lösung mit dem Deutschen Orden zum Wohle aller elf Kirchorte beitragen können."

Die vom Vorstand geäußerte Kritik, die Betroffenen seien nicht ausreichend gehört worden, weist Pressereferent Michael Kasiske vom Erzbistum Köln zurück. Er sagt: "Am 1. August waren Pater Damian und Pater Clemens mit Vertretern des Pfarrgemeinderates im Generalvikariat zu Gast. Am 17. September noch einmal eine Abordnung des Pfarrgemeinderates." Das Erzbistum Köln habe alle Konfliktparteien in Rheinbach angehört. Nach der gescheiterten Konfliktmoderation seien die

Patres, Vertreter der Gremien und Gläubige sowie Ehrenamtliche im Generalvikariat zu Gast gewesen und hätten ihre Perspektiven dargestellt. Kasiske: "Gerade in diesen Gesprächen wurde deutlich, wie tief die Gräben in Rheinbach sind. Aus diesen Gesprächen entstand in Absprache mit dem Deutschen Orden die Entscheidung, dass der Orden Rheinbach verlässt."

Der Vorstand des Pfarrgemeinderates dankt den Patres für deren Dienst in Rheinbach. Aus zahlreichen Gesprächen wisse man, dass die Patres in weiten Teilen der Gemeinde ein hohes Ansehen und große Wertschätzung genießen. Diese Wertschätzung sei am Ende der Sonntagsmesse, die von Pater Damian Hungs gefeiert wurde, durch im Stehen dargebrachten Beifall der Gemeinde, der KiGoLo-Kinder, der Ehrenamtlichen und der Messdiener deutlich zum Ausdruck gebracht worden.

Zu den Ehrenamtlichen gehört der ehemalige Obermessdiener Florian Bohl, der auch Mitglied des Pfarrgemeinderates ist. Er sieht die Zusammenarbeit mit Pater Hungs allerdings kritisch: "In einem Gespräch am 20. Mai 2014 mit ihm ging es auch um künftige Möglichkeiten der Messdiener- und Jugendarbeit. Trotz der noch nicht gelösten Konflikte haben wir Leiter dabei auf Pater Damians Vorschlag reagiert, neben seiner Messdienerarbeit auch eine davon unabhängige Jugendarbeit anzubieten.

Mit 15 ehemaligen Leitern haben wir ein Konzept und eine Satzung entworfen. Diese haben wir am 5. Juli an Pater Damian und den Pfarrgemeinderats-Vorstand geschickt mit der Bitte um ein Gespräch darüber und über einen Weg in die Zukunft." Bis heute habe man keine Reaktion auf dieses Konzept erhalten.

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