Gnadenhof Anna in Rheinbach Lärm und Tierkot ärgern die Nachbarn

RHEINBACH-NEUKIRCHEN · Hat ein Gnadenhof mit mehr als hundert Tieren verschiedener Arten mitten in einem Dorf seinen richtigen Standort? Und hat dieser Gnadenhof die richtige Nutzung beziehungsweise sind diese Tierarten diejenigen, die man auf einem Gnadenhof erwartet?

Das sind zwei zentrale Fragen, die 55 Nachbarn und Bewohner der Ortschaft Neukirchen in einem Schreiben an den Rhein-Sieg-Kreis zum Gnadenhof Anna stellen.

Heike und Bernd Schneider kümmern sich mit 16 Mitgliedern des Vereins Gnadenhof Anna nach ihren Angaben derzeit um 43 Hühner, 15 Enten, neun Gänse, 20 Kaninchen, 22 Meerschweinchen, fünf Hunde, 16 Katzen sowie 21 Ziegen auf Außenweiden und fürchten nun um die Zukunft des Hofs.

Denn die Stadt hat nach einer planungsrechtlichen Prüfung festgestellt, dass es sich beim Gnadenhof Anna "um eine tierheimähnliche Nutzung" handele, da "die Grenzen einer privaten Tierhaltung deutlich überschritten werden". Daher hat die Stadt eine "baurechtliche Prüfung für die Einrichtung eines solchen Vorhabens" verfügt.

"Wir haben lange und oft versucht, mit den Nachbarn auf dem Gnadenhof zu sprechen, sind bei ihnen aber auf taube Ohren gestoßen. Deshalb müssen wir uns Hilfe holen", sagen Christian Schwingler und Thorsten Schmitt, die die Gruppe vertreten, die den Kreis angeschrieben hat. Beide beklagen Gestank und Lärm, der vom Gnadenhof ausgehe.

Katzenkot: Vater ärgert sich über verschmutzten Sandkasten

Die vier Kinder von Schmitt, die ihre Schlafzimmer nach hinten zum Gnadenhof haben, könnten zeitweise wegen des Lärms nicht schlafen, sagt er. Die Fenster seien inzwischen dreifach verglast. Den Sandkasten für die Kinder habe die Familie inzwischen "komplett stilllegen" müssen wegen der Kotverschmutzung durch die Katzen des Gnadenhofes. Thorsten Schmitt betont, dass er den Gnadenhof "im Grundsatz gut" finde.

Aber: "Das Problem ist, dass es mitten im Ortskern ist. Es gäbe auch andere Grundstücke, zum Beispiel die Weide, auf der Ziegen stehen. Dort könnte man eine Scheune bauen und den Gnadenhof dorthin verlegen." Ein anderer Nachbar, der nicht genannt werden möchte, nennt ebenfalls "starke Beeinträchtigungen durch zum Beispiel Lärm und Tierfäkalien in der Nachbarschaft".

Kreis kann Anzeigen wegen Tierquälerei nicht bestätigen

Anzeigen wegen Tierquälerei gegen die Betreiber des Gnadenhofs, über die "vom Hörensagen" berichtet wird, kann der Rhein-Sieg-Kreis als zuständige Veterinärbehörde nicht bestätigen, so Pressesprecher Dirk Kassel. Als Beteiligter im laufenden Verfahren könne der Kreis sich zu der gesamten Prüfangelegenheit nicht äußern.

Das Schreiben der Nachbarn mit den Unterschriften, das mit Datum vom 11. August eingegangen sei, habe der Kreis dahingehend beantwortet, dass die Stadt Rheinbach ein Baugenehmigungsverfahren durchführe, an dem auch der Kreis beteiligt sei.

Bürgermeister Raetz muss Immissionsschutz und Nachbarrecht abwägen

Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz hatte nach Erscheinen des Berichts im General-Anzeiger betont: "In unserer Gesellschaft hat Tierschutz einen hohen Rang. So gibt es eine Vielzahl von Regeln, die zum Schutz von Tieren aus Respekt vor dem Leben erlassen wurde. Es gilt aber auch, wirksamen Schutz und Interessenausgleich für das Zusammenleben der Menschen sicherzustellen. Hier geht es darum, die eigene Freiheit und die eigenen Interessen, mögen diese auch für noch so ehrenhaft gehalten werden, nicht über die anderer Mitmenschen zu stellen. Dazu gehören Immissionsschutz, Nachbarrecht, Baurecht und Gewässerschutz."

Auch eine Reihe von Leserzuschriften hat den General-Anzeiger erreicht. Waltraud Mandt aus Rheinbach hofft auf Unterstützung aus der Bevölkerung: "Der Gnadenhof Anna darf nicht geschlossen werden." Der Wachtberger Udo Mertens fragt: "Was rechtfertigt all diese teuren Maßnahmen der Stadt? Sollen hier anders als üblich statt Steuergelder jetzt Spendengelder verbrannt werden?"

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