Konzertreihe "Klassik-Bühne Rhein-Sieg" Märchenhafter Einstieg in die Klassik

RHEINBACH/ALFTER · Vorne lagen Matten, auf denen es sich die Kinder gemütlich machen konnten, während direkt vor ihnen Mozarts Zauberflöte als spannendes Märchen dargeboten wurde.

 Das Rubin Quartett und Schauspielerin Julia Kiefer brachten Kindern Mozarts Zauberflöte nahe.

Das Rubin Quartett und Schauspielerin Julia Kiefer brachten Kindern Mozarts Zauberflöte nahe.

Foto: Roland Kohls

Der sechsjährige Finn und die achtjährige Pia hatten reichlich Spaß: Mal dirigierten sie die Musikerinnen des Rubin-Quartetts mit den Händen, mal raunten sie sich gegenseitig Kommentare ins Ohr. Und wenn die Schauspielerin Julia Kiefer, die die Geschichten von Tamino und Pamena, dem bösen Sarastro, der Königin der Nacht und Papageno vortrug, sie einmal nicht in Atem hielt, streckten sie sich gemütlich aus.

Die Familienmatinee, zu der die Stiftung der Kreissparkasse Köln für den Rhein-Sieg-Kreis gestern ins Rheinbacher Glasmuseum eingeladen hatte, bot für Großeltern, Eltern und Kinder gleichermaßen etwas. Irmgard Zavelberg und Jana Andraschke an der Violine, Martina Horejsi, Viola, und Ulrike Zavelberg, Violoncello, interpretierten bekannte Stücke aus der Oper zugleich auf kammermusikalisch präzise wie auf spielerisch leichte Art.

Für die Kinder illustrierten die Musikstücke nachträglich die zuvor gehörten und gespielten Szenen. Julia Kiefer im bunten Federkostüm stellte die verwickelte Handlung auch durch Gesten und tänzerische Einlagen lebendig dar. Wiederholt bildeten die Mimin, die Musikerinnen und die Kinder ein Ensemble, etwa wenn es darum ging, ein Gewitter hör- und sichtbar zu machen. Hinterher war die achtjährige Liv am meisten von der Erzählerin überzeugt, während die 13-jährige Anna auch die Musik gut fand.

Das sah auch Luis (10) so, während Finn und Pia vom bunten Federkleid Julia Kiefers angetan waren. Wie auch bei den anderen vier Aufführungen der herbstlichen "Klassik-Bühne Rhein-Sieg" unter der künstlerischen Leitung des Cellisten Guido Schiefen hatte der Geschäftsführer der Kreissparkassenstiftung, Christian Brand, ein großes Sparschwein mitgebracht, in dem Spenden für das Frauenhaus Troisdorf gesammelt wurden.

Dort finden zurzeit acht Frauen und zwölf Kindern Schutz. Das Angebot für die Kinder soll durch Hausaufgabenhilfe und therapeutisches Reiten erweitert werden, sagte Brand.

Bereits am Freitagabend war die Klassik-Bühne zu Gast am Campus II der Alanus Hochschule in Alfter. "Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr" - mit Rilkes berühmtem Gedicht "Herbsttag" hatte Brand dort die Konzertreihe eröffnet. Zum Auftakt dominierten aber frühlingshafte Töne: Die Pianistin Mai Goto und der Geiger Michael Süssmann, beide international renommiert, spielten Werke der Romantiker Edvard Grieg und Eugène Ysaÿe.

Glockenklar klang der Anschlag von Mai Goto bei Griegs Sonate F-Dur opus 8 für Violine und Klavier. Sie schritt dabei reflektiert voran, bereitete der Geige Süssmanns den Weg in ein romantisches Idyll, in dem auch bedächtige, melancholische Passagen mit der aktuellen Jahreszeit harmonierten. Griegs F-Dur-Stück wird auch als Frühlingssonate bezeichnet. Ob es eine Frühlingswiese war, über die die Geigentöne wie summende Insekten kreisten oder herbstlich-bunte Flächen blieb der Vorstellungskraft der Zuhörer überlassen.

Im zweiten Stück, Griegs Sonate G-Dur op 13, bahnte Goto klangliche Schneisen, in die dann Süssmanns Violine filigrane und verschnörkelte Spuren zeichnen konnte. Ebenso wie der Norweger Grieg lebte der Belgier Ysaÿe in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

In seinem "Poème élégiaque" opus 12, das nach der Pause erklang, überwiegt ein schattiger Tonfall. Sein "melancholisch dunkler Zauber" ist einem Kniff geschuldet, wie das Programmheft vermerkt: Dank der um einen Ganzton tiefer gestimmten G-Saite klingt die Violine wie eine Bratsche. Mit der abschließenden Sonate c-Moll opus 45 kehrten Goto und Süssmann noch mal zu Grieg zurück und rissen das Publikum zu spontanen Bravo-Rufen hin.

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