Die katholischen Kirchengemeinden bereiten sich auf die Veröffentlichung ihrer Haushaltspläne vor Mehr Transparenz bei den Finanzen

RHEIN-SIEG-KREIS · Es ist gerade einige Wochen her, dass das Erzbistum Köln erstmals in seiner Geschichte einen detaillierten Jahresabschluss mit umfangreicher Bilanz vorgelegt hat. Aus dem Finanzabschluss 2013 geht hervor, über welches Vermögen das größte und reichste Erzbistum in Deutschland verfügt, woraus es im Einzelnen besteht und wie sich die Einnahmen und Ausgaben im Detail zusammensetzen.

 Pfarrer Reinhold Malcherek ist Pfarrer in der Meckenheimer Pfarrkirche Sankt Johannes der Täufer.

Pfarrer Reinhold Malcherek ist Pfarrer in der Meckenheimer Pfarrkirche Sankt Johannes der Täufer.

Foto: roland Kohls

Die Resonanz in der Öffentlichkeit war überwiegend positiv. Nach dem Finanzskandal um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst legen aktuell immer mehr katholische Bistümer Rechenschaft über ihre Vermögenssituation ab. Vielen Menschen geht dies aber noch nicht weit genug. Sie wollen nicht nur wissen, wie sich die finanzielle Situation in ihrem Bistum darstellt, sondern fordern Transparenz darüber, wie die Pfarreien vor Ort die Kirchensteuern und die zugewiesenen Mittel aus öffentlicher Hand verwenden.

Der GA hat deshalb bei den Pfarrern der linksrheinischen Pfarrverbände im Rhein-Sieg-Kreis nachgefragt. Viele Fragen, auf die es derzeit aber noch keine konkreten und umfassenden Antworten gibt. Dabei werden die knapp 300 000 Katholiken im Rhein-Sieg-Kreis auch vom neuen Generalvikar Dominik Meiering (45) unterstützt: "Die transparente Darstellung der Finanzen, wie sie beim Erzbistum Köln erfolgt ist, empfehlen wir auch vor Ort. Deswegen raten wir den rechtlich selbstständigen Gemeinden im Erzbistum Köln ihre Finanzsituation verständlich aufzubereiten und ebenfalls zu veröffentlichen. Ich bin überzeugt, dass die Kirche auch auf der Ebene der Kirchengemeinden und Kirchengemeindeverbänden intensiver berichten und erklären muss, welche Mittel vorhanden sind und wie sie eingesetzt werden." Die Umfrage zeigt, dass die Bemühungen für eine große finanzielle Transparenz vorangetrieben werden.

Pfarrverband Bornheim - An Rhein und Vorgebirge: Jörg Stockem (40), leitender Pfarrer, zu dessen Einzugsbereich fünf Pfarreien und knapp 11 500 katholische Christen gehören, sagt: "Die Umstellung der Buchhaltung ist noch im Gange. Ich begrüße die Offenlegung des kirchlichen Vermögens und unserer finanziellen Verhältnisse ausdrücklich. Daher möchte ich so bald wie möglich auch die Zahlen unserer Kirchengemeinden offenlegen. Denn wir haben nichts zu verbergen und verwalten die uns anvertrauten Güter treuhänderisch und verwenden sie im Dienst der Seelsorge an den Menschen."

Seelsorgebereich Bornheim - Vorgebirge: Dort leben mehr als 14 200 Katholiken in acht selbstständigen Kirchengemeinden. Pfarrer Matthias Genster (50) arbeitet mit Hochdruck daran, Licht in die Finanzsituation der Gemeinden zu bringen: "Der Plan ist, dass 2016 die einzelnen Kirchengemeinden sukzessive ihre Finanzzahlen zusammen mit einer umfassenden und verständlichen Erklärung veröffentlichen." Das ist schon deshalb nicht einfach, wenn man die Struktur eines Pfarrverbandes wie in "Bornheim - Vorgebirge" beleuchtet. "Der Kirchengemeindeverband im Seelsorgebereich ist Träger unserer fünf Kindergärten und Anstellungsträger der Arbeitsbereiche Pfarramtssekretariat, Küsterdienst und Kirchenmusik. Darüber hinaus verwaltet der KGV die Mittel aus den Haushalten der Kirchengemeinden für die Pastoralarbeit und die Kosten in den acht Pfarrämtern", erläutert Genster den Aufbau seines Seelsorgebereiches.

Seelsorgebereich Alfter: Der leitende Pfarrer mit seinen sechs Pfarreien, Rainald M. Ollig, ließ zu diesem Thema über die Rendantur mitteilen, "dass der Projektplan vorsieht, dass ab 2016 die einzelnen Kirchengemeinden ihre Finanzzahlen zusammen mit einer umfassenden und verständlichen Erklärung veröffentlichen. Aus diesem Grund bitten wir noch ein wenig um Geduld."

Seelsorgebereich Meckenheim: Der leitende Pfarrer Reinhold Malchereck (55) befürwortet ebenfalls das Transparenzprojekt für seine fünf Pfarrgemeinden, in denen 11 500 Katholiken leben: "Was die Finanzen betrifft, so werden die Wirtschaftspläne der Kirchengemeinden sowie die Jahresabschlüsse öffentlich im Pastoralbüro ausgelegt. Damit verbunden ist derzeit aber keine Erläuterung der Zahlenwerte, weshalb nicht ersichtlich ist, was hinter den Zahlen einer Kirchengemeinde steckt, welchem Zweck laufende Einnahmen zugeführt werden und auf welchem Vermögen die Arbeit der Kirchengemeinde aufbaut."

Seelsorgebereich Rheinbach: Auf die Vielfältigkeit der Aufgaben und des finanziellen Engagements weist auch der Rheinbacher Pfarrverweser Hermann Josef Zeyen (43) hin. Er ist für 12 500 Katholiken verantwortlich und sagt: "Leider haben in den vergangenen Jahren verschiedene Vorgänge dazu geführt, dass die katholische Kirche in der Öffentlichkeit einen schweren Vertrauensverlust erlitten hat. Deswegen ist es absolut unumgänglich, dieses Vertrauen zurückzugewinnen. Das kann nur dann glaubwürdig vertreten werden, wenn wir das Ziel verfolgen, uns entsprechend zugewandt, verlässlich und vertrauenswürdig zu verhalten, und zwar auf allen Ebenen." Dazu gehöre auch der korrekte Umgang mit den Finanzen. Das Erzbistum Köln habe jetzt einen wichtigen ersten Schritt getan, dem die Kirchengemeinden des Bistums folgen werden.

Auf unsere Anfrage an den Kirchengemeindeverband Swisttal erhielten wir leider bis Redaktionsschluss keine Antwort.

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