GA-Serie "Auf dem Beifahrersitz" Mit dem Malteser Hilfsdienst kommt das Essen auf Rädern

RHEINBACH · Matthias Schellenberger ist startklar. Die Boxen mit warmem Essen sind im Kofferraum verstaut. Und die Liste mit Namen und Nummern, die die Mahlzeiten den Empfängern zuordnen, liegt griffbereit daneben.

 Drei bis vier Mal die Woche fährt Matthias Schellenberger für die Rheinbacher Malteser Essen aus. Der Wagen ist für die Kunden anhand des Aufdrucks gut zu erkennen.

Drei bis vier Mal die Woche fährt Matthias Schellenberger für die Rheinbacher Malteser Essen aus. Der Wagen ist für die Kunden anhand des Aufdrucks gut zu erkennen.

Foto: Wolfgang Henry

Der gebürtige Frankfurter und Wahl-Merler ist seit drei Jahren Fahrer für "Essen auf Rädern" beim Malteser Hilfsdienst in der Rheinbacher Boschstraße. Drei bis vier Mal die Woche fährt der gelernte Postbeamte eine der sieben verschiedenen Touren, deren Stopps in einem 30-Kilometer-Radius um Rheinbach liegen. Tour drei führt von Rheinbach über Peppenhoven, Flerzheim, Buschhoven, Morenhoven, Miel, Odendorf, Niederdrees und zurück in die Glasstadt.

Diensteleiterin Susanna Wolff erklärt am Telefon immer wieder potenziellen Kunden den Service "Essen auf Rädern" und schreibt sich die Adressen auf, um Interessenten die Infobroschüre mit der Speisekarte und den Preisen zuzuschicken. In dieser Zeit legt Hedi Lanzerath im Küchenbereich die im Heißluftofen auf 140 Grad Celsius erwärmten, mit Alu-Folie abgedeckten Gerichte vorsichtig auf Warmhalteplatten in blaue und schwarze Boxen.

24 Essen für 22 Kunden stapeln sich in diesen Boxen nun im Kofferraum von Matthias Schellenbergers Dienstwagen. Zwischen fünf Menüs können die Kunden wählen - von gutbürgerlicher über für Diabetiker geeignete Küche und zwischen kleinen Portionen bis hin zum Schlemmermenü. 163 Mittagessen liefern die Fahrer in der Woche in sieben Touren aus; am Wochenende sind es 135. Seit einem halben Jahr gehen die Touren auch in den Kreis Ahrweiler.

Der Kontakt zu den Kollegen und zu den Kunden sei es, was ihm an seinem Minijob gefalle, sagt Schellenberger. Mit seinem Malteser-Auto, einem Skoda Fabia, der mit Werbung für den Hausnotruf und das "Essen auf Rädern" beklebt ist, ist der 59-Jährige für die Kunden schon von Weitem sichtbar. "Aber es ist nicht einfach, mit diesem Wagen zu wenden, wegen der transparenten Folie auf den hinteren Seitenfenstern", sagt Schellenberger.

Er fahre gerne Auto und die verschiedenen Touren machten ihm Spaß. Gespannt sei er immer, wenn er einen Neukunden begrüßen könne - so wie Willi Mahlberg (89) und Marlies Retzlaff (86) in Rheinbach. Der Senior sitzt mit seiner Lebensgefährtin bereits in der Küche und freut sich auf das Mittagessen. "Ich habe meine Portion nicht geschafft. Ich nehme beim nächsten Mal die kleinere", stellt er fest.

Auf der Fahrt zum nächsten Kunden nach Buschhoven erzählt Schellenberger von seinen Erfahrungen. "Manche Kunden wollen das Essen immer zu einer bestimmten Zeit haben. Einige essen später und erwärmen sich das Gericht noch einmal in der Mikrowelle. Es gibt immer welche, die möchten sich unterhalten, andere sagen nie ein Wort." Diese Vielfalt gefällt dem Merler. Von Buschhoven durch wenig befahrene Straßen geht es weiter nach Odendorf zu Heinz Schmitz. Die Tür steht offen, Schmitz wartet schon. Er hat zwei Gerichte bestellt, darunter ein tiefgefrorenes Essen. "Wenn mein Sohn Michael von der Nachtschicht kommt, macht er sich das Essen warm", erzählt Schmitz.

Von Odendorf geht es zurück in Richtung Rheinbach. Katharina Brustkern-Becker bekommt seit zehn Jahren "Essen auf Rädern". "Es schmeckt gut, manchmal sind es zu wenig Kartoffeln", sagt die 96-Jährige. "In meinem Alter ist mir das Kochen zu gefährlich", begründet sie, warum sie regelmäßig Essen bestellt. "Manchmal koche ich aber auch noch selbst. Fisch zum Beispiel."

Noch eine Fahrt, dann ist die Tour beendet. Schellenberger zückt sein Navigationsgerät. An der Adresse angekommen, klingelt er. Eine Perserkatze hockt im Haus und beobachtet ihn. "Ich wollte mich auch einmal bedienen lassen", sagt Neukundin Margaretha Dahmen lächelnd. Mit dem Probeessen sei sie sehr zufrieden gewesen. Und das Essen für die folgende Woche hat sie auch schon bestellt.

In der Serie "Auf dem Beifahrersitz" stellt der GA in loser Folge Menschen aus Vorgebirge und Voreifel, die beruflich unterwegs sind, und ihr Fahrzeug vor.

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