Schwalbenfreundliches Dorf Niederdrees setzt bundesweit Maßstäbe

RHEINBACH-NIEDERDREES · Dass für die 420 Niederdreeser ihr Dorf ohnehin einmalig ist - geschenkt. Jetzt hält solch individuelle Wahrnehmung auch objektiv stand: Niederdrees ist als erstes "Schwalbenfreundliches Dorf Deutschlands" ausgezeichnet worden.

 Niederdrees wird vom Nabu wegen seiner Mehlschwalbenfreundlichkeit ausgezeichnet: (v.l.) Matthias Simon, Wilhelm von Dewitz, Holger Klöß, Peter Meyer und Rudolf Ley.

Niederdrees wird vom Nabu wegen seiner Mehlschwalbenfreundlichkeit ausgezeichnet: (v.l.) Matthias Simon, Wilhelm von Dewitz, Holger Klöß, Peter Meyer und Rudolf Ley.

Foto: Axel Vogel

Peter Meyer, Vorstandsmitglied der Bonner Kreisgruppe des Naturschutzbund Deutschland (Nabu), hat Urkunde und Plakette während einer Feierstunde mit mehr als 40 Niederdreeser Bürgern an Ortsvorsteher Holger Klöß überreicht. Die Plakette wird wohl an der Alten Schule angebracht werden. Dass die Niederdreeser ihren Einsatz für die europaweit zurückgehenden Schwalben weiter forcieren, machte Klöß gleich an Ort und Stelle deutlich: Er befestigte ein künstliches Nest unter dem Dachüberstand der Alten Schule.

Bislang hatte der Nabu die Auszeichnung "Schwalbenfreundlich" nur einzelnen Häusern verliehen, nicht aber einem ganzen Dorf. Da setzt Niederdrees jetzt ganz neue Maßstäbe - und das bundesweit. Einen "gewissen Stolz" konnte Klöß "nicht verbergen", wie er sagte. "Was mit der heutigen Auszeichnung seinen Höhepunkt erreicht, zeigt uns allen, was durch hohen persönlichen Einsatz und den Willen, etwas zu erreichen, möglich ist", erklärte er. Rudolf Ley, Ministerialdirigent im Bundesumweltministerium, überbrachte die Glückwünsche von Staatssekretär Jochen Flasbarth und erinnerte daran, dass Schwalben auf der Vorwarnliste für die Rote Liste bedrohter Arten stehen. Zugleich aber erinnerte er daran, dass Schwalben von jeher als Glücksbringer gelten. Insofern möge Niederdrees ein glückliches Dorf bleiben.

Es sei abzusehen, dass der Klimawandel den Verlust der Artenvielfalt erheblich beschleunigen werde, so Ortsvorsteher Klöß. Beim Naturschutz gehe es nicht um theoretische und strategische Überlegungen, sondern um praktischen und pragmatisch umgesetzten Einsatz für die Umwelt, wie ihn die Niederdreeser zeigten. Niederdrees sei schon immer für seine Schwalben bekannt gewesen und habe so im Mittelpunkt der Forschungen des bekannten Ornithologen Götz Rheinwald gestanden, der in Fachbüchern über die Lebensgewohnheiten der Schwalben, deren Brutverhalten und Jagd auf schwebende Insekten geschrieben habe. Rheinwald selbst konnte nicht an der Feier teilnehmen, schickte aber eine Grußbotschaft. Die Auszeichnung mache ihn ein wenig stolz, schrieb Rheinwald.

Bei einem Monitoring in diesem Jahr hatte Nabu-Vogelexperte Wilhelm von Dewitz in Niederdrees insgesamt 98 Nester der Mehlschwalbe gezählt, davon 40 künstliche. Auch mindestens acht Rauchschwalbennester habe er festgestellt, es seien aber wohl noch mehr, denn er habe nicht jeden Stall untersuchen können. Bedenke man, dass in der ganzen Region Rhein-Sieg lediglich 5500 Mehlschwalbenpaare beheimatet seien und deren Bestand in den letzten 25 Jahren um die Hälfte zurückgegangen sei, sei dies schon sehr bemerkenswert, so Nabu-Vorstand Peter Meyer.

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